An der US-mexikanischen Grenze ist, im wahrsten Sinne des Wortes, die Hölle los. Fast der gesamte Drogenkonsum der USA wird durch die südamerikanischen Kartelle über die Grenze organisiert und so sind die Amys seit den 80ern mit Polizei- und Geheimdienstbehörden im Kampf gegen den Drogenschmuggel aktiv, den sie sogar selber durch eine Unzahl an Einflussnahme in politische Verhältnisse selber erst möglich gemacht haben. Der Kampf ist aussichtslos, denn Geld regiert die Welt und lässt die Methoden immer brutaler werden. SICARIO (2015) war ein düsterer, erwachsener Drugwar-Thriller, der ebenso ernste Serien wie NARCOS (2015) eher tropisch-leicht wirken lies. Die Fortsetzung tritt also in große Fußstapfen und könnte sich locker in plumpen Brutalitäten verzetteln.

Originaltitel: Sicario: Day of the Soldado

Regie: Stefano Sollima

Darsteller: Benicio Del Toro, Josh Brolin, Isabela Moner

Artikel von Kai Kinnert

Die eine oder andere seriöse Filmkritik bezeichnete SICARIO 2 als „Gewaltorgie“ und als politisch Einseitig. Regisseur Stefano Sollima sei ja durch seine Regie bei GOMORRHA (2014) an Brutalitäten gewöhnt und würde hier einen sinnlosen Macho-Film abliefern.

Das macht mich ja ob des vielen Lobes gleich neugierig, denn GOMORRAH ist eine erstklassige, spaßfreie Serie über den Strudel der Verdammnis und zelebriert keineswegs die Gewalt des Untergangs, sondern zeigt nur ihre Zusammenhänge auf. Mit Sollima hat der Film also genau den richtigen Regisseur für ein Thema, das gar nicht soweit von dem Mahlwerk der Gomorrha entfernt ist. Nur hier transferiert sich der Kriegsgedanke zusätzlich noch auf eine politisch-militärische Ebene, denn der Kampfplatz ist nicht mehr Neapel, sondern betrifft die gesamten USA. Dementsprechend schickt die Handlung Josh Brolin und Benicio Del Toro als Gangleader in eine Black-Ops-Operation, die den schlichten Regeln von FÜR EINE HANDVOLL DOLLAR (1964) folgt: Reite in die Stadt und zettel einen Krieg zwischen den beiden rivalisierenden Banden an. Ob nun die Familien in Neapel Krieg führen oder die USA in Mexiko gegen die Kartelle – die Vorgehensweise ist stets die Gleiche und führt zu nichts weiterem, als dass es immer so weitergeht.

Agent Matt (Josh Brolin) und der Söldner Alejandro (Benicio Del Toro) kehren zurück an die US-mexikanische Grenze. Hier eskaliert der Drogenkrieg, seit die mexikanischen Kartelle begonnen haben, Terroristen über die Grenze in die USA einzschleusen. Um von US-Seite aus im Gegenschlag einen Krieg der verfeindeten Drogenkartelle anzuzetteln, soll die Tochter (Isabela Moner) des Kartellbosses und Schleusers Carlos Reyes entführt werden. Mit dem hat Alejandro jedoch noch eine ganz andere Rechnung offen.

Doch so einfach ist das mit der Rechnung nicht, denn parallel zur coolen Geheimdienstoperation zeigt der Film in wenigen und doch ausreichend dichten Szenen den Weg des 16jährigen Miguel Hernandez (Elijah Rodriguez) zum Soldaten eines Schleuserkartells auf, um so später verhängnisvoll auf Alejandro und Isabel (Isabela Moner) zu stoßen. Doch bis es soweit ist, wird Alejandro auf Black-Ops-Ebene als PALE RIDER nach Mexiko City geschickt, um dort mit seinem Team an Agenten mitten in der Stadt für das entschlossene Ableben eines Anwalts von Carlos Reyes zu sorgen. Danach schnappte sich die Truppe in einem knackig inszeniertem Zugriff die verwöhnte Tochter des Kartellbosses und lässt es wie die Entführung durch das verfeindete Kartell aussehen.

Der Tochter spielt man dann ihre Befreiung durch die US-Behörden auf amerikanischem Boden vor, um sie so mit der Geheimdienst-Truppe um Matt zurück ins Kartellland ihres Vaters zu bringen, was natürlich zünftig schief geht. Isabel flüchtet dabei in die mexikanische Wüste und Alejandro nimmt die Verfolgung auf. Fortan sind die beiden auf sich alleine gestellt.

Die Action in SICARIO 2 ist knackig-trocken, Regisseur Stefano Sollima hat alles voll im Griff. Ähnlich wie im ersten Teil gibt es entschlossene, harte Actionszenen, die mit der düster-treibenden Musik Johann Johannsson und Hildur Guonadottir passend untermalt werden. Das Selbstmordattentat auf einen Supermarkt, die Entführung der Tochter oder der Überfall auf Matts Konvoi sind gekonntes, trocken-hartes Actionkino. Und den Regeln des Krieges folgend, befehligt auch Matt nur ein Killerkommando, das keine Spuren hinterlassen soll und sich so durch das Grenzgebiet von Mexiko säubert. In SICARIO 2 geht es hart zur Sache. Die Story von Alejandro rückt hier spannend und wendungsreich in den Vordergrund und macht aus dem Film eine runde Nummer. Das Ende passt für einen abschließenden, dritten Teil gut.

SICARIO 2 ist ein knackig-trockener Actionthriller, der wenige Gefangene macht. Sollima gelang eine ausgewogene Fortsetzung, der ein Fünkchen in der Stimmung des ersten Teils fehlt. Doch das mindert nicht die Spannung der Story und seiner Action. Wer solche Black-Ops-Geheimdienst-Kracher mag, wird hier bestens bedient und bekommt zudem eine gelungene Fortsetzung des ersten Teils serviert. Hat mir gefallen.

Als Extras gibt es auf der DVD ein kommerzielles Making Of und drei Featurettes, sowie einen Trailer.

Das Bild ist knacke gut, der Ton auch. Alles andere wäre überraschend.

Trailer:

Zurück zur Startseite