Get into the Groove für JUSTBRIDGE ENTERTAINMENTs liebevolle Veröffentlichung des Retro-Selbstfindungsstreifens mit Madonna, die erst während der Dreharbeiten im Jahre 1984 zum Star avancierte. Das Timing hätte also für die Produzenten, die eigentlich Ellen Barkin in der Titelrolle verpflichten wollten, nicht besser sein können. Doch der eigentliche Star ist nicht die Queen of Pop, sondern die wundervolle Rosanna Arquette, die den Film locker auf ihren eigenen Schultern stemmt. Ob es sich bei dem Film von SEX AND THE CITY-Regisseurin Susan Seidelman um einen zeitlosen Klassiker handelt und warum Susan so verzweifelt von allen gesucht wird, erfahrt Ihr im Artikel.

Originaltitel: Desperately Seeking Susan

Regie: Susan Seidelman

Darsteller: Rosanna Arquette, Aidan Quinn, Madonna, Will Patton, Mark Blum, Robert Joy

Artikel von Christian Jürs

Roberta (Rosanna Arquette) führt das gelangweilte Leben einer New Yorker Hausfrau. Ihr Mann Gary (Mark Blum), seines Zeichens erfolgreicher Badewannenhersteller und amtlicher Langweiler, bemerkt dabei nicht, dass seine Frau unglücklich in ihrer Ehe ist. Tief in Roberta stecken Sehnsüchte nach einem aufregenden Leben voller Romantik verborgen. Aus Frust verfolgt sie die Kontaktanzeigen, die sich der Musiker Jim (Robert Joy) und seine Liebschaft Susan (Madonna) immer wieder in der Tageszeitung hin- und herschicken, um in Kontakt zu bleiben und ihre Liebe am Leben zu erhalten.

Als sich in den Anzeigen ein Treffen zwischen den beiden Liebenden in New York ankündigt und Gary geschäftlich außer Haus ist, entschließt sich Roberta, aus sicherer Entfernung die beiden zu beobachten. Schnell entdeckt sie den Musiker und die poppige Susan, die sich jedoch nach kurzer Zeit bereits wieder trennen. Roberta verfolgt die mysteriöse Frau aber weiterhin und so gelangt sie in einen Klamottenladen, in dem die flippige Dame ihre Jacke gegen ein Paar Stiefel eintauscht. Kurzentschlossen kauft Roberta die Jacke und findet darin einen Schließfachschlüssel, der sie fortan in große Schwierigkeiten bringt. Denn hinter dem Schlüssel ist ein Profikiller namens Wayne Nolan (Wil Patton) her, der Roberta aufgrund der auffälligen Jacke mit der von ihm gesuchten Susan verwechselt. Bei einem Handgemenge zwischen ihr und dem Killer, stürzt Roberta und stößt sich den Kopf, was eine Amnesie hervorruft. Der Filmvorführer Dez (Aidan Quinn), ein Freund von Jim, beobachtet das Geschehen und eilt der wehrlosen Frau zu Hilfe. Fortan glaubt diese, sie sei Susan und findet sich plötzlich in tödlicher Gefahr wieder. Gott sei Dank holt Dez, der Susan bislang nur aus Erzählungen seines Kumpels kannte, Roberta immer wieder aus dem Schlamassel heraus. Dabei tut er sich zunächst schwer, der vemeintlichen Susan zu helfen, doch nach und nach findet er Gefallen an der flippigen, jedoch etwas unbeholfenen Dame…

Das Skript zu Susan… verzweifelt gesucht dümpelte bereits einige Jahre durch Hollywood, ehe aich Produzenten fangen, die den Film realisierten. Rosanna Arquette sprach eigentlich für die Rolle der Susan vor und war entsprechend überrascht, dass man ihr schließlich die Rolle der schüchternen Roberta anbot. Ein Glücksfall, da es sich nicht nur um den weit größeren Part handelte, sondern auch, weil Frau Arquette hier eine der besten Darstellungen ihrer Karriere zeigte. Auch Madonna weiß hier ausnahmsweise zu überzeugen (mit Grauen denke ich an die Guy Ritchie Gurke Swept Away zurück). Ein Kunststück war dies allerdings nicht, denn eigentlich stellt die Popsängerin nur ein alternatives Alter Ego ihrer selbst dar. Aidan Quinn überzeugt wie so oft zu der Zeit als Sunnyboy und Herzensbrecher und auch Mark Blum, der kürzlich leider an Covid-19 verstarb, hätte als tumber Ehemann nicht besser besetzt werden können. Lediglich Will Patton darf als Profikiller nicht viel von seinem Können zeigen. Vielleicht liegt dies auch daran, dass der Film ursprünglich mit Erwachsenenfreigabe (R-Rating) geplant war. Dem kam allerdings Madonnas plötzliche Popularität bei der Jugend dazwischen, weswegen der Film auf ein kassenträchtiges PG-13 heruntergekürzt werden musste. Wie weit dies dem Film geschadet hat, lässt sich heute leider nicht mehr feststellen.

Trotz dieser Eingriffe funktioniert der Mix aus Selbstfindungsromanze und sanftem Krimi auch heute noch recht gut und man fühlt sich über die gesamte Laufzeit hinweg gut unterhalten. Lediglich die versprochenen Screwball-Comedy-Elemente, die mir von mehreren Seiten her versprochen wurden, konnte ich nicht so recht entdecken. Nicht falsch verstehen, der Film transportiert wunderbar die Leichtfüßigkeit eines 80er Films, doch lachen musste ich eigentlich zu keinem Zeitpunkt. Ein klein wenig gewinnt der Film allerdings an Humor in der deutschen Synchronfassung, denn Dialogbuch und -regie übernahm Arne Elsholtz, der sich auch gleich die Sprechrolle von Aidan Quinn sicherte. Mark Blum klingt derweil nach Thomas Danneberg, der besonders in der Szene, in der Gary in einem albernen Werbespot auftritt, wesentlich witziger agiert als Mark Blum im Original. Auch Synchronlegende Wolfgang Spier ist im Film zu hören. Eine traumhafte Synchro. Zur Schenkelklopferkomödie mutiert Susan… verzweifelt gesucht dadurch allerdings nicht.

Bild (1,85:1) und Ton (Deutsch und Englisch in DTS HD Master 5.1 bzw auf DVD Dolby Digital 5.1) sind für einen 35 Jahre alten Film hervorragend. Als Bonusmaterial gibt es einen Audiokommentar von Regisseurin Susan Seidelman, ein alternatives Ende im Rohschnitt ohne Musik und den Kinotrailer. Das Mediabook bietet zusätzlich ein wie immer informatives Booklet von Christoph N. Kellerbach.

Trailer:

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