Michelle Yeoh war Mitte der 1990er die höchstbezahlte Darstellerin in Hong Kong, wobei ihre Karriere erst nach der Ehescheidung von Produzent Dickson Poon mit Police Story 3 so richtig in Fahrt kam. Mit Filmen wie Heroic Trio 1 – 3, Tai Chi und Mega Cop, eroberte sich der selbstbewusste Star den Thron der „Queen of Kung Fu Movies“ in HK wieder zurück und ist bis heute international dick im Geschäft. Obwohl sie keine formal ausgebildete Kampfkünstlerin ist, kann sie auf ein langes Training zurückblicken und war so in der Lage, ihre Action und Stunts glaubwürdig auszuführen. Sie hat es einfach drauf. PHOENIX DISTRIBUTION brachte den Klassiker des HK-Kinos nun limitiert durch CARGO RECORDS in die heimischen Sammlerregale.

Originaltitel: Chiu kup gai wak / Projekt S (aka Once a cop)

Regie: Stanley Tong

Darsteller: Michelle Yeoh (Khan), Cynthia Luster, Eric Tsang, Siu-Wong Fan, Rong Guang Yu, Dick Wei, Bowie Lam, Bruce Law, Jackie Chan

Artikel von Kai Kinnert

„Das internationale Verbrechen macht nicht Halt vor den Grenzen. Von den dunklen Straßen in Peking bis zu den Straßenschluchten von Hongkong – überall lauert der Tod. Eine Spezialeinheit der Polizei kämpft einen verzweifelten Kampf, um die Flut der Gewalt einzudämmen. Superstar Michelle Yeoh schlägt unbarmherzig zu. Gnadenlos kämpft sie gegen das Verbrechen.“

Wie auch immer. Michelle Yeoh ist Polizistin und hat mit dem Verbrechen zu tun. Das allein reicht eigentlich schon, um im HK-Kino als Actionversprechen durchzugehen. Wen kümmert schon der Schabernack um Handlung und Raffinesse, im Old-School-HK-Action-Kino wird sowieso nur zackig durchgespielt und bunte Klamotten getragen, Klebstoff zwischen den Actionszenen eben. Mit Stanley Tong saß hier ein Routinier im Regiestuhl, der eine Art Peter Hyams der HK-Action ist und stets massenkompatibel inszenieren konnte – Mega Cop hat also keine schlechten Voraussetzungen für einen netten Retro-Abend.

Mega Cop ist ein echter Film aus der Hoch-Zeit des HK-Kinos. Es wurde wie verrückt produziert, das Publikum lechzte nach Action und Abenteuer, nach Drama und Kitsch, nach schrägen Gags und schrill-düsteren Horrorstreifen. Dicht gepresst lebten Millionen Menschen in dieser pulsierenden Stadt, die mit einer enorm hohen Kinodichte ein lukrativer Markt bot und ständigen Nachschub brauchte. Grob geschätzt dauerte die Produktionswut gut 15 Jahre lang an und schuf so eine Unmenge an Filmen sämtlicher Genres, die zwar oft Low Budget waren, aber stilprägendes, filmisches Potential inne hatten. Das heutige Actionkino ist geprägt vom alten HK-Actionkino, das mit seiner Art der Inszenierung den Grundstein der modernen Actioninszenierung legte.

Natürlich ging es nicht immer blutig zu, manchmal musste man eben auch familienfreundlich drehen und auch Mega Cop ist, dank Stanley Tong, einer dieser Actionfilme, die gerade noch so familientauglich am Neujahrsfest besucht werden konnten. Das Neujahrsfest war ein klassischer Starttermin für fast alle Jackie-Chan-Filme, von denen Stanley Tong auch einige drehte und so Mega Cop wie eine Low-Budget-Variante von Police Story wirken lässt. Alle wichtigen Elemente, die in einem familienfreundlich angelegten HK-Actionfilm nicht fehlen durften, sind auch hier enthalten. Action, das ist klar, aber auch etwas Witz, dazu eher harmlose Shoot Outs, mindestens ein großer Stunt und etwas Tragik, zu der man einen Popsong einspielen konnte. Doch was in HK als harmlos durchging, sorgte hierzulande für eine Indizierung des Titels. In HK wird eben trotzdem hart zugeschlagen und erschossen.

Und so bietet das denkbar dünne Drehbuch allerlei Gelegenheit für Action im typischen HK-Stil. Die Fights sind routiniert inszeniert, alle Darsteller wissen was sie tun und Michelle Yeoh hat gleich in den ersten Minuten des Films ihre beste Sequenz. Spätere Fights sind natürlich auch gelungen, aber gerade zu Anfang etabliert sie sich als toughe Kämpferin. Bemerkenswert ist sicherlich ihr späterer Sprung von einem Dach, in Verbund mit einigen gut choreografierten Kämpfen. Auch das Unterdrehen der Kampfszenen, damit diese schneller wirken, wurde eher verhalten eingesetzt.

Insgesamt ist Mega Cop auch heute noch ein solider Actionfilm alter HK-Schule, etwas bunt, etwas harmlos, aber dank Michelle Yeoh ein sicherer Griff für einen soliden Retro-Abend.

Das Bild der DVD ist ganz gut, der Ton ebenso.

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