Da hat der geneigte Sammel-Django eigentlich gar keine Wahl. Wer dem Italo-Western zugeneigt ist und sich die Streifen in allen möglichen Bildformaten und Fassungen ins Regal gestellt hat, benötigt eigentlich keine Filmkritik, um hier zuzugreifen. Besonders dann, wenn sich EXPLOSIVE MEDIA / KOCH FILMS einen der vielen, kleineren Italo-Western greifen, den man gar nicht mehr auf der Uhr hatte und der dann plötzlich mit restauriertem Bild als Mediabook in zwei Covervarianten erscheint. Aus rein technischen und filmhistorischen Gründen darf sich der Italo-Fan diesen Film also schon mal ungesehen ins Regal stellen. Schön wäre es natürlich, wenn der Streifen auch filmisch was zu bieten hat, denn ein sauberes Bild und eine hübsche Verpackung machen ja noch keinen guten Film aus. Und in diesem Punkt weist Django, den Colt an der Kehle eine launige Überraschung auf.

Originaltitel: Chiedi perdono a Dio, non e me

Alternativer dt. Titel: Blutiger Zorn

Regie: Vinzenzo Musolino (Glenn Vincent Davis)

Darsteller: George Ardisson, Anthony Ghidra, Peter Martell, Cristina Iosani, Pedro Sanchez, Dean Stratford, Dante Maggio

Artikel von Kai Kinnert

Während Django in der nahen Stadt verweilt, wird seine Farm überfallen und seine Familie brutal ermordet. Der Mexikaner Barrica hat das Massaker beobachtet und hilft dem Pistelero bei der Identifikation der Täter. Im Gegenzug für seine Hilfe bekommt er die Leichen der Banditen, die Django zur Strecke bringt, und kassiert das auf diese ausgesetzte Kopfgeld. Als sich heraus stellt, dass hinter die berüchtigte Smart-Bande steckt, muss Django sein gutes altes Maschinengewehr reaktivieren.

Hoppla, das hier ist ja richtiges Autorenkino! Vinzenzo Musolino ist Drehbuchautor, Produzent und Regisseur des Films…und er hat alle Jobs gut hinbekommen. Ein großes Budget hatte der Streifen nicht, aber Musolino wusste geschickt damit umzugehen und sorgte so für die kreative Überraschung des Abends. Mario Mancini heißt hier der Mann der Stunde, es ist der Kameramann von Django, den Colt an der Kehle, der diesen Streifen zu einem kleinen Kunstwerk des Italo-Western macht. Ständig in Bewegung, Schwenks und Fahrten aller Orten, Schrägen, Winkel, Einteilung und Perspektiven… hier wird das volle Pfund einer sauberen und frischen Kameraführung abgeliefert, dass einem die Ohren schlackern. Man kann seinen Blick gar nicht abwenden, ständig gibt es etwas zu entdecken. Hier wurde alles andere als konventionell abgefilmt, hier hat man sich beim Bildaufbau und der Inszenierung wirklich Mühe gegeben. Voller Farbenpracht ist das Bild, stets bis in den Hintergrund gefüllt, spannend aufgeteilt, streckenweise expressionistisch gefilmt und mit zahlreichen, sauberen Kamerafahrten versehen… das ist wahrlich selten und kann sich sehen lassen. Mario Mancini ist ein guter Kameramann mit fotografischem Blick, und er hat hier ausreichend Gelegenheit mit seinem Können zu experimentieren. Ihm gelingen fantastische Einstellungen, meist in weiten Einstellungen, die man sich so als Tapete an die Wand kleben könnte. In dem Streifen ist alles gut ausgeleuchtet, hier säuft kein Auge ab, die Spitzen sitzen, ob Saloon oder Reiterhorde im Tal… Vinzenzo Musloino hatte die richtige Crew für seinen Film.

Die Action in diesem Streifen ist zwar unblutig (hier und da gibt es einen Blutfleck), unterhält aber standesgemäß, da hier mit aufwändigen Einstellungen inszeniert wurde, mit etlichen Details und erhöhten Perspektiven… irgendwie mit Schwung in der Sache. Hier wurde das gesamte Bild von vorne bis hinten geschickt bespielt. Und am Ende werden etliche Leute vom Pferd gemäht, Djangos Maschinengewehr hält voll drauf – es zerplatzt auch einmal eine Vase und es splittert eine Planke. Im Finale kurbelt Django mit seiner Knarre die Halunken ausdauernd vom Pferd herunter, dass man sich als Zuschauer die Augen reibt. Eben auch, weil die Pferde am Ende alle überlebt haben. Insgesamt ist die Inszenierung der Action eine solide Sache, die Schnittfolgen sind recht aufwändig und so manche Einstellung in diesem Film ist einfach gute Fotografie.

Aber auch in seinen Handlungsszenen gewinnt der Film durch seine Kameraarbeit an Spannung und gerade die Saloon-Szenen überraschen mit einem Sinn für Lichtbrüche durch Rauch und stark betonten Vordergründen im Bild. Django, den Colt an der Kehle ist ein runder Italo-Western, dem vielleicht ein klitzekleines Quäntchen an musikalischer Eleganz und etwas Blut beim Schusswechsel fehlt, jedoch durch sein geschlossenes Erzähltempo und der famosen Kamera bestens zu unterhalten weiß. Und Django? Nun, George Ardisson macht weitestgehend einen guten Job und wirkt in einigen Einstellungen sogar wie der Halbbruder von Steve McQueen… im letzten Drittel des Films sitzt der Blick. Fans des Genres dürfen gerne zuschlagen.

Cover A

Das Bild der Blu-ray (aber auch DVD) ist super, geradezu makellos. Farben und Licht sehen gut aus, der Film wirkt irgendwie frisch. Der Ton ist gut. Als Extras gibt es ein Interview mit George Ardisson, eine entfallene Rahmenhandlung (diese wurde nur bei der Testvorführung des Films verwendet und ist bei der späteren Kino-Veröffentlichung entfernt worden, ebenso wurde der Vorspann modifiziert. Es handelt sich hier um das einzig erhaltene Exemplar), einen Audiokommentar mit Maximilian Scholz und Benedikt Wilken von Deep Red Radio, eine Bildergalerie und Trailer.

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