Anfang des Jahres feierte das Sequel des Horrorkultfilms An American Werewolf in London seine UHD-Premiere im Hause TURBINE MEDIEN. Dabei schauten viele Fans jedoch in die Röhre, da die drei limitierten Mediabookauflagen in Windeseile ausverkauft waren. Nun könnt Ihr Eure Tränen wieder trocknen, denn ab sofort kann man den Film in Softboxvarianten, sowohl in der 4K-, als auch in der Blu-ray und DVD-Version, im Turbine Shop vorbestellen. Grund genug, nochmal die rosarote Werwolf-Fanbrille aufzusetzen und mit den Wölfen zu heulen.

Alter deutscher Titel: American Werewolf 2

Regie: Anthony Waller

Darsteller: Tom Everett Scott, Julie Delpy, Vince Vieluf, Julie Bowen, Phil Buckman

Artikel von Christian Jürs

Ich war etwa zwölf Jahre alt, als ich American Werewolf aka An American Werewolf in London aus dem Videoschrank (ja, sowas hatte man damals) meiner Eltern stibitzte. Die Mischung aus trockener Komödie und fiesem Horrorfilm geriet fix zu einem meiner absoluten Lieblingsfilme. Die legendäre Werwolfs-Verwandlungsszene ließ mich – und wohl jeden anderen Zuschauer – damals mit offenem Mund vor der Glotze sitzen. Nicht umsonst wurde der Film mit dem ersten, jemals vergebenen Oscar für das beste Make-Up ausgezeichnet. Effekte, die sich auch heute noch sehen lassen können. Sechzehn Jahre später dürften diese dementsprechend noch atemberaubender geraten sein, oder? Naja, eher oder.

Doch es sind natürlich nicht allein die Effekte, die es bei der Filmbewertung zu berücksichtigen gilt. Der alte Streifen glänzt mit unfassbar sympathischen Charakteren. Er handelt von einem jungen Touristen aus Amerika namens David, der zusammen mit seinem besten Freund Jack die ländliche Gegend Englands durchstreift, als ein Werwolf die beiden angreift und ihre Reisepläne jäh vernichtet. David kommt mit einer Fleischwunde davon, Jack wird jedoch zu Frikassee verarbeitet, ehe die anwohnenden Dörfler dem Spuk mit einem Gewehr ein Ende bereiten und den wildgewordenen Wolfsmenschen erlegen. David wird in ein Krankenhaus in London eingewiesen, wo er die heiße Schwester Alex kennen- und lieben lernt. Doch plötzlich erscheint immer wieder Zombie-Jack vor Davids Augen und bittet ihn, Selbstmord zu begehen. Denn David ist der letzte, lebende Werwolf und der muss vernichtet werden, sonst türmen sich die Leichen, die weiterhin durch die Zwischenwelt wandeln müssen und keine Ruhe finden. Eine tragikomische Gruselmär, die – Vorsicht Spoiler – mit der obligatorischen Erschießung des Ungeheuers endet.

Sechzehn Jahre später begibt sich der ebenfalls junge, amerikanische Tourist Andy (Tom Everett Scott) auf einen Urlaubstrip durch Europa. Begleitet wird er von seinen beiden besten Freunden Brad (Vince Vieluf) und Chris (Phil Buckman). Ihr nächstes Reiseziel ist Paris, wo sie den wahnwitzigen Plan verfolgen, einen waghalsigen Bungeesprung vom Eifelturm auszuführen. Zu diesem Zweck schleichen sich die Freunde nachts heimlich auf das Wahrzeichen. Gerade, als Andy seinen Mut zusammenfasst und seinen beiden Freunden beweisen will, dass er den Sprung packen kann, erscheint eine hübsche, junge Französin (Julie Delpy) auf dem Turm, um ebenfalls mit einem Sprung – ohne Seil – hinunterzuhüpfen. Andy hüpft ihr beherzt hinterher und kann sie im Flug auffangen, knallt im Anschluss jedoch mit dem Kopf an eine Eisenstange und erwacht im Krankenhaus. Festentschlossen, die junge Frau, der er das Leben gerettet hat, zu finden, verlässt er kurzerhand die Klinik und wird tatsächlich fündig (immerhin ist Paris ja bekanntlich ein Dorf).

Doch Serafine, wie die Schönheit heißt, wimmelt ihren aufdringlichen Lebensretter an der Haustür ab, lässt sich aber, nach etwas Bitten, auf ein Treffen in einem öffentlichen Café ein. Dieses verläuft jedoch äußerst unglücklich. Doch Andy gibt nicht auf und klingelt abends, zusammen mit seinen beiden Freunden, erneut an ihrer Tür. Ihm öffnet jedoch nur ein undurchsichtiger Typ namens Claude (Pierre Cosso), der den Dreien mitteilt, dass sich Serafine auf einer Party in einem Kellergewölbe befindet. Die Jungs lassen sich die Adresse nennen und begeben sich sogleich dorthin. Was sie nicht ahnen… es ist eine Party von Wolfsmenschen, die die normalen, anwesenden Partygäste als Abendbuffet goutieren wollen. Chris entscheidet sich allerdings gegen einen Partybesuch und schleicht erneut zurück zum Anwesen, in dem Serafine wohnt. Dort entdeckt er die junge Dame, eingesperrt im Kellerverlies und befreit sie kurzerhand. Zum Dank, nein, eher zu seinem eigenen Schutz, sperrt Serafine ihren Retter stattdessen ein und eilt zur Werwolfsparty. Für Brad kommt sie leider zu spät, doch immerhin kann sie Andy retten, kurz bevor sie sich (welch Überraschung), selbst in so ein Ungeheuer verwandelt. Andy kann dank ihrer Hilfe zwar entkommen, wird auf der Flucht jedoch von einem Werwolf gebissen. War es Serafine?

Ihr seht, während man die Story des Erstlings in nur fünf Sätzen schildern kann, ist es bei An American Werewolf in Paris wesentlich komplizierter, nur zum Ausgangspunkt der Handlung zu gelangen. Statt mit Gruselatmosphäre zu punkten, startet der Film, nach einer kurzen, unbedeutenden Angriffsszene ohne größere Bedeutung, als crazy 90er Jahre Teeniekomödie mit damals hippen Songs wie das vergessene Walkin‘ on the Sun von Smash Mouth. Eine Vorgabe der Produzenten, die unbedingt auch ihre Soundtrack-CD´s an den Mann bringen wollten und zugleich ein Jammer, denn der instrumentale Score von Wilbert Hirsch ist gar nicht schlecht und zitiert das stimmungsvoll das Original. Von einer sinnvollen Songauswahl wie dort, wo Gassenhauer wie Blue Moon oder Bad Moon Rising sogar inhaltlich passten, fehlt hier leider jede Spur.

Die verquaste Story um eine verschworene Werwolfgemeinde, die alle Fremden auslöschen will und dabei versehentlich Andy mit den Wolfsgenen infiziert, ist leider, obwohl der Film ein ordentliches Tempo vorlegt, zu keiner Zeit gruselig. Im Gegenteil, selbst die damals noch lakonisch über ihr Schicksal witzelnden, blutverschmierten Opfer geraten hier zu albernen Zankhähnen, die dem Zuschauer den letzten Nerv rauben. Da hilft es auch nichts, dass sich unter ihnen Modern Family Hottie Julie Bowen in jungen Jahren befindet, die sich auch mal lustig das Auge aufbläst.

Noch bescheuerter ist allerdings die Drehbuchidee, dass ein Gegenmittel gegen das Lykanthropievirus existiert, welches allerdings das Gegenteil, also eine sofortige Verwandlung, bewirkt. Auch die neue Regel, dass man, wenn man gebissen wurde, zwecks Heilung einfach das Herz des Wundenverursachers verspeisen muss, um den Fluch zu brechen, ist sagenhaft dämlich und birgt, im Falle von Serafine, sogar für ein faustgroßes Plothole. Die ist nämlich als Werwolf geboren worden, was die Jagd auf den Ur-Werwolf in ihrem Falle wirkungslos machen würde. Zudem tötete Serafine in Kindheitstagen ihre eigene Mutter (Isabelle Constantini). Jene entpuppt sich, als loser Zusammenhalt der beiden Filme, als untote Krankenschwester – offenkundig Schwester Alex aus dem Originalfilm. Deren damalige Schauspielerin Jenny Agutter hatte jedoch kein Interesse an einem Cameo, weswegen dies nur beiläufig nebenbei erwähnt wird und den wenigsten Zuschauern auffallen dürfte.

Es gibt so vieles, was ich noch bemängeln könnte an An American Werewolf in Paris, dabei ist der Film keinesfalls langweilig. Dies ist vor allem den beiden sympathischen Hauptdarstellern zu verdanken. Tom Everett Scott gab sogar wirklich alles, indem er sich bei seinen Stunts nicht doubeln ließ. Und Julie Delpy? Die ist sowieso über jeden Zweifel erhaben und seit Before Sunrise ganz fest in meinem Herzen verankert. Die Rolle der Serafine nahm sie allerdings, nach eigener Aussage, nur an, um ihre Miete bezahlen zu können. Den Film selbst mochte sie gar nicht, weswegen sie sich von Hollywood-Blockbustern danach auch so weit wie möglich fernhielt.

Bevor ich nun ein paar wirklich angebrachte, lobende Worte zur Veröffentlichung von Turbine Medien tippen werde, muss ich auf den wirklich schlimmsten Minuspunkt des Films nochmals eingehen: Die CGI-Effekte, mit denen die Werwölfe größtenteils zum Leinwandleben erweckt wurden. Diese sind dermaßen furchtbar, dass sie sogar anno 1997 schon scheiße aussahen und heute selbst im Hause The Asylum für Gelächter sorgen dürften.

So werden wohl hauptsächlich Horrorkomplettisten und Fans, die damit irgendwelche Jugenderinnerungen verbinden, bedenkenlos zugreifen. Und wem der Film tatsächlich gefällt, der wird hier auch bestens bedient. Bild- und Tonqualität der Neuabtastung sind wirklich phantastisch, insbesondere in der 4K-Version. Die deutsche- und englische Tonspur gibt es wahlweise in DTS-HD MA 5.1 (Upmix) oder 2.0. Untetitel sind in beiden Sprachen enthalten. Es gibt, neben einer kleinen Begrüßung, einen Audio-/Videokommentar von Regisseur Anthony Waller, die Workprintfassung (in erstaunlich guter Bildqualität), ein alternatives Ende (welches mir ein wenig besser gefällt), alte Interviews mit Cast und Crew, ein sehr ausführliches Making Of, ein Musikvideo „Mouth“ von Bush, sowie das dazugehörige Making Of und den Trailer in verschiedenen Sprachfassungen. Die Blu-ray-only-Variante besitzt ebenfalls eine verbesserte Bildqualität und ein Wendecover ohne FSK-Logo. Die DVD-Version entspricht der früheren Mediabookversion aus dem Jahr 2017.

Der Film mag Geschmackssache sein, die Veröffentlichung ist jedoch spitzenklasse. Es liegt bei Euch, ob Ihr zugreift.

Turbine-Shop-Links:

4K UHD-Softbox (plus Blu-ray)

Blu-ray

DVD

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