Noch ein Actionthriller aus Korea gefällig? Wenn es schon im Westen nichts Neues gibt, dann mit Sicherheit im Osten, der Himmelsrichtung, aus der in letzter Zeit die sehenswerten Filmüberraschungen kommen. Ein Typ wechselt alle 12 Stunden den Körper, springt so innerhalb einer kriminellen Verschwörung durch sechs weitere Personen und versucht nicht nur herauszufinden, was mit ihm passiert ist, sondern muss auch noch eine Frau retten. Bei der Story vermutete ich anfangs einen wirren SF-Streifen und wurde dann doch positiv enttäuscht. Die Nummer ist ein knackiges Actionbrett und der Streifen ein Geheimtipp. BUSCH MEDIA GROUP brachte den Kracher nun auf DVD, Blu-ray und in einem formschönen, limitierten Mediabook heraus.

Regie: Yoon Jae-guen

Darsteller: Yoon Kye-sang, Park Yong-woo, Lim Ji-yeon, Lee Sung-wook, Seo Hyun-woo

Artikel von Kai Kinnert

Ian wacht nach einem Verkehrsunfall ohne Gedächtnis, aber mit einer Schussverletzung auf. Schnell wird klar, dass der Körper, in dem er sich befindet, nicht sein eigener ist. Es kommt noch schlimmer: Offenbar wechselt seine Seele alle zwölf Stunden in einen anderen Körper. So landet er inmitten einer kriminellen Verschwörung. Und er ist nicht der einzige, der auf der Suche nach seiner Identität ist, denn Gangster, korrupte Cops und eine mysteriöse Frau namens Jina suchen ebenfalls nach ihm. Mit Waffengewalt und den Kampfkünsten seiner Leihkörper muss Ian seinen ursprünglichen Körper finden, bevor seine Feinde ihm zuvorkommen.

A Bittersweet Life (2005), Die Borune Identität (2002), Face/Off (1997) und Memento (2000). Mit diesen vier Titeln wollte ich schon immer einmal eine Filmkritik eröffnen. Ein Traum seit 1973, ganz ehrlich. Aber genau das sind die Titel, die mir zu Spiritwalker einfallen. Ich habe den Streifen nun dreimal hintereinander gesehen und bin ganz angetan von Kamera, Schauspiel, Drehbuch und Action. Anfangs war ich skeptisch, doch im zweiten Durchlauf überzeugte mich der Film durch seine durchdachte Machart. Das Drehbuch funktioniert und große Längen gibt es nicht. Dazu ein Actionsetting, welches mit Faustkämpfen, Shoot-Outs und Verfolgungsjagd mit dem Auto bestens zu unterhalten vermag. Hier geht’s realistisch zur Sache.

Immer, wenn Ian ein weiteres Teil des Rätsels erfährt, passiert etwas, gibt es auf die Glocke und der Film dreht auf. Und das macht Spiritwalker außerordentlich gut. Neben einer gelungenen Filmmusik, die an die späteren Christopher Nolan Filme erinnert und extrem gut die Atmosphäre des Streifens herausarbeitet, gibt es noch eine famose Actionkamera, die die Action in langen Einstellungen einfängt; nüchtern und hart geht es hier zur Sache. Die Angelegenheit ist blutig und bestens choreografiert, das Korea-Kino versteht einfach etwas von Dynamik und lässt es auch hier, spätestens im Finale, ganz gut krachen.

Ian bekommt während eines dreckigen Deals gleich die doppelte Dosis einer thailändischen Wunderdroge gespritzt, die alle 12 Stunden zum Wechsel in einen der Körper ermöglicht, die während des Deals anwesend waren. Und so springt Ian von Body zu Body und macht die Vorgesetzten ganz närrisch mit seinen permanent fremdartigen Fragen und kontraproduktivem Verhalten. Hier droht bei den Bösen alles aufzufliegen, und selbst der Oberkiller setzt sich plötzlich für die gejagte Frau ein. Der Spiritwalker wandert konsequent, und mit einigen Kampfkünsten bewandert, durch verschieden beteiligte Personen des Verbrechens und sorgt so für die größte mögliche Verwirrung im feindlichen Lager. Alles in der Hoffnung, seine Geliebte vor dem Tod retten zu können.

Das ist Asia-Actionkino pur und Spiritwalker macht daraus ein unaufgeregtes Zitat modernen HK-Actionkinos im Gewande eines eleganten K-Movies. Das Tempo der Inszenierung, die atmosphärische Filmmusik, der plötzliche Ausbruch in ausufernde Action im richtigen Augenblick und die Geschlossenheit der Story, machen Spiritwalker zu einem sehenswerten Actionthriller, der durchgehend rund funktioniert. So geht gutes Actionkino.

Das Bild der vorliegenden Blu-ray ist sauber, satt und klar, der Ton ebenso. Als Extras gibt es ein Interview mit dem Hauptdarsteller Yoon Kye-sang, ein Interview mit Hauptdarstellerin Lim Ji-yeo, ein Interview mit Regisseur Yoon Jae-keun, Behind the Scenes und Filmtipps. Im Mediabook befindet sich außerdem ein 16-seitiges Booklet.

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