Studiocanal erweist sich momentan als Gralshüter für ausgesuchte Schwarzenegger-Klassiker, spendierte das Label in der Vergangenheit Highlights wie TERMINATOR 2 (1991), TOTAL RECALL (1990) und RED HEAT (1988) toll restaurierte Heimkino-Neuauflagen. Nun findet auch RED SONJA (1985) den erneuten Weg in die Regale, standesgemäß als 4K-Version. Allerdings ist der Begriff „Klassiker“ hier doch etwas hochgegriffen, handelt es sich bei dem Barbaren-Fantasy-Streifen doch um eines der eher verschmähten Werke des späteren Governators, der übrigens selbst kein gutes Wort für den Film übrig hat, in dem Brigitte „was geht los da rein“ Nielsen einst ihr Schauspieldebüt gab. Ob sich der Kauf für Arnie-Fans lohnt, erfahrt ihr in unserer Kritik.

Originaltitel: Red Sonja

Drehbuch: Clive Exton, George MacDonald Fraser

Regie: Richard Fleischer

Darsteller: Brigitte Nielsen, Arnold Schwarzenegger, Sandahl Bergman, Paul L. Smith, Ernie Reyes Jr., Ronald Lacey…

Artikel von Christopher Feldmann

In den frühen 1980er Jahren hielten die Barbaren Einzug ins Kino. Den Grundstein dafür legte Regisseur und Drehbuchautor John Milius mit CONAN – DER BARBAR (1982), der nicht nur an den Kino-Kassen ein voller Erfolg war, sondern auch Ex-Bodybuilder Arnold Schwarzenegger erstmals einem großen Publikum vorstellte. Für den gebürtigen Österreicher war der Low-Budget-Film der erste große Schritt zur Weltkarriere, zwei Jahre bevor er erstmals als T-800 in James Camerons TERMINATOR (1984) zu sehen war. Der Erfolg des Films zog mit CONAN – DER ZERSTÖRER (1984) nicht nur ein Sequel nach sich, sondern beflügelte auch die stets nach Trends lüsterne Rip-Off-Industrie. Gerade in Italien entstanden fix zahlreiche Barbaren-Streifen nach ähnlichem Strickmuster, nur weitaus weniger imposant als das US-Vorbild wie etwa die D’Amato-Heuler ATOR – HERR DES FEUERS (1982) und ATOR 2 – DER UNBESIEGBARE (1982). Nach zwei CONAN-Abenteuern entschied sich Produzent Dino De Laurentiis eine Art Spin-Off auf den Weg zu bringen, bei dem die, ebenfalls von CONAN-Schöpfer Robert E. Howard erdachte, Figur RED SONJA im Fokus stehen sollte. Auch Arnold Schwarzenegger konnte man überzeugen, für ein paar wenige Drehtage zuzusagen. Dabei herausgekommen ist ein eher maues Fantasy-Spektakel, das lediglich von seinem Produktionsvolumen profitiert, inhaltlich wie schauspielerisch aber zu keiner Sekunde überzeugen kann.

Handlung:

Getrieben von ihrer Gier nach Macht raubt Königin Gedren (Sandahl Bergman) einen mächtigen Zauberstein. Kaltblütig lässt sie die Hüterinnen töten, darunter auch die Schwester der unbesiegbaren Schwertmeisterin Red Sonja (Brigitte Nielsen)! Diese schwört blutige Rache und macht sich auf den Stein zu vernichten. Auf ihrer gefährlichen Mission kann sie nur auf die Hilfe des kampferprobten Lord Kalidor (Arnold Schwarzenegger), des jungen Prinzen Tarn (Ernie Reyes Jr.) und seines stotternden Dieners (Paul L. Smith) hoffen. Wird Red Sonja die böse Königin stoppen und die Welt retten können?

Fragt man Arnold Schwarzenegger nach dem schlechtesten Film, den er je gedreht hat, antwortet die Action-Legende stets mit RED SONJA (1985). Er ging einmal sogar so weit und behauptete, er hätte seine Kinder stets dazu gezwungen den Streifen zu sehen, wenn sie sich danebenbenommen hätten. Betrachtet man sich dieses Machwerk genauer, macht das im Nachhinein absolut Sinn, hat sich steirische die Eiche doch mit diesem Schmarrn keinen Gefallen getan.

Ursprünglich wurde das Ganze als Spin-Off/Sequel zur CONAN-Reihe konzipiert und damit wahrscheinlich auch Arnie nach Italien gelockt, damit er noch einmal seine Kult-Rolle spielen konnte. Doch lizenzrechtliche Gründe machten dieses Vorhaben zunichte und die Figur musste schlichtweg in „Kalidor“ umbenannt werden. Im Nachhinein ist dieser Umstand aber gar nicht ausschlaggebend, spielt Arnie im Film doch nur eine kleine Nebenrolle, in der er nicht sonderlich viel zu tun hat. Das Konzept, mit RED SONJA eine neue Figur und Brigitte Nielsen einen neuen Star zu etablieren, was durch ein beim Publikum etabliertes Gesicht zusätzlich befeuert werden sollte, leuchtet ein, macht das Gesamtwerk aber keinen Deut besser. Tatsächlich besticht der, zur damaligen Zeit sowieso nicht unbedingt schauspielerisch erhabene, Actionstar durch sein natürliches, rustikales Charisma. In den Hauptrollen sieht es da schon viel düsterer aus, denn Brigitte Nielsen, die später Sylvester Stallone ehelichen und nachweislich am Set dieses Films ihren Co-Star vernaschen durfte, spielt abgrundtief schlecht. Es hat schon seinen Grund, warum das ehemalige dänische Model mit dem Ende jenes Jahrzehnts im B- und C-Film-Sumpf verschwand. Nielsen agiert unfassbar hölzern und auch ihre Mimik ist jenseits von Gut und Böse, die schlechten Dialoge runden diese Performance ab. Die restliche Besetzung ist aber nicht unbedingt besser. Sendahl Bergman ist als böse Königin eine fast schon cartooneske Schurkin, die herrlich dämliche Sätze aufsagen muss und dabei schamlos overacted. Und mit Ernie Reyes Jr. bekommt einen Kinderdarsteller mit maximalem Nervfaktor.

Es sind aber nicht nur die Darsteller, auch das Drehbuch ist nicht gerade das Gelbe vom Ei. Die Geschichte von der bösen Königin, die einen grün leuchtenden Stein stiehlt, von dem man nicht wirklich weiß, was er überhaupt so alles kann, ist nicht gerade spektakulär. Auch die Odyssee der Protagonisten, die sie durch die Ländereien bis zum Schloss der Queen of Evil führt, hätte durchaus etwas spannender und ereignisreicher sein dürfen. Bis auf eine zugegeben nette Keilerei mit einem Wassermonster, passiert erstaunlich wenig und man muss als Zuschauer schon viele nervige Szenen überstehen, bevor das Finale Einzug hält. Mit gerade einmal 85 Minuten Laufzeit ist die Chose erfreulicherweise relativ schnell zu Ende, den schwachen Plot kann das aber wenig aufwiegen.

Immerhin sieht RED SONJA ganz ordentlich aus. Die knapp 18 Millionen US-Dollar Budget (letztendlich hat er nur knapp 7 Millionen wieder eingespielt) machen sich durchaus bemerkbar und gerade was Kulissen und Kostüme angeht, muss sich das Fantasymärchen nicht hinter anderen prestigeträchtigen Produktionen verstecken. Natürlich geht dem Ganzen das kantige und raue Look & Feel ab, das einst CONAN – DER BARBAR (1982) auszeichnete, rein tonal ist man schon näher an dem weitaus trashigeren CONAN – DER ZERSTÖRER (1984), bei dem Richard Fleischer das Regie-Zepter schwang, der nun auch hier inszenieren durfte. Ein paar schöne Bilder, insbesondere Matt-Paintings gibt es auch hier zu bewundern, die Schwertkämpfe sind allerdings, trotz netten Bluteffekten, erstaunlich steif inszeniert und vor allem choreographiert. Im Großen und Ganzen ist RED SONJA auch nicht wirklich besser als der ganze Italo-Schlonz dieser Zeit, wenn auch mit deutlich mehr Geld umgesetzt. Über jeden Zweifel erhaben ist indes noch der Score von Ennio Morricone, der berühmte Stilmittel des Italieners vereint und eigentlich viel zu gut für diesen Streifen ist.

Auch über die Neuveröffentlichung von Studiocanal kann man nicht meckern. Die 4K-Restauration lässt den Film in bester Bildqualität erstrahlen. Zur Sichtung lag uns die Blu-ray vor, die bereits erstklassig aussieht, die UHD-Scheibe dürfte da noch eine Schippe drauflegen. Der Ton ist ebenso wuchtig und bringt besonders den Score nochmal mehr zur Geltung. In den Extras befinden sich eine Doku über Arnold Schwarzenegger, ein Making-Of, ein Featurette über den am Film beteiligten Künstler Renato Casaro, Originaltrailer, Booklet und ein Poster, welches aber nur in der Steelbook-Edition enthalten ist.

Fazit:

RED SONJA (1985) ist nicht gut, sondern viel mehr ein teuer produzierter Trashfilm mit schwachem Drehbuch, dämlichen Dialogen und einer etwas schwerfälligen Inszenierung. Die völlig fehlbesetzten Darsteller ringen dem Zuschauer vielleicht noch ein wenig Freude ab, jedoch wundert es nicht, dass dieser Streifen kommerziell vollkommen in die Binsen ging. Ein wenig schade, denn die Veröffentlichung von Studiocanal ist wie immer erste Sahne. Schlussendlich ist dies nur eingefleischten Fans des Genres oder hartgesottenen Schwarzenegger-Jüngern zu empfehlen.

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