Als ich Anfang des Jahres über die Steelbook-Veröffentlichung von Sam Raimis Darkman berichtete, monierte ich in den letzten Zeilen, dass die beiden Direct-to-Video-Sequels auch eine Einzelveröffentlichung auf Blu-ray verdient hätten. Bislang gab es diese Filme nur im Komplettpaket, zusammen mit dem ersten Teil, in der Mediabookvariante. Nun hat KOCH FILMS nachgelegt und beide Sequels, in denen Mumiendarsteller Arnold Vosloo den Posten von Liam Neeson übernahm, ebenfalls als Einzelscheiben auf den Markt gebracht. Hier meine Gedanken zum ersten Sequel, in dem der totgeglaubte Schwerverbrecher Robert E. Durant erneut auf den maskierten Rächer trifft.

Originaltitel: Darkman II: The Return of Durant

Regie: Bradford May

Darsteller: Larry Drake, Arnold Vosloo, Kim Delaney, Renée O’Connor, Lawrence Dane

Artikel von Christian Jürs

So richtig durchstarten konnte Sam Raimi mit seinem selbsterdachten Comicsuperhelden Darkman anno 1990 an der Kinokasse nicht. Mit einem weltweiten Einspielergebnis von knapp 49 Mio Dollar war der Film zwar kein Flop, den erhofften Geldsegen konnte Universal Pictures aber auch nicht einstreichen. Daher entschloss man sich, eine TV-Serie aus dem Stoff zu machen. Doch der schrecklich billige und langweilige Pilotfilm beendete diese Pläne schnell wieder (wer zuviel Zeit hat, kann sich die Episode im Bonusmaterial des Erstlings antun). Doch damit war der finstere Rächer mit der instabilen Kunsthaut noch nicht am Ende. 1993 wurden zwei Direct-to-Video-Sequels back-to-back inszeniert, die allerdings bis 1995 auf Halde lagen, ehe die Filme das Licht der Welt erblicken durften.

Sam Raimis Plan war es, Bruce Campbell, der bereits im Erstling in der letzten Szene als Darkman in Erscheinung trat, zukünftig die Rolle des Peyton Westlake übernehmen zu lassen, da Liam Neeson an günstig produzierten Sequels, aufgrund seiner emporsteigenden Karriere, kein Interesse hatte. Doch auch dieser Plan schlug fehl, da Campbell zur Produktionszeit mit dem Dreh der kurzweiligen-, aber auch nur kurzlebigen Serie Die Abenteuer des Brisco County jr. beschäftigt war. Daher bekam der damals unbekannte Arnold Vosloo den Zuschlag, den Raimi außerdem im vom ihm betreuten John Woo Film Hard Target – Harte Ziele besetzte. Unter der Maske des entstellten Wissenschaftlers stellte dies kein Problem dar, konnte man Vosloo auf diese Art doch nicht von Neeson unterscheiden. Im restlichen Film bemühte man sich offensichtlich, ihn so wenig wie möglich zu zeigen, weswegen der Darkman, wenn er nicht gerade unter fremder Gesichtsmaske für Verwirrung bei den Bösewichten sorgte, nur sehr spärlich über den Film verteilt auftrat. Wer übrigens genau hinschaut, kann immer wieder in Rückblenden das Gesicht von Liam Neeson erhaschen, den man mit nur wenigen, nachgedrehten Close Ups ersetzen wollte, die ein- oder andere Einstellung jedoch schlichtweg vergessen wurde. Raimi selbst begnügte sich hier mit dem Posten des Produzenten und überließ das Zepter dem TV-Regisseur Bradford May.

Als publikumswirksamer Star wurde Larry Drake erneut verpflichtet, seinen Part des ekelhaft fiesen Robert E. Durant, der leidenschaftlich die Finger seiner Opfer sammelt, nochmal aufleben zu lassen. Das ist eigentlich Blödsinn, denn dieser starb ganz offensichtlich im ersten Teil, als sein Helikopter eine Brücke küsste und in Flammen aufging. Die Szene ist sogar im Sequel zu sehen, nur erfahren wir, dass Durant den Flammen entkommen sei und seitdem im Koma liege – woraus er nun, mit nur wenigen Narben im Gesicht, erwacht. Wunderheilung Marke Hollywood.

Die folgende Handlung variiert den Plot des Originals nur marginal. Westlake hat immer noch das Problem, dass seine künstlich entwickelte Gesichtshaut nach 99 Minuten schmilzt. Glück im Unglück: er macht den ebenfalls an künstlicher Haut arbeitenden Dr. David Brinkman (Jesse Collins) ausfindig, der nicht nur über einen kompetenten Namen verfügt, sondern auch das Problem der instabilen Zellen gelöst hat. Sofort tritt Westlake mit seinem Kollegen in Kontakt, doch leider zu spät, denn Robert Durants Leute tauchen auf der Bildfläche auf. Die wollen die riesige Lagerhalle Dr. Brinkmans kaufen, um dort heimlich Laserwaffen herzustellen, die der neue, heiße Scheiß werden sollen. Ein anderer Ort kommt nicht in Frage und natürlich weigert sich der tapfere Wissenschaftler, sein Labor an einer anderen Stelle einzurichten. Erstaunlich, wie blöd der Mann ist. Ihm werden eine Million Dollar geboten und ganz offensichtlich gedroht, dass eine Weigerung gesundheitlich nicht zuträglich für ihn sein dürfte. Und so kommt, was kommen muss. Durant macht kurzen Prozess mit dem engstirnigen Wissenschaftler, noch ehe er sein Geheimnis an Westlake preisgeben kann. Dem steht fortan mal wieder der Sinn nach Rache.

Insgesamt, soviel sei verraten, geriet Darkman II – Durants Rückkehr erstaunlich solide und unterhaltsam für einen Direct-to-Video-Streifen der Neunziger. Okay, die Effekte wurden teilweise dem Original entliehen, doch der Film sieht erstaunlich wertig aus. Auch langweilig wird es eigentlich nicht, auch wenn die Story keine Neuerungen bietet und schlichtweg der ausufernde Wahnsinn einer Sam Raimi-Inszenierung verloren geht. Natürlich ist das alles nicht logisch, angefangen bei Durants Wunderheilung, dem forcierten Interesse an der riesigen Lagerhalle, bei der man sich fragt, warum Dr. Brinkman diese unbedingt benötigt, zumal im Großteil der Räumlichkeiten nur leere Hochregale herumstehen. Auch ist es erstaunlich, wie entspannt Westlake agiert. War er, aufgrund durchtrennter Nervenenden, im Originalfilm immer wieder unkontrolliert aggressiv, gibt Arnold Vosloo einen ziemlich entspannten Nettmenschen. Auch die Limitierung der Kunsthaut auf 99 Minuten wird so gut wie nie genutzt um Spannung zu erzeugen, wohl auch, weil kein Geld für die Blubbereffekte der sich auflösenden Gesichter da war. Lediglich einmal hält sich der maskierte Darkman erschrocken die Wange – zu sehen gibt es derweil nix.

Trotz dieser Defizite ist Darkman II – Durants Rückkehr, wie erwähnt, sehr kurzweilig geraten. Als nettes Beiwerk tritt Xena-Freundin Gabrielle aka Renée O’Connor im letzten Filmdrittel auf, was auch schön ist. Sam Raimi bleibt seinen Leuten halt treu.

Die Bild- (1,78:1 / 1080p) und Tonqualität (Deutsch & Englisch in DTS-HD Audio Master 2.0) ist sehr gut. Die Synchronisation ist ebenfalls top und macht es einem leichter, sich an Arnold Vosloo zu gewöhnen, da man ihm mit Hartmut Gauß einfach Liam Neesons Sprecher verpasste. Als Bonus gibt es den Trailer, eine Bildergalerie und ein Wendecover ohne FSK-Logo (die Altersfreigabe „Nicht freigegeben unter 18 Jahren“ stammt von damals und ist ebensowenig zeitgemäß wie die 25 Jahre, in denen der Film auf der Indizierungsliste verweilte, obwohl es kaum Gewalt zu sehen gibt).

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Darkman

Darkman III – Das Experiment

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