Intelligentes Kino zum Nachdenken und Interpretieren, welches gleichzeitig vorzüglich unterhält, gibt es nur sehr selten (Tendenz mittlerweile leider fallend). Regisseur und Drehbuchautor Richard Kelly gelang zu Beginn des 21. Jahrhunderts dieses Kunststück mit seinem hier vorliegenden, wilden Genremix. Ob Horror, Science Fiction, Drama oder doch Komödie – der Film lässt sich in keine Schublade stecken. Ein Film, der hinterher wunderbar zum Diskutieren über das gerade Gesehene einlädt und zusätzlich mit einem tollen Cast, angeführt vom jungen Jake Gyllenhaal, punkten kann. STUDIOCANAL / ARTHAUS haben dem Film auf Blu-ray und 4K UHD nun erstmals eine Amaray-Version gegönnt, die wir Euch hier vorstellen wollen.

Drehbuch & Regie: Richard Kelly

Darsteller: Jake Gyllenhaal, Jena Malone, Mary McDonnell, Maggie Gyllenhaal, Patrick Swayze, Seth Rogen

Artikel von Christian Jürs

Stranger Things-Fans werden sich freuen: Auch die Handlung von Donnie Darko findet in den beliebten Achtzigerjahren statt. Genauer gesagt, im Oktober des Jahres 1988. Die weiteren Ähnlichkeiten zur Netflix-Serie sind allerdings eher rudimentär. Zumindest öffnet sich auch hier eine andere Welt und diese Geschichte findet ebenfalls in einer amerikanischen Kleinstadt statt: Middlesex, Virginia.

Dort wohnt der Teenager Donnie Darko (Jake Gyllenhaal), zusammen mit seiner Mutter Rose (Mary McDonell), seinem Vater Eddie (Holmes Osborne), sowie seiner älteren Schwester Elizabeth (Maggie Gyllenhaal) und seiner jüngeren Schwester Samantha (Daveigh Chase), gemeinsam unter einem Dach in einem netten Vorstadthaus. Harmonisch ist das Miteinander aber leider nicht mehr, denn Donnie leidet unter paranoider Schizophrenie und hadert mit der Einnahme seiner Medikamente. Seine vorranschreitende Pubertät tut ihr Übriges, um das Fass immer wieder zum Überlaufen zu bringen. Auch in der Schule gerät der eigentlich hochbegabte Junge mit seinen spießigen Lehrkräften immer wieder aneinander. Besonders die erzkonversative Kitty Farmer (Beth Grant), die die abgedroschenen Lebenshilfephrasen des ortsansässigen Erfolgsautoren Jim Cunningham (Patrick Swayze) an ihre Schüler weiterzugeben versucht, scheitert, ebenso wie besagter Autor, an Donnies Argumentationen. Doch es gibt auch Lichtblicke unter der Lehrerschaft: so zum Beispiel die eher unkonventionell dozierende Englischlehrerin Karen Pomeroy (Drew Barrymore), die ihren Schülern Raum zur freien Entfaltung lässt und umstrittene Literatur in ihren Lehrplan einbaut.

In der Nacht, bevor Donnie seiner baldigen, großen Liebe, der neu zugezogenen Mitschülerin Gretchen Ross (Jena Malone) begegnen wird, geschieht ein unerklärliches Unglück. Aus heiterem Himmel stürzt eine Flugzeugturbine direkt in Donnies Zimmer. Eigentlich müsste der Junge tot sein, doch ein scheinbar eingebildetes, gruseliges Wesen im dunklen Kaninchenkostüm, welches sich selbst Frank (James Duval) nennt, lockt den schlafwandelnden Donnie kurz vor dem Unfall aus seinem Zimmer. Als der am nächsten Morgen wieder zu sich kommt, ist der Schreckensmoment bereits vorbei. Doch Frank eröffnete Donnie in dieser Nacht vom Ende der Welt, welches in nur 28 Tagen, 6 Stunden, 42 Minuten und 12 Sekunden stattfinden soll. Bloße Einbildung oder steckt wirklich etwas Schreckliches hinter dieser Warnung?

Die Geschichte, die ich Euch soeben geschildert habe, kratzt nur an der Oberfläche von Donnie Darko und stellt lediglich die Ausgangssituation dar. Eigentlich ist der Film noch wesentlich komplexer und mit weiteren, wichtigen Figuren gefüllt. Doch möchte ich denjenigen, die diesen, durchaus als Kultfilm zu bezeichnenden, Streifen noch nicht gesehen haben, den Spaß nicht verderben. Euch erwartet ein wilder Genremix, irgendwo zwischen Coming of Age-Dramödie, Gruselfilm und einer Menge Mindfuck, über den man im Anschluss an die Sichtung wunderbar nachdenken oder gar diskutieren kann. Innerhalb der Neuveröffentlichung findet man eine Scheibe mit der Kinofassung und eine weitere mit dem Directors Cut. Letzterer läuft nicht nur satte 20 Minuten länger und erklärt viele Dinge klarer, er wurde teilweise auch mit einem anderen Soundtrack unterlegt. Beide Versionen sind sehenswert, bei Erstsichtung würde ich aber die kürzere Kinofassung vorziehen (bleibt natürlich jedem selbst überlassen).

Die Filmographie von Richard Kelly liest sich wenig beeindruckend. Sein Folgefilm als Regisseur, Southland Tales, geriet zu einem langweiligen Debakel und auch im Drehbuchbereich gehören Filme wie Tony Scotts epilepsiefördernder Domino nicht gerade zu den Sternstunden Hollywoods. Ganz anders liegt der Fall bei diesem, für läppische 6 Mio Dollar produzierten, Streifen, der nachträglich zum Kultfilm avancierte. Ein toll gespielter, mutiger und durchweg ungewöhnlicher Film, der vermutlich nicht jedem Zuschauer gefallen dürfte, auf jeden Fall aber unbedingt sehenswert ist. Wer den Film liebt, der hat, dank günstigerer Amarayauflage, nun keine Ausrede mehr, Donnie Darko nicht ins Regal zu stellen.

Mir lag zur Sichtung die nackte 4K UHD Scheibe der Kinofassung vor. Diese besticht durch eine sagenhafte Bildqualität (2,35:1 / HDR10 & Dolby Vision / 2160p). Auch beim Ton (Deutsch & Englisch DTS-HD Audio Master 5.1) gibt es keinen Grund zur Klage. Die Veröffentlichung ist zudem vollgepackt mit Bonusmaterial. So gibt es diverse Audiokommentare, Featurettes, Interviews und vieles mehr. Ein Wendecover ohne FSK-Logo ist außerdem vorhanden.

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