Im Jahr 1986 traten die damaligen Actionfilmtitanen Schwarzenegger und Stallone in einem künstlich in Deutschland generierten Konkurrenzkampf gegeneinander an. Da aus Slys Cobra eine City-Cobra wurde, dachten sich windige Titelgeneratoren, es sei eine tolle Idee, den neuesten Schwarzenegger-Knaller Raw Deal in den City Hai umzubenennen. An der Kinokasse machte die Kobra das Rennen mit deutlichem Vorsprung. Mal schauen, wie sich der Hai heutzutage, in der neu restaurierten Veröffentlichung von STUDIOCANAL, schlägt. Und Äktschn.

Originaltitel: Raw Deal

Regie: John Irvin

Darsteller: Arnold Schwarzenegger, Kathryn Harrold, Sam Wanamaker, Robert Davi, Ed Lauter

Artikel von Christian Jürs

Mitte der Achtzigerjahre mauserte sich Arnold Schwarzenegger so langsam zum Garant für prallgefüllte Kinokassen, während renommierte Filmkritiker die Hände über den Kopf zusammenschlugen. Doch Conan – Der Barbar, Terminator und der comichafte Phantom Commando waren Publikumslieblinge, die auch heute noch im Heimkino gerne gesehen werden. 1987 sollte dieser Siegeszug mit Running Man und dem Kracher Predator voranschreiten, doch 1986 sah die Welt noch anders aus.

Testosteronfilme konnte Schwarzenegger zu dieser Zeit bereits mit seiner Präsenz tragen. In Sachen Schauspiel war damals aber noch deutlich Luft nach oben, wie dieser ambitionierte Versuch, eine etwas anspruchsvollere Kriminalgeschichte um einen Undercovereinsatz mit der muskelbepackten Kampfmaschine zu inszenieren, am mageren Einspielergebnis von nur 16 Mio US-Dollar bereits vermuten lässt. Der City Hai gehört, neben dem ebenfalls kürzlich neuaufgelegten Fantasyschnarcher Red Sonja, zu den wenigen, weitestgehend in Vergessenheit geratenen Schwarzenegger-Vehikeln aus der sonst so erfolgreichen 80er-Jahre-Schaffensphase des späteren Governators. Warum der Film sonst noch ein Nischendasein in Arnies Filmographie fristet, dazu kommen wir nach der Inhaltsangabe.

Arnold Schwarzenegger ist Mark Kaminsky, einst erfolgreicher F.B.I.-Agent, musste er aufgrund seiner rüden Vorgehensweise gegen einen Kindermörder den Hut nehmen. Damit hat er zwar die Gunst des Publikums bereits jetzt auf seiner Seite, seine Film-Frau Amy (Blanche Baker) hingegen ist wenig begeistert vom Karriereverlauf ihres Gatten. Denn nun fristet sie das Dasein einer Hausfrau in einem kleinen Kaff, in dem Mark als Sheriff für Ordnung sorgt. So furchtbar, wie sie das idyllische Kleinstadtleben in ihrem kurzen und für die weitere Handlung eigentlich bedeutungslosen Auftritt in der ersten Viertelstunde darstellt, sollte man meinen, das Paar würde in Stepford wohnen. Achtung Spoiler: Am Ende des Films darf sie nochmal vor die Kamera, sichtlich Stolz auf ihren Mann und zudem noch schwanger. Möglicherweise ist sie doch eine der Frauen von Stepford?

Grund für ihr stolzes Auftreten ist eine zweite Chance, die FBI-Chef Harry Shannon (Darren McGavin) seinem einstigen Schützling anbietet. Der hat nämlich gerade seinen frisch beim Geheimdienst untergebrachten Sohn bei einem Einsatz am Rande von Chicago gegen die dort ansässige Mafia verloren und sinnt deshalb auf Rache. Man muss aber auch gestehen, dass die Killerbrigade ein leichtes Spiel hatte, die F.B.I.-Truppe, die als Schutz eines Kronzeugen abgestellt war, auszuschalten, so entspannt wie die Jungs da um das Haus herumstanden. Apropos Killerbrigade: Diese taucht nach der Eröffnungssequenz scheinbar für immer ab, denn zu Gesicht bekommen wir die Truppe nie wieder.

Kaminsky nimmt seine zweite Chance wahr und wird als Joseph P. Brenner, ein neuer Killer in der Stadt, in die Mafiaorganisation von Luigi Patrovita (Sam Wanamaker) eingeschleust. Herrlich, wie leicht sowas in der Welt von Der City Hai funktioniert. Einfach den eigenen Tod bei einer Explosion in einer Chemiefabrik vortäuschen, ein paar Kokurrenten des Mafia-Paten ausschalten und schon gehört man zur neuen Gangsterhoffnung mit direktem Kontakt zum alten Don Patrovita. Dessen Bluthund Max Keller (Robert Davi), der fortan mit Brenner zusammenarbeiten soll, wittert allerdings, dass da was faul am Neuling ist. Kluger Mann, doch will ihm sein Boss natürlich nicht glauben. Schuld an Brenners beinahe-auffliegen ist natürlich eine Frau. Monique (Kathryn Harrold), die als Mafiahäschen fungiert und sich an unseren Helden heranschmeißt, hinter seinem Rücken allerdings als Informantin für Keller arbeitet. Ob Kaminsky/Brenner heil aus dieser Situation herauskommt und der Mafia das Handwerk legen kann? Eine Frage, die wohl jeder aus diesem Gesicht selber lesen kann…

Arnold Schwarzenegger in einem bodenständigen Actionkrimi? Das wollte anno 1986 kaum jemand sehen. Der Überlieferung nach übernahm der Österreicher diese Rolle auch nur, um bei Produzent Dino De Laurentiis für die Hauptrolle im Science Fiction Film Total Recall im Gespräch zu bleiben, für den dieser die Rechte innehatte. Blöd für Schwarzenegger, dass De Laurentiis stattdessen Patrick Swayze in der Hauptrolle haben wollte. Blöd für Dino De Laurentiis hingegen, dass Der City Hai floppte, der Produzent Konkurs anmelden musste und die Rechte von Total Recall an Carolco Pictures gingen, die den Film bekanntermaßen dann doch mit Arnold Schwarzenegger in der Hauptrolle produzierten – und der ist richtig, richtig gut geworden.

Über Der City Hai würde ich gerne selbiges schreiben, doch wäre dies irgendwie gelogen. Klar, der Film macht Laune. Immer wieder wird rumgeballert und die Blutbeutel platzen dabei nicht zu knapp. Robert Davi ist ein guter Gegenspieler, doch der hat viel zu wenig Screentime verpasst bekommen. Hier und da darf Arnie seine Meinungsverschiedenheiten in zünftigen Kneipenschlägereien klären, die innerhalb der Story wie ein Fremdkörper wirken und eher in ein Sequel von Auf dem Highway ist die Hölle los gepasst hätten oder gar in einen Bud Spencer Film. In einem bemüht realistischen Krimi wirken solche Szenen aber eher albern und störend. Losgelöst von der Erwartung, einen halbwegs realistischen Undercover-Thriller zu Gesicht zu bekommen, ist Der City Hai aber durchaus guckbar, vor allem dank des neuen Bildmasters.

Mir stand zur Rezension der UHD-Rohling zur Verfügung. Die Bildqualität (HDR10 / 2160p) ist mehr als ordentlich, auch wenn Der City Hai sein Alter hier nicht verbergen kann. Die Tonqualität der deutschen Synchronfassung (2.0 Mono) muss da ein wenig zurückstecken, auf englisch liegt auch eine saubere DTS-HD 5.1-Fassung vor. Als Bonus gibt es zwei Featurettes und den Trailer zum Film.

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