Buddy haut den Serienkiller – also, könnte man meinen, wenn man den Namen des fülligen Bohnenfans Bud Spencer auf dem Cover dieser Scheibe aus dem Hause DIGIDREAMS STUDIOS in großen Lettern erblickt. Tatsächlich aber spielt der große Dicke in diesem Thriller nur eine Nebenrolle. Neben dem italienischen Kultstar tritt in dieser spanischen Produktion außerdem noch die scharfe Französin Béatrice Dalle auf, die einst mit ihrem Schmollmund das Publikum als Sabba, die Hexe verzauberte und für erhöhte Temperatur als Betty Blue – 37,2 Grad am Morgen sorgte. Grund genug, mich mal in die Arme der Bestie zu begeben.

Originaltitel: Al límite

Darsteller: Juanjo Puigcorbé, Lydia Bosch, Béatrice Dalle, Bud Spencer

Artikel von Christian Jürs

Kürzlich stellte ich Euch den Psychotriller On the Line vor, in dem es Late-Night-Radiotalker Mel Gibson mit einem psychopathischen Killer am anderen Ende der Leitung zu tun bekam. Dieses Schicksal teilt er mit Elena (Béatrice Dalle), die, sollte mal kein spannender Anrufer zur Hand sein, auch getürkte Gespräche entgegennimmt – alles für die Quote, versteht sich. Doch diesmal meint es der Mann am anderen Ende der Leitung verdammt ernst, was nicht nur der Stimmenverzehrer deutlich macht. Er ist im Begriff, eine wehrlose Frau zu ermorden – während die Tat live über den Äther übertragen wird.

Auch wenn Elena beinahe jedes Mittel recht ist, um ihre Hörer um sich zu scharen, geht dieser Anrufer einen deutlichen Schritt zu weit und so wird augenblicklich die Polizei informiert. Diese bittet die Moderatorin, den potentiellen Mörder so lange wie möglich in der Leitung zu halten, was sich nicht als Problem herausstellt, immerhin bietet er Elena einen Deal an: Sollte es ihr mit Hilfe der Polizei gelingen, den anonymen Killer innerhalb einer Stunde ausfindig zu machen, überlebt die Frau. Selbstredend steht der Mörder zu seinem Wort und schlachtet die ängstliche Frau nach Ablauf der Frist kaltblütig ab. Die Polizei hat versagt. Der Mörder hat fortan alle Hände voll zu tun, gibt es doch eine Zeugin der Bluttat, die ebenfalls aus dem Weg geräumt werden muss und weitere, potentielle Opfer.

Um dem Mörder das Handwerk zu legen, schalten der ermittelnde Inspektor Elorza (Bud Spencer) und die Staatsanwältin Maria Ramos (Lydia Bosch) den Psychologen und Experten für Serienmörder Javier Barrea (Juanjo Puigcorbé) ein. Der erkennt schnell, dass es der mordenden Bestie Bestie nicht um das Töten, sondern um den Kick geht, möglichst unerkannt zu bleiben. Kein Wunder, dass er sich so gut auskennt, denn kein geringerer als Javier selbst ist der Killer – und der macht sich zugleich an die Frau Staatsanwältin heran, die seinem Charme erliegt und eine gemeinsame Nacht mit ihm verbringt. Doch dann schraubt Barrea seinen Schwierigkeitslevel für ihn selbst deutlich herauf, als er Maria steckt, dass er der gesuchte Mörder sei. Doch ohne Beweise ist die Staatsanwältin machtlos. Es entbrennt ein Katz- und Mausspiel zwischen den Kontrahenten, die auf unterschiedlichen Seiten des Gesetzes stehen.

Im Bonusmaterial erzählt uns Bud Spencer, dass dieser, in Madrid gedrehte, Giallo ein ganz Besonderer seiner Art sei, da man die Identität des Killers von Anfang an kennt. Nun, da hat er nicht unrecht, doch der Krimi, der sich Motive aus diversen Hollywoodfilmen ausborgt, ist für einen waschechten Giallo ein wenig zu bieder und zahnlos inszeniert. Gruselstimmung kommt eigentlich nie auf und auch die Morde kommen recht harmlos daher. Eine spät im Film stattfindende Bluttat bietet zwar einen saftigen Splattereffekt, doch anstatt hier voll draufzuhalten um das Genrepublikum bei Laune zu halten, wird im Augenblick des aufkommenden Schauwertes schnell ins Schwarzbild geblendet. Kein Wunder, handelt es sich doch um eine TV-Produktion, die immerhin mit ein paar weiblichen Brustwarzen aufwarten darf. Auf dem Weg zum Finale gibt es ein Verhör, dass an Basic Instinct angelehnt ist und das Verhältnis zwischen Täter und Staatsanwältin erinnert nicht von ungefähr an das Tête-à-tête von Jamie Lee Curtis mit dem Psychopathen in Blue Steel, wobei Juanjo Puigcorbé allerdings einen schwachen Ron Silver gibt und Lydia Bosch weit entfernt ist von der Schauspielkunst ihres US-Vorbilds.

Auf der Habenseite hat der Film aber eine gutaufgelegte Béatrice Dalle, deren Filmcharakter Ecken und Kanten hat und die wesentlich besser als Mainact gepasst hätte (aber natürlich wollte man für diese spanische Produktion auch eine spanische Hauptdarstellerin). Und dann ist da ja noch Bud Spencer, der zwar nur alle paar Minuten auftaucht und dessen Szenen die Handlung nicht wirklich vorantreiben, jedoch als Kaufargument für Fans durchaus ausreichen dürfte.

Mir lag zur Rezension die Blu-ray-Variante vor, die mit sauberem Ton in deutsch und spanisch, sowohl im Original Stereoton oder wahlweise im Dolby Digital 5.1-Upmix daherkommt. Das Bild punktet zwar auch mit satten Farben, entlarvt sich jedoch als ein hochskaliertes, vom SD-Master gezogenes und damit unscharfes, von einem Zeilenflimmern begleitetes HD-Bild. Aus der Ferne schaut das Ganze zwar gut aus, nur sollte man sich nicht zu nah an den TV-Bildschirm oder Monitor setzen, sonst erkennt man dieses Manko überdeutlich. Hier kann man dem Verleiher aber keinen Vorwurf machen, vermerkte man dies doch bereits auf dem Backcover. Neben dem bereits erwähnten Interview mit Bud Spencer gibt es noch Trailer, den italienischen Vorspann, Bildergalerien und ein Wendecover ohne FSK-Logo.

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