Im Jahr 2021 begann die wohl langlebigste Killerpuppe der Filmgeschichte die Fernsehwelt heim zu suchen. Mit CHUCKY (2021-2024) schickte Schöpfer und Mastermind Don Mancini den Killer „Charles Lee Ray“, besser bekannt als „Chucky“, nach sieben Filmen in Serie und spann somit nicht nur die Mythologie der Reihe weiter, sondern lieferte zudem eine unterhaltsame Mischung aus blutigem Slasher und augenzwinkerndem Spaß, der nie um einen Gag verlegen war. Doch nach der im vergangenen Jahr zu Ende gegangenen dritten Staffel war der Ofen aus, der Sender SYFY setzte die Serie ab. Schade, denn Mancini hat laut eigener Aussage noch reichlich Ideen für die Zukunft seines Babys. Eine dieser Ideen kommt auch in den finalen acht Episoden zu tragen, in denen „Chucky“ das weiße Haus unsicher macht. Turbine Medien hat die dritte und letzte Staffel nun auch im limitierten Mediabook veröffentlicht und ob diese die Qualität der Vorgänger halten kann und ob es eine Zukunft für die Figur gibt, erfahrt ihr in unserer Kritik.

Originaltitel: Chucky
Drehbuch: Don Mancini, Rachael Paradis, Nick Zigler, Amanda Blanchard, Catherine Schetina, Alex Delyle…
Regie: Samir Rehem, Jeff Renfroe, John Hyams, Amanda Row
Darsteller: Zackary Arthur, Bjorgvin Arnarson, Alyvia Alyn Lind, Dewon Sawa, Jennifer Tilly, Fiona Dourif, Carina Battrick, Jackson Kelly, Callum Vinson, Gil Bellows, Brad Dourif…
Artikel von Christopher Feldmann
Als 2021 die erste Staffel der Serie debütierte, hatte ich einen mörderischen Spaß mit den neuesten Abenteuern der Killerpuppe. Ein sympathischer Cast, viel Selbstironie, blutige Kills und eine sinnvolle Erweiterung der Mythologie machten die acht Episoden zu einem echten Vergnügen, auch weil es Don Mancini gelang, die Ereignisse und Charaktere der vorherigen Filme gut in die Serienhandlung zu integrieren. Es blieb aber spannend, ob man dieses Niveau halten könne aber der Showrunner und Produzent enttäuschte nicht, denn auch die zweite Season, in der „Chucky“ sich an der katholischen Kirche abarbeitet, konnte durchgängig überzeugen. Dies steigerte die Vorfreude auf eine weitere Season natürlich ungemein und es blieb spannend, was sich die Macher als Nächstes ausgedacht hatten, um die Geschichte weiter zu spinnen. Die dritte Staffel knüpft relativ nahtlos an die vorherige an und punktet mit den allseits beliebten Stärken, auch wenn an manchen Stellen Abnutzungserscheinungen zu Tage treten, die vor allem aus der Tatsache resultieren, dass die Serie nicht unbedingt Konsequenzen für seine Figuren zieht.
Handlung:
Ein Jahr ist seit den Ereignissen in der katholischen Erziehungsanstalt des „Leibhaftigen Herrn“ vergangen. Während Jake (Zackary Arthur), Devon (Bjorgvin Arnarson) und Lexy (Alyvia Alyn Lind) versuchen, Lexys Schwester Caroline (Carina Battrick) aufzuspüren und nach noch existenten „Good Guy“-Puppen Ausschau halten, meldet sich Chucky (Brad Dourif) zurück und zwar buchstäblich aus der Zentrale der Macht. Der Killer hat sich Zutritt zum weißen Haus verschafft und fungiert nun als Spielgefährte von Henry (Callum Vinson), dem Sohn des amtierenden US-Präsidenten James Collins (Dewon Sawa). Als es hinter den präsidialen Mauern zu einer Reihe bizarrer Morde kommt, sucht das Dreiergespann nach einem Weg, „Chucky“ endlich den Garaus zu machen, ohne aber zu wissen, dass dieser seine neue Residenz ganz bewusst ausgesucht hat, denn nach dem Exorzismus in der katholischen Erziehungsanstalt, sieht der Killer dem Tod entgegen und nur ein bestimmtes Ritual kann dabei helfen, seine Unsterblichkeit zu wahren. Derweil muss sich Tiffany (Jennifer Tilly) für die von ihr begangenen Morde verantworten und landet im Todestrakt. Doch auch Chuckys Braut hat noch das ein oder andere Ass im Ärmel.

Ich war ein wenig traurig, als noch im vergangenen Jahr bekanntgegeben wurde, dass CHUCKY keine „vierte Amtszeit“ (darum bittet er im Meta-Epilog dieser Season) bekommen wird. Das ist insofern schade, da auch diese mit einem Cliffhanger endet, der mehr als genug Raum für weitere Geschichten bietet. Aber die Zuschauerzahlen sprechen eine deutliche Sprache, denn die finalen acht Episoden verzeichneten einen Negativrekord (liegt vielleicht auch an der verstärkten homosexuellen Komponente?), so dass der Sender nicht mal einer kürzeren vierten Staffel oder einem abschließenden Spielfilm zustimmte, um die Storyline zu einem runden Ende zu führen. Aber da Don Mancini nicht daran denkt, das Franchise zu begraben wird „Chucky“ früher oder später zurückkehren. Aber wir wollen an dieser Stelle keine Trübsal blasen, sondern uns an den verbliebenen acht Episoden erfreuen, in denen die Killerpuppe eine neue Wirkungsstätte für sich entdeckt, nämlich das Oval Office. Da „Chucky“ aufgrund des Exorzismus in Staffel 2 mit christlicher Magie infiziert wurde, hat sich sein Gott „Damballa“ von ihm abgewandt, was zur Folge hat, dass er immer weiter altert, bis er irgendwann stirbt, so verrät es ihm zumindest ein staatlich zugelassener Voodoo-Arzt, den „Chucky“ konsultiert. Es gilt die Gunst seines Gottes zurückzugewinnen und was bietet sich da besser an, als eine Reihe von Opfern am wohl mächtigsten Ort der Welt?
Tatsächlich erweist sich der neue Schauplatz als Glücksgriff und das nicht nur aufgrund der derben und stellenweise kreativen Kills, sondern auch weil er viel Nährboden für Spitzen gegen die US-amerikanische Regierung bietet. Nachdem sich Mancini zuvor an der katholischen Kirche abgearbeitet hat, ist jetzt eben die gesamte Regierungsspitze der USA an der Reihe, in der der Präsident nur eine Art Marionette ist und nicht viel zu sagen hat. Auch diverse Verschwörungstheorien werden humorvoll und satirisch in die Handlung eingewoben. Natürlich kommt es aber auch wieder zur Konfrontation mit unserem Heldentrio rund um „Jake“, welches natürlich Alles daran setzt, „Chucky“ aufzuhalten, der mit diebischer Freude seiner Lieblingsbeschäftigung nachgeht und irgendwann sogar die Nuklearcodes in seine Plastikfinger bekommt. Somit gestalten sich die neuen Folgen relativ abwechslungsreich und es kommt so gut wie keine Langeweile auf, auch weil es wieder zahlreiche popkulturelle Referenzen und Spielereien gibt.
Positiv ist auch, dass die dritte Staffel handlungstechnisch etwas übersichtlicher daherkommt, denn man verzichtet nämlich darauf mit unzähligen Chucky-Varianten zu experimentieren und konzentriert sich auf eine einzige Puppe. Das Spiel mit den aufgespaltenen Seele Charles Lee Rays und den daraus resultierenden Inkarnationen sorgte zwar stets für viel Tempo, geriet aber zunehmend überfordernd, so dass man als Zuschauer schon ziemlich genau aufpassen musste, um nicht den Faden zu verlieren.

Die dritte Staffel ist somit etwas geradliniger, was dem Handlungsverlauf gut tut. Als Alternative etabliert die Serie nun eine Art Geisterwelt, in der auch Brad Dourif noch einmal leibhaftig auftritt. Es ist nach CHUCKY – DIE MÖRDERPUPPE (1988) und CURSE OF CHUCKY (2013) erst das dritte Mal innerhalb der Reihe, dass der Schauspieler in Fleisch und Blut als „Charles Lee Ray“ zu sehen ist. Diese Fantasy-Komponente wird vermutlich nicht jedem Fan schmecken, ich empfand es als sinnvolle Erweiterung.
Natürlich steht nicht nur „Chucky“ selbst im Fokus, auch die Geschichte um „Tiffany“, die im Körper von Jennifer Tilly steckt, wird weitergesponnen, landet diese doch nun im Todestrakt, was natürlich nicht frei von Leichen bleibt. Allerdings fühlt sich dieser Handlungsstrang etwas arg gestreckt an und bremst den eigentlichen Plot aus, haben „Chucky“ und seine Braut doch so gut wie keine Berührungspunkte innerhalb dieser Staffel. Und auch wenn Jennifer Tilly dem Affen natürlich wieder so richtig Zucker gibt, bleiben ihre Auftritte nur schnödes Beiwerk und ihre Screentime begrenzt. Auch Fiona Dourif, die seit CURSE OF CHUCKY (2013) als „Nica“ dabei ist, hat ziemlich wenig zu tun und wirkt recht notdürftig in die Geschichte integriert. Es ist ein notwendiges Übel, denn Mancini zeigt auch hier keinen Willen, sich auch mal von Figuren zu trennen. Daraus resultiert dann der Umstand, dass er immer irgendetwas mit ihnen machen muss, weswegen die Serie vielleicht für Slasherfans, die aber nicht unbedingt glühende Chucky-Anhänger sind, etwas überfrachtet wirkt. Komischerweise verzichtet man aber sowohl auf Alex Vincent (dieser taucht nur einmal kurz als „Andy“ auf) als auch auf Lachlan Watson, die in der zweiten Staffel als „Glen“ und „Glenda“ auftrat. Dafür ist Dewon Sawa wieder mit von der Partie, der hier abermals eine neue Rolle übernimmt. Die gesamte Besetzung geht wieder mit viel Spielfreude zu Werke, weswegen es einfach großen Spaß macht, ihr zuzusehen.
Handwerklich bleibt die dritte Staffel dem Niveau der Serie treu. Inszenatorsich ist das Ganze durchaus hochwertig, auch wenn einige nicht so wirklich gelungene CGI-Effekte negativ ins Gewicht fallen. Gerade in Bezug auf das weiße Haus gibt es ein paar weniger wertige Bilder zu sehen, weil man selbstverständlich nicht on Location drehen konnte. Auch bei den Gore-Effekten wurde stellenweise digital nachgeholfen, was schnell ersichtlich ist. Das hatten die beiden anderen Staffeln deutlich besser hinbekommen. Dennoch ist es beachtlich, was die Macher nach nunmehr 36 Jahren aus dem Franchise herausholen.
Turbine Medien veröffentlichte auch die restlichen acht Episoden im limitierten Mediabooks, welches in drei Covervarianten erschienen ist. Bild- und Tonqualität der Blu-rays lassen keine Wünsche offen, als Bonus gibt es entfernte Szenen aus unterschiedlichen Episoden, sowie einen ausführlichen und informativen Buchteil von Tobias Hohmann.

Fazit:
Chucky for President! Die dritte und leider auch letzte Staffel der Serie CHUCKY (2021-2024) punktet mit den gewohnten Stärken und liefert blutigen, kreativen, sowie frechen Spaß mit der Killerpuppe, die seit 1988 nicht aufzuhalten ist. Zwar dämpft das zwanghafte Festhalten an den Hauptfiguren und so ziemlich jedem Charakter aus den Filmen etwas die Spannung, dennoch hat man als Slasher-Fan hier wieder eine gute Zeit. Bleibt zu hoffen, dass die „Chucky“ in anderer Form (vielleicht wieder als Film?) zurückkehren wird.
Turbine Shop:
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