Doug und Carrie, Doug und Carrie, Doug und Carrie – Wer erinnert sich nicht gerne an die Zeit, als man damals nach Feierabend den Fernseher anschaltete und diverse Folgen der Sitcom King of Queens in Dauerschleife durchsuchtete? Ja, wir alle lachten über und mit Kevin James, auch noch, als er, meist an der Seite von Buddy Adam Sandler, eine Kinokarriere anstrebte und in vielen Boxoffice-Hits agierte. Doch mit der Zeit kam die Übersättigung und die neueren Sitcom-Versuche bei den Streamingdiensten sollten nicht mehr so recht zünden. Also entschied sich Kevin James, hier und da auch mal ernstere Töne anzuschlagen. So zum Beispiel als Bösewicht in der brutalen Rachenummer Becky. Auch in Guns Up, den uns SPLENDID FILM jetzt in die Kinos bringt, geht es rauer als gewohnt vonstatten, gepaart mit etwas leichtfüßiger Comedy. An seiner Seite agieren u.a. Christina Ricci und Luis Guzmán, die beide ebenfalls durchaus komödiantisches Potential haben. Ob Kevin James hier zu alter Form zurückfindet? Lest selbst.

Drehbuch und Regie: Edward Drake

Darsteller: Kevin James, Christina Ricci, Luis Guzmán, Melissa Leo, C.J. Perry Barnyashev

Artikel von Christian Jürs

Als vor mehreren Wochen die Einladung zur Pressevorführung von Guns Up in meinem E-Mail-Postfach hereinflatterte, war ich zunächst positiv überrascht. Nicht nur, dass ich es tatsächlich einmal wieder einrichten konnte, eine Vormittagsvorstellung zu besuchen, auch die Tatsache, den Film gut eineinhalb Monate vor Kinostart sichten zu dürfen, war ein gutes Zeichen. Sollte der Verleiher hier einen kleinen, feinen Hit im Petto haben? Ich war gespannt.

Raymond „Ray“ Hayes (Kevin James) ist nicht nur treusorgender Familienvater und Ehemann, sondern auch noch ein ausgesprochen guter Cop. Doch das Gehalt eines ehrbaren Polizisten ist nicht allzu üppig, zumal Ray und seine Frau Alice (Christina Ricci) schon seit längerem davon träumen, ein kleines Diner zu eröffnen. Um an das hierfür nötige „Kleingeld“ zu kommen, quittiert Ray kurzerhand seinen Polizeidienst und arbeitet fortan als Schuldeneintreiber für die örtliche Mafia, die unter der Leitung von Michael (Melissa Leo) und ihrer rechten Hand Ignatius (Luis Guzmán) steht. Daheim gibt daher den liebevollen Vater, der seiner einzigen Mitwisserin, Ehefrau Alice, verspricht, den Job an den Nagel zu hängen, sobald das Geld für den Lebenstraum angespart ist.

Als dieser Moment endlich gekommen ist, übernimmt der brutale Lonny (Timothy V. Murphy) mit Gewalt die Geschäfte des Verbrecher-Syndikats. Michael wird von ihm getötet, womit die Abmachung, Ray in den Vorruhestand zu schicken, hinfällig ist. Doch der denkt gar nicht daran, seiner Frau gegenüber wortbrüchig zu werden und sucht verzweifelt einen Ausweg. Als dabei Lonnys Neffe Wayne Jordan (Rob Gough) bei einem Schusswechsel ums Leben kommt, sind Ray und seine Familie endgültig auf der Abschussliste der Gangster geraten. Ray versucht alles, um seine Familie in Sicherheit zu bringen – und bekommt dabei unerwartete Hilfe.

An einer späteren Stelle von Guns Up fragt Kevin James´ Film-Sohn Henry (Leo Easton Kelly) seine Schwester mit dem schwer buchstabierbaren Vornamen Siobhán (Keana Marie), ob ihr Dad John Wick sei. Eigentlich ein netter Gag, aber auch eines der Probleme von Guns Up, der damit sein Publikum daran erinnert, dass die Action-Momente im vorliegenden Film nach heutigen Maßstäben irgendwie angestaubt wirken. Wer John Wick: Kapitel 4 gesehen hat, weiß, wovon ich schreibe. Dabei macht Kevin James eine erstaunlich gute Figur in den Actionszenen, zumal ihm Regisseur Edward Drake keine filigranen Kampfsport-Moves auferlegt, sondern als brachiale Naturgewalt inszeniert. Erinnerungen an die großartige, koreanische Actionreihe The Roundup werden dabei wach, auch wenn Don Lee als Beast Cop noch eine Spur cooler daherkommt und kompetenter in Szene gesetzt wurde. Auch der Rest des Casts geht in Ordnung, wobei natürlich Christina Ricci besonders gefällt. Ich warne übrigens davor, sich den unten verlinkten Trailer vor Filmgenuss anzuschauen, da dieser einen Major-Spoiler aus dem letzten Filmdrittel kackendreist raushaut. Sagt nicht, ich habe Euch nicht gewarnt.

Guns Up ist Guns nett…ähh…ganz nett, nicht mehr und nicht weniger. Der Film schlingert etwas ungelenk zwischen harter Action und typischer Kevin James Comedy, die vor allem gegen Ende zum Tragen kommt. Dass die Story nicht allzu originell ist, fält nicht weiter ins Gewicht, dass hier ist eine Action-Comedy, allerdings sind die Schauwerte der Action ebenfalls begrenzt. Kein Wunder, schrieb und inszenierte Regisseur und Drehbuchautor Edward Drake doch zuvor die späten Bruce Willis-Scheußlichkeiten Detective Knight: Rogue, Detective Knight: Redemption, Detective Knight: Independence, Apex und die Obergraupe Cosmic Sin. Da kann man nur sagen: „Glückwunsch zur Beförderung, Herr Drake.“ Das hier ist qualitativ tatsächlich ein Quantensprung – wenn auch mit viel Luft nach oben.

Guns Up ist ein netter Zeitvertreib für zwischendurch, der dank seiner Laufzeit von 92 Minuten niemals langweilt, einigermaßen gut unterhält, aber auch schnell wieder aus dem Gedächtnis verschwunden sein wird. Kann man machen, muss man aber nicht.

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