Schnurzelkackwurzl!! Himmelarschundzwirn, ich versuche noch immer das erodierende Hirnloch zu stopfen, dass mir dieser Film durch die Augen in die Denkmurmel geschreddert hat. Eben habe ich die Blu-ray noch in die Kamera unserer 17. Folge der „Kessel Buntes“ – Dokumentationsreihe hochgehalten, schon habe ich den Film am gleichen Abend noch gesichtet und ich kann nur sagen: Vorsicht an der Bahnsteigkante, hier wird nicht mit Wasser gekocht! Regisseur dieses Kleinodes an hirnrissiger Filmverblödung ist Nam Yin, zu dessen größter Leistung es gehört, der Bruder von Ringo Lam zu sein. Zwar preist man den flotten Nam Yin gerne als „Drehbuchautoren“ einiger Klassiker Ringo Lams an (z.B. Prison On Fire), doch leider hatte „Prison On Fire“ gar kein Drehbuch, zumindest keines, dass man als solches im fachlichen Sinne bezeichnen kann. Es gab knapp 200 Seiten an Aufzeichnungen von erfundenen und echten Knastgeschichten, die dann in eine lose Form getackert und verfilmt wurden. Nam Yin hatte Zettel beschriftet und Ringo hat was daraus gemacht. Und irgendwann, als Nam Yin wahrscheinlich am Set von City On Fire seinem Bruder bei der Arbeit über die Schulter schaute, reifte der Entschluss, selber Regie führen zu wollen. Kann ja nicht so schwer sein. Dank seines Bruders bekam Nam Yin dann auch ein bescheidenes Budget in einer Sporttasche in die Hand gedrückt und durfte Sammo Hung besetzen, der hier mit graumelierter Mischung aus Atze-Schröder-Gedenk-Fräse und pudelig-borstiger Putzdraht-Matte um einen Notfall-Termin beim Friseur bettelt. Doch bevor es zum Friseur geht, musste sich Hung unterfordert den launigen Gehirnpfurz-Kapriolen seines Regisseurs stellen und geduldig wie ein Tiger die Kampfchoreografie von Ridley Tsui schöntanzen. Ridley Tsui, der Mann, der Ridley Scott und Tsui Hark in steiler Symbiose in sich vereint – nur ohne deren Talent. TRUE GRIT / CARGO MOVIES haben Eier aus Stahl und bringen diese Krone der Kreativität völlig schmerzfrei auf Blu-ray heraus.

Originaltitel: Saat sau kwong lung

Regie: Nam Yin

Darsteller: Sammo Hung, Ken Wong, Adia Chan, Monica Lo, Simon Lui

Artikel von Kai Kinnert

Nachdem man seine Partner bei einem fehlgeschlagenen Einsatz brutal misshandelt hat, quittiert Inspektor King seinen Dienst bei der Hongkonger Polizei, da der verantwortliche Gangsterboss dank seiner Beziehungen weiterhin auf freiem Fuße weilt. Enttäuscht von der Bürokratie gründet er mit einer Gruppe skrupelloser junger Leute in Thailand eine private Kampftruppe, die fortan illegal und mit grober Brutalität gegen das Verbrechen zu Felde zieht. Sein größtes Ziel ist es dabei, die Mörder seiner damaligen Kollegen ihrer gerechten Strafe zuzuführen. In Hongkong stellt seine Truppe den Gangsterboss und streckt ihn brutal nieder. Bei dem Feuergefecht müssen allerdings auch zwei Polizisten ihr Leben lassen. Der Sidekick des Gangsterbosses kann indes entkommen und stellt seinerseits eine Truppe auf, mit der er zur Jagd auf Kings Killer bläst. Etwa zur gleichen Zeit trifft Bill am Tatort ein, Er ist der zuständige Inspektor, der nun ebenfalls hinter den flüchtigen Killern her ist. Die töten inzwischen jeden, der ihnen in die Quere kommt, ob nun Verbrecher oder unschuldig und ahnen dabei nicht, dass es sich bei Bill um Kings besten Freund und ehemaligen Kollegen handelt. So ist die große Katastrophe unumgänglich. Als King schließlich den Mordwahn seiner Schützlinge bemerkt, kann er nur noch auf die Trümmer seines Plans hinabblicken.

What the fuck! Da brauchte der Praktikant für die Inhaltsangaben aber viele Sätze, um den Murks an Story irgendwie in eine Reihe zu kriegen! Sammo lebt in Thailand, irgendwo in einer Hütte am Strand und erwartet seine vier Schützlinge zum Combat-Training. Die High-End-Profis kommen dann auch alsbald mit schruppeliger Ski-Maske aus dem Wasser gewankt (!!) und greifen ihren Papa an, der seiner unkonzentrierten Dödel-Truppe schnell die Hammelbeine langzieht. Danach gibt es ein aufklärendes Gespräch über das Töten und die Aussicht auf einen Job in der Großstadt. Das kurze, handgreifliche Scharmützel wird, wie in jeder späteren Actionszene auch, recht unübersichtlich und mit kurzen Schnitten choreografiert, was schlichtweg der knappen Drehzeit und eigenem Unvermögen geschuldet sein könnte. Martial Arts ist offensichtlich nicht die Stärke von Nam Yin und seinem Action-Director Ridley Tsui, dem unehelichen Cousin von Quentin John und Olivia Ann Anita. Nach dem kurzen Action-Einstand kommen also die Dialoge ins Spiel und ab diesem Moment eröffnet sich der Synapsen-Tod beim Zuschauer. Hatte man während der ersten Actionszene schon ein beklemmendes Gefühl in der Brust bekommen, wird es im Folgenden nur noch bestätigt: Nam Yin hat als „Autor“ und „Regisseur“ definitiv ein Loch im Eimer.

Die vierköpfige Killertruppe, alle so Mitte/Ende 20, ist schlichtweg eine infantil-behinderte Ansammlung von Spastis, die wohl irgendwie niedlich-sympathisch sein soll, allerdings derartig von abgrundtiefer Dämlichkeit gestraft ist, dass man als Zuschauer die Hände über dem Kopf zusammenschlägt und sich verzweifelt fragt, wer solch ein „Drehbuch“ als goutierbar durchgewunken hat. Entweder liegen sich die vier Schwachstromer giggelnd in den Armen, hocken verdummt auf dem Bürgersteig und glotzen Leuten hinterher oder bestreiten ein Wetthüpfen auf dem Hotelbett, eben weil die vier sonnigen Gemüter noch nie in der Stadt waren und auch keine Rolltreppen kennen, eigentlich gar nichts aus der Zivilisation kennen – nun aber in der Großstadt ein Massaker anrichten sollen! Papa hätte die Seppelnasen ruhig mal vor die Glotze lassen können, immerhin sollte man wenigstens schon mal einen Eindruck von der Zivilisation haben, in die man alsbald geschickt wird – aber gut, warum auch nicht, dass macht die Sache spannender! Kennt sich eben keiner aus. Die Truppe soll zwar nicht auffallen, schreit und albert allerdings wie eine Horde chemisch aufgeweichter Schimpansen durch das Zielgebiet und sorgt ebenso für forensisch motivierte Aufmerksamkeit beim Gegner und beim Zuschauer, der irgendwo zwischen Angst und Faszination der filmischen Masse beim Blubbern zuschaut.

Dann wird es ernst! Plötzlich werden die Knarren gezückt und es ist, als hätte man bei den vier Reitern der schwachsinnigen Apokalypse den Schalter umgelegt und aus der glucksenden Biomasse wird eine eisenharte Killermaschine mit 128prozentiger Trefferquote. Actiondirector Scott Hark, ach..äh..Ridley Tsui kann nicht viel, aber brutal kann er! Die Fights sind nicht dolle, dafür spritzt aber bei den Shoot-Outs das Blut in alter Handarbeit fröhlich aus den Blutbeuteln, da werden glatt Retro-Gefühle wach. Was im Handgemenge an Übersicht und Choreografie fehlt, wird in Punkto Brutalität in der allgemeinen Action wieder reingeholt. Verstörend ist die Szene mit der Gangsterbraut im weißen Anzug, die einfach an ihrem Kehlenschnitt nicht sterben will und von den Leichen ihrer Bodyguards umringt ist. Oder diese…Jagd auf den Tiger. Was war denn das bitte für ein fieser und völlig unsympathischer Einfall, die vier Vollpfosten mit Faustfeuerwaffen (!) auf die Tigerjagd zu schicken. Albern kichernd, als wäre man auf einem Paintball-Treffen, wird dieser Tiger in einer schlechten Montage mit den Pistolen zusammengeschossen und albern kreischend am Lagerfeuer verzehrt. Gedreht wurde das im Zoo im Gehege des Tigers, der ganz offensichtlich keinen Spaß an der Qual durch den Regisseur hatte. Strange! Danach wird noch ein Kind erschossen, einfach so, eben weil es gerade da war und „Hallo“ sagte. Und als einer der vier Schwachsinnigen aus der Hölle ins Gras beißt, wird er, wie einst „Bernie“, huckepack und blass stinkend durch die Szenerie geschleppt.

The Hidden Enforcers ist im fiebrigen Delirium entstanden und man tat gut daran, Nam Yin nach dieser cineastischen Diagnose nur noch ein weiteres Mal auf den Regiestuhl zu lassen. Im Großen und Ganzen gelang Nam Yin, wenn man denn von „Gelingen“ sprechen kann, nur zwei/drei Szenen, die filmisch länger in Erinnerung bleiben (könnten). Da ist zu einem das Zitat an City On Fire (die ankommenden Polizisten werden an ihrem Fahrzeug blutig zusammengeschossen) und diese unnötigen Brutalitäten, wie das mit der Gangsterbraut, dem Kind oder diese schrecklich verkackte Tigerjagd. The Hidden Enforcers ist eine Mutprobe, eine Herausforderung für unsere Gesellschaft und eine Provokation des Intellllets …äh des Internets, ne Intellekts so rum war´s. Wer sich im Hongkong-Kino auskennt, weiß, dass so mancher Film eine Reise bis an die Grenzen des Verstandes sein kann. Für Nam Yin war es allerdings eine sehr kurze Reise.

Das Bild der gesichteten Blu-ray ist sauber und klar, der Ton ist gut. Als Extras gibt es Trailer, eine Bildergalerie, ein Wendecover und einen kurzen Text von Bruce Whitty.

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