Brian Helgelands „Ritter aus Leidenschaft“ aus dem Jahre 2001 war damals ein kommerziell und auch bei den Zuschauern ziemlich erfolgreicher Ritterfilm. „Warum schreibt er denn nicht Historienfilm?“ fragt Ihr Euch? Isser halt nicht wirklich, einigen wir uns auf Abenteuerfilm, das passt schon. Ach ja – und schwer unterhaltsam ist der Film tatsächlich auch noch. Ich habe mir den Film mit Heath Ledger in der Hauptrolle, den uns SONY PICTURES im Vertrieb von PLAION PICTURES jetzt im limitierten Steelbook servieren, angeschaut.

Originaltitel: A Knight’s Tale

Regie: Brian Helgeland

Darsteller: Heath Ledger, Shannyn Sossamon, Rufus Sewell, Paul Bettany, Alan Tudyk, Mark Addy, Laura Fraser, James Purefoy

Artikel von Roland Latzel

Heath Ledger als Hauptdarsteller in einem Film über tjostende Ritter? Hmm… nicht unbedingt die Besetzung, die mir als erstes einfallen würde. Noch dazu ein junger, bubihafter Heath Ledger. Aber siehe da – das macht der Bubi doch sehr ordentlich.

Worum geht’s? William (Heath Ledger) dient dem fahrenden Turnierritter Sir Hektor (Nick Brimble) als Knappe, zusammen mit seinen beiden Knappen-Kollegen Roland (Mark Addy) und Wat (Alan Tudyk). Während eines Turniers verstirbt Sir Hektor leider überraschend und die drei Knappen sind ratlos und stehen mit knurrenden Mägen um den gerüsteten Leichnam herum – was nun? William will unbedingt selbst zum Ritter werden – in der mittelalterlichen Feudalgesellschaft als Sohn eines Dachdeckers undenkbar, dürfen doch nur Männer mit nachweislich adeliger Geburt in den Ritterstand aufgenommen werden. Kurzerhand überredet William seine Kumpanen. Großmäulig behauptet er, dass er das Lanzenstechen doch mindestens so gut beherrscht wie der jüngst verstorbene Herr. Und tatsächlich – William gewinnt den noch ausstehenden Lanzengang in der Rüstung von Sir Hektor. William überzeugt Roland und Wat davon, dass da noch mehr geht und man zieht von Turnier zu Turnier. In der Zwischenzeit stoßen noch zwei weitere Gefährten zu der Gruppe um William – der abgebrannte Schriftsteller Geoffrey (Paul Bettany) als Herold und die Schmiedin Kate (Laura Fraser). Geoffrey erschafft die Persona Sir Ulrich von Lichtenstein für William, unter der dieser siegreich von Turnier zu Turnier eilt. Neben der Aufmerksamkeit der Adeligen Jocelyn (Shannyn Sossamon) erregt das auch die Aufmerksamkeit des bei Turnieren äußerst erfolgreichen und mächtigen Grafen Adhemar (Rufus Sewell), der mit William nicht nur um Ruhm und Ehre bei den Turnieren streitet, sondern auch um die Hand von Jocelyn.

Brian Helgeland (Payback – Zahltag, Legend) hat ein ziemlich gutes Händchen bei der Besetzung für diesen Streifen bewiesen – oder wahlweise bei der Verpflichtung von Francine Maisler. Kennt Ihr nicht? Laut der IMDb hat die Dame u.a. bei folgenden Filmen das Casting verantwortet: Civil War und Auslöschung von Alex Garland, Mickey 17 von Bong Joon Ho und eine ganze Reihe von Filmen von Denis VilleneueDune, Dune Part Two, Enemy und Blade Runner 2049. Also alles Werke, die mit starken Darstellerleistungen daherkommen. Noch mehr gefällig? Wie wäre es mit dem Casting für Nocturnal Animals, Baby Driver und The Revenant?

Aber erst mal zurück zum Film an sich. Helgeland hat neben der Regie auch das Drehbuch geschrieben und den Film produziert. Mit dem Ritter aus Leidenschaft (den Titel des deutschen Verleihs finde ich ja eher blöd, der Originaltitel A Knight’s Tale ist zwar ähnlich generisch, klingt aber weniger nach Soap Opera) hat er einerseits einen sehr typischen Hollywood Popcorn-Streifen der Güteklasse A geschaffen und andererseits einen in Teilen überraschend merkwürdigen Mix bzw. Bastard aus Historienfilm, Actionfilm und RomCom. Es gibt wenig überraschende Entwicklungen in der Geschichte, eher ist das alles recht vorhersehbar, aber man folgt dem Ganzen doch durchgehend gut unterhalten und die durchweg flotten Dialoge und sympathischen Charaktere tragen einen locker und leicht durch die Handlung.

Wie eingangs erwähnt macht Heath Ledger als mutiger, aber auch sturer und nicht immer schlauer William bzw. Ulrich von Liechtenstein eine gute Figur. Unterhaltsam wird es vor allem im Zusammenspiel mit den weiteren Charakteren. Der gutmütige und loyale Roland (Mark Addy) und der stets aufbrausende Wat (Alan Tudyk) sind schon als Duo witzig und für jede Menge flotte Dialoge gut. Während Laura Fraser als Schmiedin Kate ein wenig verschenkt wird, ist Paul Bettany als spielsüchtiger Möchtegern-Herold und abgebrannter Schriftsteller Geoffrey Chaucer eine echte Granate. Der Brite ist der heimliche Star des Films und ist für jede Menge witzige Szenen gut. Sein Zusammenspiel mit Alan Tudyk ist köstlich, die beiden haben sichtlich Spaß bei der Sache gehabt. Rufus Sewell gibt einen recht generischen Antagonisten, den er aber routiniert und schön hassenswert abspult. James Purefoy als Ritter Colville ist stark, davon hätte man spontan gerne mehr gesehen. Der Kerl ist einfach für kernige Rittercharaktere gemacht – zum Beweis schaut euch Ironclad und Solomon Kane mit ihm in den Hauptrollen an. Einzig Shannyn Sossamon als Love Interest Jocelyn fällt da etwas ab.

Die Actionszenen – vor allem natürlich die Lanzengänge aber auch Schwertkämpfe zu Fuß – sind knackig inszeniert. Da kracht und rumst es ordentlich und dabei stets familienfreundlich unblutig, ohne dass es dem Film zum Nachteil gereichen würde. Und wie es aussieht auch zum überwiegenden Teil wenn nicht gänzlich ohne Einsatz von CGI. Hier war noch echtes Stunt-Handwerk im Einsatz, was den Film umso erdiger und kerniger macht. Die Kostüme und Sets wirken überraschend authentisch – die Betonung liegt auf Wirken. Niemand hatte hier anscheinend den Anspruch einen Historienfilm zu erschaffen, was skurrile Details wie den Eiffelturm auf dem Matte Painting von Paris und die für einen Historienfilm zu modernen Dialogen belegen. Wer einen möglichst historisch akkuraten Film über Ritter bzw. die Ritterturniere im Mittelalter erwartet, wird vermutlich mit Grauen den Blick abwenden. Wenn dann noch das Publikum zu den Klängen von „We will rock you“ von Queen im Takt auf die Balustrade klopft und Jocelyn im halb-transparenten Chanel-Kleidchen durchs Bild schwebt, werden Mittelalterpuristen vermutlich in Ohnmacht fallen (weitere Rock-Klassiker wie „The Boys are back in Town“ von Thin Lizzy kommen ebenfalls vor).

Wir haben hier die klassische Underdog-Story. Der Wille zählt! Zusammen mit möglichst unterschiedlichen Gefährten wird der Held gewinnen – sowohl das Herz der Angebeteten als auch gegen den fiesen Schurken am Ende nach gemeinen Rückschlägen. So, wie es sich in einem Hollywood-Schinken der alten Schule gehört. Aber hey, wie gesagt – das macht ungemein Spaß und hat zudem ein großes Rewatch-Potenzial.

Zusätzlich zum Hauptfilm gibt es auf der Blu-ray (die 4K UHD Scheibe verfügt über kein Bonusmaterial) einiges an Extras zu entdecken. So gibt es einen Audiokommentar mit Regisseur Brian Helgeland und Paul Bettany, unveröffentlichte und erweiterte Szenen, ein Gag-Reel, diverse Einblicke hinter die Kulissen, Second Unit-Aufnahmen, ein Making Of, Musikvideo und Trailer.

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