Obacht! Dieser Film war einst in hohem Maße geeignet, Kinder und Jugendliche sittlich zu gefährden bzw. sozialethisch zu desorientieren und zu verwirren. Die Betonung liegt allerdings auf war, denn bei diesem Satz handelt es sich um die Urteilsbegründung zur Indizierung von Hexen geschändet und zu Tode gequält, mit dem die BPjS ihre Volksbevormundung damals rechtfertigte. Heute redet man in der Hochburg des Jugendschutzes ganz anders über den Folter-Film. Von peinlichen Effekten und einer Erzählweise, die für Jugendliche unattraktiv sei, ist nun die Rede. Von daher stand einer Listenstreichung aus den Index-Dokumenten nichts mehr im Wege. TURBINE MEDIEN beantragte die Freilassung und serviert uns diesen Klassiker deutscher Filmkunst jetzt mit Jugendfreigabe in erstaunlich guter Qualität. Mehr darüber erfahrt Ihr im Artikel.

Regie: Adrian Hoven

Darsteller: Erika Blanc, Anton Diffring, Percy Hoven, Astrid Kilian, Reggie Nalder

Artikel von Christian Jürs

Der deutsche Film steckt seit Jahren in einer Krise. Genrekino findet nicht mehr statt, stattdessen wird das Geld meist in Kinderfilme gesteckt, die immer noch die Kassen klingeln lassen. Und so kann man sich auf den jährlichen Drei Fragezeichen-Film ebenso verlassen wie auf den x-ten Schule der magischen Tiere-Streifen. Ansonsten bleiben die Lichtspielhäuser, sofern nicht gerade Karoline Herfurth wieder einen neuen Frauen-Film inszenierte oder Christoph Maria Herbst in einer biederen Familienkomödie auftritt, von deutschen Produktionen verschont. Vor gut fünfzig Jahren sah das noch anders aus. Neben all den Heimat- und Pauker-Filmen gab es damals die bemüht auf internationales Flair setzenden Krimis Marke Jerry Cotton, die den Edgar Wallace Krimi ablösten, für Ferkeleien den Schulmädchen-Report und für den anspruchsvollen Kinogänger das neue Rainer Werner Fassbinder-Drama. Ja, sogar Genreware wurde immer mal wieder produziert und geizte oftmals nicht mit Sex und Gewalt. Klar, an die wilden Zelluloid-Werke aus Italien, Frankreich und Spanien kamen die etwas einfältigen, deutschen Produktionen nicht heran, doch immerhin hatte man den Mut, Grenzen auszutesten.

Der leider 1981 an einer Herzattacke verstorbene Schauspieler Adrian Hoven erkannte damals das Potential der trivialen Filmkunst und produzierte Ende der Sechzigerjahre einige Werke von Schundfilmer Jesús Franco, darunter den ziemlich gelungenen Necronomicon – Geträumte Sünden. Als Regisseur war Hoven ebenfalls tätig und drehte u.a. den schundigen Im Schloss der blutigen Begierde, dessen Titel Programm ist. Inspiriert vom Erfolg des britischen Inquisitions-Films Der Hexenjäger, produzierte Hoven den durchaus kultigen Hexen bis aufs Blut gequält, da man in Deutschland einst ebenfalls erfolgreich Hexen und Teufelsdiener enttarnte. Zum Schutze des Volkes wurden diese dann, bei einem Volksfest-Event mit anschließendem Marshmallow-Rösten am noch glimmenden Feuer, eliminiert. Da Adrian Hoven damals bereits ungenannt Teile der Regie übernehmen musste, inszenierte er den Nachfolgefilm Hexen geschändet und zu Tode gequält gleich selbst. Eine anstrengende Arbeit, bei der er seinen ersten Herzinfarkt erlitt.

Wir schreiben das Jahr 1780. Die Gräfin Elisabeth von und zu Salmenau (Erika Blanc) verliert ihren Mann (Adrian Hoven), als dieser versucht, eine potentiell unschuldige Dame vor dem brutalen Hexenjäger Natas (Reggie Nalder) zu retten. Natas, der im Auftrag des ebenso brutalen Inquisitors Balthasar von Ross (Anton Diffring) handelt, lässt sich diese Demütigung natürlich nicht gefallen und ersticht den liebevollen Ehemann und Familienvater vor den Augen seiner Frau und seines Sohnes (Percy Hoven). Elisabeth schwört Rache und will Balthasar das Handwerk legen, doch der macht, was er am besten kann: Frauen unter Druck sexuell missbrauchen und anschließend als Hexen zu denunzieren. Dieses Schicksal erleidet auch die nach Gerechtigkeit suchende, junge Nonne Clementine (Astrid Kilian). Doch auch die nach Rache dürstende Elisabeth und ihr Sohn sind nicht vor dem grausamen Despoten sicher.

Mark of the Devil 2, wie der Film im englischen betitelt wurde (obwohl gar kein Mark mitspielt!), kann mit dem Vorgängerstreifen Mark of the Devil (ach was!), aka Hexen bis aufs Blut gequält, leider nicht mithalten (und keiner der beiden Filme kann seinem weiter oben genannten Vorbild das Wasser reichen). Der hatte allerdings auch Udo Kier und Herbert Fux zu bieten. Immerhin, Reggie Nalder ist als Hexenjäger geblieben, auch wenn es sich um zwei unterschiedliche Charaktere in unterschiedlichen Filmen handelt. Im Bonusmaterial meint die Ehefrau und Witwe Joyce Hoven auf Reggie Nalders Ambitionen, Liebhaber-Rollen zu spielen lediglich, dass er zu hässlich für derlei Charaktere war, was allerdings auf seine Brandnarben im Gesicht zurückzuführen ist. Kein Wunder, dass er damals die Rolle des Obervampirs im TV-Zweiteiler Brennen muss Salem von Tobe Hooper ergattern konnte. Ebenfalls dabei war Percy Hoven, der damals noch sehr junge Sohn des Regisseurs, der später als TV-Moderator Karriere machte. Als Bezahlung für seine, gar nicht mal so kleine, Rolle erhielt er von seinen Eltern ein knallgelbes Bonanza-Rad.

Der Cast ist insgesamt sehr gut gewählt und überzeugt weitestgehend. Die Handlung verläuft ohne größere Überraschungen, die Sex- und Gewaltszenen sind außerdem sehr durchschaubar inszeniert. Doch auch wenn man das alles schonmal besser gesehen hat, so sei die Veröffentlichung seitens Turbine Medien trotzdem jedem, der filmhistorisch interessiert ist, ans Herz gelegt. Adrian Hoven gab sich schließlich größte Mühe, sein Publikum zu schockieren, auch wenn die Ausführung hier und da ein wenig trashig wirkt. Dafür konnte man auf Schloss Mooshamm bei Salzburg drehen, was der Atmosphäre dienlich ist.

Das Mediabook ist in fünf unterschiedlichen Covervarianten erschienen. Bild- und Tonqualität sind wirklich fantastisch. Auf den Hauptdiscs findet man außerdem alternative Filmanfänge und Trailer. Das stabile Booklet von Film- und Medienwissenschaftler Andreas Ehrenreich ist lesenswert. Als besonderes Bonbon gibt es eine prall gefüllte Bonus-Blu-ray. Auf dieser findet man die spielfilmlange Dokumentation Hexenjagd in Mauterndorf, einen Location-Vergleich, ein Interview mit Joyce und Percy Hoven, die Featurette Geheimnisvolles Österreich, die von den damaligen Hexenjagden berichtet und Leute vor Ort zu Wort kommen lässt (glücklicherweise sind auch hier Untertitel vorhanden – versteh einer die Österreicher) und eine Location-Tour mit dem Vergleich zwischen damals und heute.

Mir persönlich gefällt Der Hexenjäger deutlich besser, trotzdem ist Hexen geschändet und zu Tode gequält ein interessanter Film mit tollen Bonus-Features, der ins Sammler-Regal eines jeden Horror-Fans gehört.

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