Ah… très bien! Eines der frühen Werke von Luc Besson, dem visuellen Meister des französischen Kinos, erfährt endlich eine 4K-Restoration. Ich habe mir den Thriller aus den 80ern mit Christopher Lambert und Isabelle Adjani in den Hauptrollen frisch angeschaut, denn STUDIOCANAL / ARTHAUS hat uns das schicke Steelbook, in dem der Film sowohl auf 4K UHD und Blu-ray plus Bonus-Scheibe enthalten ist, zwecks Rezension zur Verfügung gestellt. Wie gut mag der mittlerweile vierzig Jahre alte Film wohl gealtert sein?

Originaltitel: Subway
Regie: Luc Besson
Darsteller: Christopher Lambert, Isabelle Adjani, Jean-Hugues Anglade, Richard Bohringer, Michel Galabru, Jean Reno, Jean-Pierre Bacri
Artikel von Roland Latzel
Die Werke des umtriebigen Franzosen stehen bei mir hoch im Kurs. Tatsächlich gehören einige seiner Regiearbeiten zu meinen Lieblingsfilmen – Léon – der Profi, Das fünfte Element und Angel-A, aber auch Johanna von Orleans und den von der Kritik eher gescholtenen Valerian und die Stadt der tausend Planeten mag ich sehr gerne. Während Monsieur Besson sich seit einigen Jahren mehr auf das Produzieren von Filmen verlegt hat und seltener selbst im Regiestuhl Platz nimmt, gibt es einige seiner Frühwerke, die ich auch noch nicht gesehen habe. Wie praktisch, dass Subway aus dem Jahre 1985 nun als 4K Disc neu aufgelegt wurde.

Der Gauner Fred (Christopher Lambert) wird verfolgt von einer Truppe zwielichtiger Gestalten, die ihn bis in die Pariser Metro jagen. Man erfährt, dass er einem reichen Geschäftsmann wichtige Papiere gestohlen hat, die neben den Handlangern auch die junge Hélèna (Isabelle Adjani), Ehefrau des Geschäftsmannes, unbedingt zurückhaben will. In diese verliebt sich der freche und charmante Fred natürlich sofort. Er versteckt sich in der Parallelwelt der Kleinganoven und Aussteigern, die in der Unterwelt der Pariser Metro leben. Neben Hélèna und den Schlägern ihres Ehemanns, ist auch die Pariser Polizei unter der Führung von Kommissar Gesbert (Michel Galabru) Fred und seinen neuen Freunden auf den Fersen.
Fangen mir mal mit dem Positiven an. Man erkennt schon deutlich Bessons Handschrift. Der Film ist in erster Linie ein visuelles Werk. Ungewöhnliche Kameraperspektiven, die surreale Welt der Gänge, Schächte und Räume der Pariser Metro, häufig wechselnde Ausleuchtung und Farben und die ausgefallenen Kostüme Hélènas zeugen bereits von Luc Bessons Talent für das visuell geprägte Kino. Der Film wird im Übrigen zu der damals in Frankreich populären Strömung Cinéma du Look gezählt – das überrascht nicht, hier wird klar Style over Substance zelebriert. Einprägsam auch das Aufmarschieren der Polizisten in der Metro, das mehrfach im Verlaufe der Story passiert. Gemächlich, aber selbstbewusst schlendern die Polizisten in einer One Take-Szene in die Metro – es wird deutlich gemacht, hier kommt der Chef mit seinem Hofstaat in die Arena.

Neben dem Visuellen ist der Film aber auch vom Score geprägt. Sogar so sehr, dass Fred und seine Ganoven zum Ende des Films hin eine Band bilden, die in der Metro auftritt. Die Musik unterstreicht die visuelle Kraft des Films bzw. spezifische Szenen ganz deutlich. Dabei sind die Stücke sehr unterschiedlich, von instrumentaler, eher minimalistischer Musik bis hin zu poppigen Songs. Das Ganze erinnert zuweilen an Musikclips, deren Hochzeit die 80er waren.
Nun zum Aber – der Film erzählt keine stringente, kohärente Geschichte. Zumindest passiert mir genau das, was man bei einem Film nicht will – man schaut zwischendurch immer mal wieder auf die Uhr. Drastisch ausgedrückt: er ist teilweise ziemlich gemächlich erzählt, bisweilen sogar langweilig. Da helfen auch die visuelle Brillanz und der starke Score nicht über die Laufzeit von 102 Minuten hinweg. Leider sind auch die Figuren sehr flach gezeichnet und man merkt den Darstellern an, dass sie wenig Input für ihre Charaktere hatten. Sie machen das Beste daraus und es ist schon unterhaltsam, aber man fiebert nicht einen Moment mit den Figuren mit und betrachtet das Treiben recht unbeteiligt.

Erwähnt werden sollte, dass Subway mehrfach ausgezeichnet wurde. Er gewann unter anderem den César (französischer Filmpreis) für den von Eric Serra komponierten Soundtrack. Auch finanziell war der Film damals in Frankreich sehr erfolgreich. Die Neuauflage von Studiocanal / Arthaus anlässlich des 40-jährigen Jubiläums bringt uns den Film auf einer 4K Ultra HD Blu-Ray Disc, sowie auf einer inhaltsgleichen Blu-ray und einer weiteren Blu-ray mit Bonusmaterial im einem edlen, mit Spottlack veredeltem, Steelbook im Halfslip. Neben diversen Interviews mit den Machern des Streifens gibt es auch ein langes Making-Of. Für Sammler eine gelungene Neuauflage, die sich gut im Filmregal macht.
Wer das französische Kino und das Werk von Luc Besson mag, darf gerne einen Blick riskieren. Dazu ein toller Soundtrack und eine deutlich andere Handschrift im Vergleich zum eher glatten Hollywood-Kino. Inhaltlich aber leider trotzdem eher dahinplätschernd und manchmal auch schlicht langweilig erzählt. Für mich eine (kleine) Enttäuschung auf 4K Disc in einer tollen Steelbook-Auflage.
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