Als im September 2022 die erste Mediabook-Variante von Over the Top im Hause CAPELIGHT PICTURES veröffentlicht wurde, war diese Ruck-Zuck ausverkauft. Erstaunlich, denn im Kino entpuppte sich damals der beste Actionfilm über das optisch beeindruckende Sportthema Armdrücken als Flop und damit großes Verlustgeschäft für die legendäre Cannon Group. Doch obwohl Over the Top auf den ersten Blick eine echte Gurke ist, die von den Kritikern verrissen wurde, so bietet der Film, insbesondere Kindern der Achtziger, wundervolle Jugenderinnerungen und einen enormen Unterhaltungswert. Auch ich kann mich dem nostalgischen Flair von Over the Top nicht entziehen, der immerhin der erste Sylvester Stallone-Streifen war, den ich, dank Jugendfreigabe, damals im kleinen Kinosaal um die Ecke sichten durfte. Jetzt gibt es eine Neuauflage des Kultfilms, inklusive einer brandneuen 4K-Variante. Ich hab´ reingeschaut und bin wie immer vor der Glotze hängengeblieben. The Winner takes it all. Schmacht! Seufz!

Dt. Alternativtitel: Over the Top – Mein Daddy schlägt sie alle (sic!)

Regie: Menahem Golan

Darsteller: Sylvester Stallone, David Mendenhall, Robert Loggia, Rick Zumwalt, Susan Blakely

Artikel von Christian Jürs

Schaut man sich den martialischen Trailer zu Over the Top an, so könnte man meinen, dass Rambo und Die City-Cobra nur ein Warm Up waren für den Kampf, den Lincoln Hawk (Sylvester Stallone) in diesem Kracher aus der Wunderschmiede Cannon Group zu bestehen hat. Die Realität sieht allerdings anders aus. Der Film ist mehr schmalziges Vater-Sohn-Drama, denn Actionfilm, auch wenn Sly immer wieder seine Superkraft aktiviert, indem er das Basecap um 180 Grad dreht und somit zur unbezwingbaren Armdrücklegende mutiert. Klingt doof, isses auch, aber wie erwähnt, auch irgendwie geil.

Gleich zu Beginn begibt sich Lincoln Hawk (was für ein Name, by the way!) zur Kadettenanstalt, in der sein zwölfjähriger Sohn Michael Cutler (David Mendenhall) ausgebildet wird. Beide kennen einander nicht, denn Lincoln, der mit Leib und Seele Trucker von Beruf ist, verließ seine Frau Christina (Susan Blakely) einst, aufgrund von Problemen mit seinem Schwiegervater Jason Cutler (Robert Loggia). Der ist ein stinkreicher, alter Sack, der Lincoln für einen Taugenichts hält und den Kontakt zu Michael schlichtweg unterbunden hat. Ein Schelm, wer hier hinterfragt, wie tiefgreifend wohl die Liebe zwischen Lincoln und Christina gewesen sein muss, wenn sie, anders als Romeo und Julia, einfach aufgegeben haben.

In der Welt der Cannon Group gilt es aber, sowas nicht zu hinterfragen, immerhin bewegen wir uns hier im Filmuniversum von Charles Bronson und Chuck Norris, diesmal aber auf die sanfte Tour. Denn nun gilt es für Lincoln, seinen Sohnemann aus der Kadettenschule abzuholen und heimzubringen. Es ist der letzte Wunsch von Mama Christina, die das Krankenhausbett hütet und in den letzten Zügen liegt, obwohl sie gar nicht krank ausschaut.

Michael, der anfangs noch als arroganter, kleiner Schnösel (ich war versucht „Pisser“ zu schreiben, aber sowas macht man als Papa ja nicht) daherkommt, zeigt wenig Begeisterung für seinen einfach gestrickten Truckerfahrer. Dessen Ernährung sei ungesund und das Lenken eines großen LKWs benötige kein besonderes Können oder gar Intelligenz, meint der Rotzlöffel. Doch Lincoln, der natürlich im Herzen der Best-Daddy-of-the-World ist, nimmt die Klagen des kleinen Scheißers gelassen. Er begibt sich mit ihm stattdessen auf einen Roadtrip, auf dem Michael nicht nur seinen Vater endlich kennen- und natürlich auch lieben lernt. Lincoln offenbart seinem Sohn Papas größten Traum: Die Weltmeisterschaft im Armdrücken zu gewinnen, dessen Preisgeld nicht nur 100.000 Dollar beträgt, sondern auch einen brandneuen Truck im Wert von 250.000 Dollar (welch Zufall) bietet. Aus diesem Grund trainiert Lincoln hart an seiner Armmuskulatur, damit er, eigentlich ein Außenseiter, seine Chance wahrnehmen kann und an die Spitze (oder auch darüber hinaus) der Weltbesten gelangen kann.

Wird es Lincoln gelingen, seinen Sohn auf seine Seite zu bekommen? Was wird Opa dazu sagen? Wird dessen eisiges Herz eventuell doch noch erwärmen? Und wie wird das Finale ausfallen, in dem Stallone natürlich (mit Rückschlägen) ins Finale der Weltmeisterschaft vordringt, wo bereits Bob´Bull´Hurley (Rick Zumwalt) auf ihn wartet, der ausschaut, als verspeise er kleine Kinder zum Frühstück? Ich glaube, auch ungesehen kann sich jeder hier die Antwort selbst geben, denn Überraschung ist die Stärke von Over the Top mit Sicherheit nicht.

Überraschen muss der Film auch nicht, stattdessen ist es überraschend, wie gut dieser käsige Quatsch auch heute noch unterhält. Ja, auch wenn meine vorangegangenen Zeilen durchaus negativ klangen – nennt mich sentimental – ich mag Over the Top und fühlte mich erneut bestens unterhalten. Klar, die Story trieft vor Kitsch, der Junge spielt nicht gut und die Action beschränkt sich auf händchenhaltende Muskelpakete mit Schweiß auf der Stirn. Naja, nicht ganz, denn der coolste Moment ist immer, wenn Sly sein Basecap um 180 Grad dreht, denn dann geht er in den Rage Modus. Eine Erklärung hierzu gibt er außerdem ab: „Das ist ein ganz simpler Trick. Ich nehme einfach meine Mütze und dreh sie ´rum. Das ist ganz genau so, als ob man eine Maschine startet.“ – Worte für die Ewigkeit, echte Männerpoesie.

Filme aus dem Hause Cannon Group sind immer wieder ein Fest. Insbesondere, wenn Chefkoch Menahem Golan selbst das Menü angerichtet hat. Es ist einfach goldig zu sehen, wie er und sein Partner Yoram Globus dem Irrglauben erlagen, Hollywood erobern zu können, indem sie immer größere Kredite für Bombast-Produktionen aufnahmen. Over the Top ist ein Musterbeispiel hierfür. Ursprünglich mit Miami Vice-Star Don Johnson in der Hauptrolle geplant, wollten die beiden israelischen Filmemacher unbedingt Kassenmagnet Sylvester Stallone als Leadingstar. Doch der hatte keine Lust auf den Film und lehnte ab. Zumindest, bis ihm absurd viel Geld geboten wurde (Gerüchte munkeln von 10 – 12 Mio Dollar). Die Rechnung ging allerdings nicht auf, denn lediglich 16 Mio Dollar wurden weltweit wieder an der Kinokasse eingefahren. Ein Ergebnis, under the top.

Egal, der Film hat heute noch Kultstatus, was auch der schnelle Ausverkauf der ersten Mediabook-Variante aus dem Hause Capelight Pictures belegt. Diese bestach bereits durch tolle Bild- (2,35:1) und Tonqualität (Deutsch & englisch PCM 2.0 Stereo). Jetzt habe ich den Direktvergleich zwischen Blu-ray und 4K UHD gemacht (die DVD-Version blieb außen vor). Das neue 4K Master mit Dolby Vision und HDR10 hat dabei mehr als deutlich die Nase vorn. Zunächst fällt auf, dass der brüllende MGM-Löwe zu Beginn gegen das aktuelle Logo ausgetauscht wurde. Doch bereits beim Cannon Group-Logo wird klar: hier hat sich eine ganze Menge getan. Das Bild ist wesentlich schärfer als zuvor und vor allem farbenfroher, wobei die Kadetten-Uniform von Michael zu Beginn des Films fast schon zu sehr blau erstrahlt. Einfach eine fantastische Bildqualität. Beim Ton blieb der 2.0 Stereo-Ton unangetastet, allerdings gibt es obendrauf noch einen brandneuen Upmix in DTS-HD MA 5.1, der ebenfalls super klingt. Als Extra gibt es lediglich den Trailer auf Deutsch, Englisch und einen Promotrailer, sowie ein liebevoll geschriebenes Booklet von Jochen Werner (beim Mediabook / die Steelbookvariante beinhaltet natürlich kein Booklet).

Wer das Pech hatte, damals kein Exemplar mehr zu ergattern, der bekommt nun endlich eine zweite Chance. Wer hingegen Glück hatte und ein Mediabook im Regal stehen har, der kann sich die 4K-Disc auch im günstigen Pappschuber dazukaufen, quasi als Ergänzung. So oder so, der Quatschfilm rockt das Haus!

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