Die 1990er Jahre waren unbestritten das Jahrzehnt der düsteren Thriller, welche die Kinokassen reihenweise zum klingeln brachten. In der zweiten Hälfte des Jahrzehnts hatte es der Okkultismus dem Genre angetan und es erschien eine Reihe von Filmen, die sich mit dem wahrhaftigen Bösen und übernatürlichen Mächten auseinandersetzten. Einer dieser Filme ist der größtenteils in Vergessenheit geratene DIE PROPHEZEIUNG (2000), der unter der Regie von Chuck Russell entstand. HanseSound und Lighthouse Home Entertainment veröffentlichten den Streifen mit Hollywoodstar Kim Basinger kürzlich als deutschsprachige HD-Premiere im Mediabook, sowie als Einzeldisc. Ob sich die Wiederentdeckung lohnt, erfahrt ihr in unserer Kritik.

Originaltitel: Bless the Child

Drehbuch: Thomas Rickmnan, Clifford Green, Ellen Green; nach dem gleichnamigen Roman von Cathy Cash Spellman

Regie: Chuck Russell

Darsteller: Kim Basinger, Holliston Coleman, Jimmy Smits, Rufus Sewell, Angela Bettis, Christina Ricci, Ian Holm…

Artikel von Christopher Feldmann

In den späten 1990er Jahren entdeckte Hollywood den Okkultismus für sich. So erschienen in kurzen Abständen gleich mehrere Filme, in denen dämonische Mächte ihr Unwesen trieben, was meist in einen düsteren Thriller-Plot eingewoben wurde. Zu den größten Erfolgen dieser Welle dürften unbestritten IM AUFTRAG DES TEUFELS (1997), in dem es Keanu Reeves mit dem Teufel in Gestalt von Al Pacino zu tun bekommt, und das Schwarzenegger-Vehikel END OF DAYS (1999) zählen. Im Fahrwasser dieser Kino-Hits erschienen zudem noch Werke wie DÄMON – TRAU KEINER SEELE (1998), mit Denzel Washington in der Hauptrolle, und DÄMONISCH (2001), von und mit Bill Paxton. Auch die mit Christopher Lambert besetzte Serienkillerjagd RESURRECTION – DIE AUFERSTEHUNG (1998) könnte man noch zu diesem filmischen Trend zählen. Ähnlich wenig nachhaltig wie die drei letztgenannten Filme gestaltete sich aber auch der hier vorliegende DIE PROPHEZEIUNG (2000), der bei einem stattlichen Budget von 65 Millionen US-Dollar nur rund 40 Millionen wieder einspielen konnte. Ein herber Flop, nicht nur für den routinierten Genre-Regisseur Chuck Russell, sondern auch für Hauptdarstellerin Kim Basinger, die für ihre Leistung eine Nominierung für die goldene Himbeere kassierte.

Handlung:

Die drogenabhängige Jenna (Angela Bettis) vertraut ihrer Schwester, der New Yorker Krankenschwester Maggie O’Connor (Kim Basinger), ihre neugeborene Tochter Cody an und verschwindet wieder. Sechs Jahre später: Cody (Holliston Coleman) gilt als autistisch, was jedoch nicht erklärt, wie sie durch Gedankenkraft Dinge bewegen und einen toten Vogel zum Leben erwecken kann. Maggie hat Cody längst wie eine eigene Tochter ins Herz geschlossen, da steht Jenna völlig unerwartet mit ihrem neuen Mann, dem diabolischen Wohlfahrtsfunktionär Eric Stark (Rufus Sewell), vor der Tür, um die Kleine wieder abzuholen. Trotz Maggies Weigerung nehmen sie das Kind einfach mit. Von der Polizei erhält Maggie keine Hilfe. Nur FBI-Agent John Travis (Jimmy Smits) wird hellhörig. Er bearbeitet gerade eine Serie von Kindermorden, die offensichtlich von Satanisten begangen wurden. Da alle Opfer am gleichen Tag Geburtstag hatten wie Maggies Nichte, reift in Travis ein schrecklicher Verdacht: Cody ist das Kind, hinter dem die Satansjünger von Anfang an her waren.

Diese Welle an Filmen, in denen vorwiegend religiöse Motive dominieren, hatte mich nie wirklich erreicht, denn selbst die prominentesten Vertreter IM AUFTRAG DES TEUFELS (1997) und END OF DAYS (1999) hatten für meinen Geschmack keinen allzu bleibenden Eindruck hinterlassen. Von DIE PROPHEZEIUNG (2000) hatte ich zudem tatsächlich noch nie gehört, was aber nicht verwundert, kam der Thriller doch nicht nur beim Publikum, sondern auch bei den Kritikern nicht wirklich gut weg. Von der Verfilmung des gleichnamigen Romans von Cathy Cash Spellman erhoffte sich Produzent Mace Neufeld einen ähnlich großen Erfolg wie vom Klassiker DAS OMEN (1976), den er seiner Zeit in die Kinos brachte. Pustekuchen, denn BLESS THE CHILD, so der Originaltitel, ist ein mauer Thriller, der eher aus den falschen Gründen erschreckend ist.

Für den Film musste die Buchvorlage erheblich zusammengekürzt werden, was vor allem die Charakterentwicklung beeinflusste. Während im Buch die Beziehung zwischen „Maggie“ und „Cody“ wesentlich mehr Raum bekommt wird die emotionale Bindung im Film auf das Nötigste heruntergedampft. So bangt man zu keiner Zeit um die kleine „Cody“, die hier eine Art Auserwählte besonderen Fähigkeiten darstellt und in die Fänge einer mörderischen Sekte gerät. Zudem wirkt Holliston Coleman in der Rolle nicht sonderlich sympathisch und auch die Darstellung ihres (laut Skript) Autismus hat wenig mit der realen Entwicklungsstörung des Gehirns zu tun. Das sind aber auch nur die kleinsten Probleme des Thrillers, der sich größtenteils auf ein recht langweiliges Hin und Her zwischen „Maggie“ und der fiesen Sekte konzentriert. DIE PROPHEZEIUNG legt recht schnell die Karten auf den Tisch, was sehr auf Kostend er Spannung geht. Hätte man das Ganze mehr anhand des Mystery-Aspekts aufgezogen und den von Jimmy Smits gespielten FBI-Agenten, der rituelle Kindermorde untersucht, in den Fokus gerückt, hätte das Alles als Film sicher besser funktioniert.

Ein großer Schwachpunkt ist indes Kim Basinger. Die blonde Schauspielerin, die vor allem durch ihre Rollen in 9 1/2 WOCHEN (1986) und BATMAN (1989) berühmt wurde und für ihre Leistung im Noir-Thriller L.A. CONFIDENTIAL (1997) einen Oscar einheimste, gehörte noch nie zu meinen Favoriten wenn es um Darstellerinnen geht, in diesem Streifen spielt sie aber besonders mies, was die Nominierung für die goldene Himbeere in allen Belangen rechtfertigt. Fast schon teilnahmslos spielt Basinger ihren Part herunter, ohne Präsenz oder wirklichen Impact. Tatsächlich fühlt sie sich fast schon wie ein Fremdkörper an. Das gilt aber eigentlich auch für die gesamte Besetzung, die sich nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert, von Rufus Sewell als blasser Bösewicht bis hin zu Ian Holm in einem belanglosen Gastauftritt. Am besten kommt noch Christina Ricci in einer Nebenrolle weg, deren Ableben fast schon das Highlight des Films darstellt.

Auch von Regisseur Chuck Russell hätte ich hier mehr erwartet, immerhin führte er bei durchaus sehenswerten Filmen wie NIGHTMARE ON ELM STREET 3 (1987), THE BLOB (1988), dem Jim-Carrey-Hit DIE MASKE (1994) und dem Schwarzenegger-Actioner ERASER (1996) Regie. BLESS THE CHILD war sein vorletzter Kinofilm. Es folgte noch THE SCORPION KING (2002), bevor seine Karriere zum Erliegen kam, von mauen Straight-to-DVD-Titeln der letzten Jahre, u.a. mit Bruce Willis und John Travolta, einmal abgesehen. Hier mangelt es Russell an imposanten Bildern, dichten Spannungsmomenten oder gar einer einnehmenden Atmosphäre. Der Film sieht wesentlich günstiger aus als er tatsächlich war und zu jeder Zeit erkennt man, dass hier Toronto New York doubeln soll. Auch die CGI-Effekte sehen nach 25 Jahren schon ziemlich veraltet und durchaus trashig aus. Ich dachte mir die gesamte Laufzeit über, dass DIE PROPHEZEIUNG auch ein Titel für die Videotheken hätte sein können.

HanseSound veröffentlichte den Film im Vertrieb von Lighthouse Home Entertainment als deutschsprachige HD-Premiere im Mediabook, sowie als Einzel-Blu-ray & -DVD. Bild- und Tonqualität der Blu-ray wissen zu gefallen, das Bonusmaterial bietet Interviews mit Cast & Crew, ein Behind-the-Scenes-Featurette, den Trailer, sowie einen Audiokommentar von Regisseur Chuck Russell und Visual Effects Supervisor Joel Hynek. Obendrauf gibt es noch ein informatives, 24-seitiges Booklet von Christoph N. Kellerbach.

Fazit:

DIE PROPHEZEIUNG (2000) schwamm seiner Zeit im Fahrwasser anderer okkulter Thriller, überzeugt als einzelnes Werk aber nur bedingt. Schwache schauspielerische Leistungen, schlecht gealterte Effekte und die Tatsache, dass der mit Horror-Elementen angereicherte Film nie gruselt oder gar wirklich spannend wird, sorgen dafür, dass sich das Ganze zu einem eher weniger befriedigendem Seherlebnis entwickelt.

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