Die Filmographie von Regisseur Neil Marshall ist eine Ansammlung aus Blut und Gewalt, aber auch ein stetiger Wechsel aus Hit und Miss. Die historische Römer-Schlachtplatte Centurion hatte ich bislang nicht gesehen, weswegen ich gespannt war, in welche der beiden Kategorien ich den Film wohl einordnen würde. In der Hauptrolle zu sehen ist ein noch recht junger, unverbrauchter Michael Fassbender, der zuvor bereits im Epos 300 Genre-Erfahrungen sammeln konnte. Die Neuveröffentlichung aus dem Hause TURBINE MEDIEN, aufgepimpt mit Dolby Atmos- oder wahlweise AURO 3D-Sound, kam jedenfalls gerade recht, um den Streifen nachzuholen und eine weitere Wissenslücke zu schließen.

Drehbuch und Regie: Neil Marshall

Darsteller: Michael Fassbender, Dominic West, Andreas Wisniewski, Ulrich Thomsen, Liam Cunningham

Artikel von Christian Jürs

Im Jahr 2002 legte Regisseur Neil Marshall einen beeindruckenden Einstand mit seinem Monterfilm Dog Soldiers hin, der mit wenig Budget, aber viel Kreativität den todgeglaubten Werwolf-Genre neues Leben einhauchte. Drei Jahre später folgte mit dem Höhlen-Schocker The Descent sein Meisterstück, bei dem wohl niemand ruhig auf dem Sitz bleiben kann. Mittlerweile ist Neil Marshall eher glücklos bei der Wahl seiner Filme. So inszenierte er einige Jahre später unter anderem den ziemlich üblen Hellboy – Call of Darkness. Centurion entstand zwischen diesen zwei Phasen von Marshalls Schaffens. Mal schauen, was dies qualitativ bedeutet.

Es ist das Jahr 117 nach Christi Geburt. Die Römer sind in Britannien stationiert und versuchen, das Land der Pikten (römische Bezeichnung für Schottland) einzunehmen. Aus dem Off erzählt uns der Centurio Quintus Dias (Michael Fassbender), der in einem der römischen Außenposten stationiert ist, von der Grausamkeit des Krieges. Kaum ausgesprochen, wird des Nachts sein Lager überfallen und alle Anwesenden, außer Dias, dahingemetzelt. Ihn nehmen die Pikten gefangen und verschleppen den Römer zum Piktenkönig Gorlacon (Ulrich Thomsen), wo er gefoltert und misshandelt wird. Ein Fluchtversuch schlägt zunächst fehl, doch die Legion von General Titus Flavius Virilus (Dominic West) kann den Centurio schließlich befreien.

Virilus Auftrag lautet, den Piktenkönig zu töten und damit den Widerstand der Feinde zu brechen. Um dieses Ziel zu erreichen, lassen sie sich von der stummen Fährtenleserin Etain (Olga Kurylenko), einer übergelaufenen Piktin, durch das Feindesland führen. Was jedoch niemand ahnt, die Gute spielt ein falsches Spiel und lockt die Legion in einen Hinterhalt, wo fast die gesamte Einheit ausgelöscht wird. Virilus wird gefangengenommen von den Pikten. Beim Rettungsversuch verliert des Piktenkönigs Sohn (Ryan Atkinson) sein Leben, woraufhin Gorlacon blutige Rache schwört. Auch Virilus stirbt, kann Dias aber das Versprechen abringen, die wenigen Überlebenden heil nach Hause zu bringen. Doch dies ist nicht so einfach, wie erhofft.

Centurion startet mit aufwändig animierten Credits, die wie bei Superman auf die Zuschauer zufliegen (nur nicht im All, sondern über den Highlands). Danach folgt zuvor erwähnter, kurzer Monolog aus dem Off von Michael Fassbender, der uns mit markigen Worten von der Härte und Grausamkeit des Krieges berichtet, ehe wenige Sekunden später die Hölle losbricht. Eine Prise 300, nur etwas weniger prollig, gefolgt von einer Schlacht à la Braveheart, nur weniger aufwändig, dafür noch etwas blutiger. Männerkino in Reinkultur, in farbreduzierten, kühlen Bildern. Dabei fliegen die Gliedmaßen, dass es eine wahre Freude ist, allerdings werden die weitestgehend handgemachten Effekte unterstützt vom wohl schlechtesten CGI-Blut der Filmgeschichte, was den Spaß gewaltig trübt. Dies zieht sich in der ersten Filmhälfte durch jede größere Schlacht, was wirklich schade ist. Wenn aber der Cast auf ein Minimum heruntergemeuchelt wurde und die Flucht nach Zehn kleine Jägermeister-Manier abläuft, dann verschwinden glücklicherweise auch die zeichentrickähnlichen Blutfontänen und es wird zunehmend auf Handarbeit gesetzt.

In der zweiten Filmhälfte nimmt stattdessen die Spannung Fahrt auf, was mitunter auch daran liegt, dass wir den dezimierten Cast (u.a. ein wirklich gut agierender Liam Cunningham) nun besser kennenlernen. Ein Hauch von Beim Sterben ist jeder der Erste kommt auf, was durchaus zu gefallen weiß. Die Blutrünstigen unter Euch müssen sich aber nicht grämen, denn auch die kleineren Auseinandersetzungen verdienen sich ihre 18er-Freigabe spielend.

Die Bildqualität ist sauber, der Sound beeindruckt umso mehr (ich habe mir die Dolby Atmos-Fassung angeschaut, die die Boxen zum Glühen gebracht hat). Keine Sorge, eine 5.1 & 2.0-Tonspur sind ebenfalls mit an Bord. Beim Bonusmaterial wurde zudem zusammengekratzt, was auffindbar war. So gibt es Interviews direkt vom Set, Deleted Scenes, einen unkommentierten Blick hinter die Kulissen, Outtakes, Trailer, eine Promo-Featurette und ein Booklet, verfasst von Wieland Schwanebeck.

Centurion kommt meiner Meinung nach nicht an The Descent ran, gehört aber zu den gelungeneren Filmen Neil Marshalls. Wer blutige Schlachten-Epen zu schätzen weiß, der sollte zugreifen, zumal die Veröffentlichung das heimische Soundsystem ordentlich fordert.

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