Katastrophenfilme erfreuen sich nicht erst seit Roland Emmerichs Untergangs-Szenarien allgemeiner Beliebtheit. In den Siebzigern setzten große Filmstudios dem aufkeimenden, desillusionierenden New Hollywood eben dieses Bombast-Kino entgegen. Mit großen Budgets und Superstar-Besetzung inszenierte man spannende Überlebenskämpfe aus scheinbar ausweglosen Situationen, die die Kinokassen zum Klingeln brachten. Nachdem 1972 der spannende Streifen Die Höllenfahrt der Poseidon Kritiker und Publikum überzeugen konnte, taten sich Warner Bros. und 20th Century Fox zusammen und produzierten diesen aufwändigen Hochhaus-in-Brand-Thriller mit Top-Schauspielern, allen voran den beiden damaligen Superstars Paul Newman und Steve McQueen. Im Jahr 2003 erschien Flammendes Inferno erstmals auf DVD, allerdings mit einer Neusynchronisation, was den Fans der alten Kinofassung sauer aufstieß. 22 Jahre sollte es dauern, bis PLAION PICTURES diesen Fauxpas beheben sollte und endlich die Wünsche der Fans erhört wurden. Jetzt gibt es den Film in einer tollen Edition, inklusive beider Synchronfassungen und tonnenweise Bonusmaterial, exklusiv im Plaion Pictures Shop zu erwerben.

Originaltitel: The Towering Inferno
Regie: John Guillermin
Darsteller: Paul Newman, Steve McQueen, Faye Dunaway, William Holden, Richard Chamberlain, Fred Astaire, Susan Blakely, Robert Wagner, O.J. Simpson, Robert Vaughn
Artikel von Christian Jürs
Im Jahr 1997 gingen zwei Katastrophen-Filme mit gleichet Thematik an den Start im Kampf um die Box Office-Krone. Sowohl in Volcano als auch in Dantes Peak flohen die Menschen vor einem ausbrechenden Vulkan. Nur ein Jahr später stürzten in Armageddon und Deep Impact riesige Meteoriten auf die Erde. Auch im Jahr 1974 hätte es so eine Überschneidung geben können, da sich Warner Bros. zuvor die Rechte an Richard Martin Sterns Roman Der Turm sicherte, während 20th Century Fox ihrerseits die Filmrechte für Thomas N. Scortias Inferno aufkaufte. Doch statt zwei Filme zu produzieren, raufte man sich zusammen, verschmolz beide Geschichten zu einem Drehbuch und teilte die weltweiten Vermarktungsrechte auf. So wurde aus The Tower und The Glass Inferno, so die Originaltitel, The Towering Inferno, bei uns bekannt als Flammendes Inferno.

Eine Sensation bahnt sich an! In San Francisco wird das höchste Gebäude der Welt, ein 138-stöckiger Wolkenkratzer der Firma Duncan Enterprises, feierlich eingeweiht. Eingeladen wurde von Firmenchef Jim Duncan (William Holden), wer vor Ort Rang und Namen hat. Und so erscheinen Senator Gary Parker (Robert Vaughn), Bürgermeister Robert Ramsay (Jack Collins) und dutzende weitere, prominente Gäste. Neben dem Firmenchef sind außerdem noch seine Tochter Patty (Susan Blakely) und ihr Ehemann Roger Simmons (Richard Chamberlain) vor Ort. Letzterer war für die elektrische Installation des Gebäudes verantwortlich. Da er sich aber Geld in die eigene Tasche verdienen wollte, wurden die von Architekt Doug Roberts (Paul Newman) geforderten Sicherheitsauflagen nicht eingehalten. Roberts ist selbst vor Ort, ebenso wie seine Verlobte Susan Franklyn (Faye Dunaway). Sie alle sind eingeladen zur großen Gala im 135. Stockwerk, als in einem der weiter unten gelegenen Stockwerke ein Kabelbrand ausbricht, der zunächst unbemerkt bleibt.
Erst als Sicherheitschef Jernigan (O.J. Simpson) einen Verdacht schöpft und Roberts gemeinsam mit seinem Kollegen Will Giddings (Norman Burton) die Sicherungskästen inspiziert, entdecken sie das Feuer, welches sich mittlerweile ausgebreitet hat. Schnell wird die Feuerwehr eingeschaltet und Feuerwehr-Chef O’Hallorhan (Steve McQueen) fordert Jim Duncan auf, die Party zu räumen oder wenigstens ins Erdgeschoss zu verlegen. Doch der weigert sich zunächst, da er sein Gebäude für absolut sicher hält. Ein folgenschwerer Fehler, denn das Feuer bewegt sich rasend schnell von Stockwerk zu Stockwerk. Nach kurzer Zeit sind die Gäste des Empfangs von den Flammen eingeschlossen. Verzweifelt versuchen der Architekt und der Feuerwehr-Chef, die Menschen in Sicherheit zu bringen.

Katastrophenfilme gehören zu meinen Guilty Pleasures. Ob Die Höllenfahrt der Poseidon, Daylight, The Core – Der innere Kern, Twister oder 2012 – die Streifen müssen nicht mal sonderlich realistisch sein, um zu unterhalten. Hauptsache, die Charaktere sind sympathisch, der Film ist handwerklich ordentlich inszeniert und es gibt immer wieder scheinbar ausweglose Situationen, aus denen sich die Figuren befreien müssen. All diese Bedingen erfüllt Flammendes Inferno mit Bravour und kommt dabei sogar noch äußerst realistisch daher. Was hier an Stunts und Pyrotechnik geboten wird, ist einfach beeindruckend. Klar, der Zahn der Zeit nagte an den Effekten und nicht jede Rückprojektion überzeugt heute noch. Dafür spürt man die Hitze, die am Set vorhanden gewesen sein muss und auch der restliche Cast (u.a. Fred Astaire und Robert Wagner) gehört zur Hollywood-Elite. Da merkt man gar nicht, dass am Ende satte 165 Minuten vergangen sind, zumal Paul Newman und Steve McQueen einfach zwei unfassbar coole Säcke waren, denen man gerne zuschaut.
Wie eingangs erwähnt, erschien Flammendes Inferno im Jahr 2003 erstmals auf DVD, einige Jahre später dann auf Blu-ray. Doch anstelle der bekannten Kinosynchronisation, wurde eine neue Sprachfassung erstellt, die den alteingesessenen Filmfans sauer aufstieß. Dabei ist die 2003 entstandene Synchronisation deutlich besser als noch bei Der weiße Hai, zumal Synchron-Legende Thomas Danneberg Synchron-Buch und Regie übernahm und höchst selbst auch noch Steve McQueen einsprach. Die Sprecherliste ist auch bei der neuen Sprachfassung äußerst beeindruckend und weist Namen wie Joachim Kerzel, Detlef Bierstedt, Christian Rode und Charles Rettinghaus auf. Der Mensch ist aber ein Gewohnheits-Tier und wer die alte Fassung kennt, der möchte auch Klaus Kindler und Gerd Günther Hoffmann in den Hauptrollen auf die Ohren bekommen.

Diesem Wunsch kam Plaion Pictures nicht nur nach und beschränkte sich auf den Mono-Ton der Kinofassung und den Stereo-Ton der Neu-Synchro, zusätzlich gibt es noch einen sauber abgemischten Dolby Atmos / TrueHD 7.1 – Mix der alten Kino-Synchronisation, der fantastisch klingt. Auf der Haupt-Scheibe befinden sich außerdem ein Audiokommentar von Filmhistoriker F.X. Feeney, eine separierte Musikspur sowie Trailer und Bildergalerien. Den Vogel schießt aber die beiliegende Bonus-Blu-ray ab, die außerdem noch zehn Featurettes aus unterschiedlichen Jahrzehnten beinhaltet, ein Interview mit Produzent Irwin Allen, stolze 34 geschnittene und erweiterte Szenen, szenenspezifische Audiokommentare und historisches Werbematerial.
Bravo, Plaion Pictures, mehr geht einfach nicht. Flammendes Inferno erstrahlt in bester Bild- und Tonqualität und auch das Bonusmaterial lässt keine Wünsche offen. Uneingeschränkte Kaufempfehlung meinerseits.
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