Frank Grillo dürfte sich derzeit nicht über mangelnde Beschäftigung beklagen. Nicht nur, dass der charismatische B-Recke weiterhin verlässlich Content im Straight-to-DVD-Segment liefert, auch im Mainstream-Bereich erlebt Grillo momentan goldene Zeiten. Dank James Gunn, der ihn in der zweiten Staffel PEACEMAKER (seit 2022), sowie im Blockbuster SUPERMAN (2025) als „Rick Flag Sr.“ besetzte, gehört er nun offiziell zum neuen DCEU und auch in der Hitserie TULSA KING (seit 2023) zählt er zur festen Besetzung und darf neben Sylvester Stallone in Aktion treten. Der Men-on-a-Mission-Reißer LONG GONE HEROES (2024) hingegen genießt weit weniger Prestige, zählt dieser doch eher zum bekannten Fließband-Portfolio Grillos. Capelight Pictures veröffentlicht den Reißer, in den sich u.a. Andy Garcia und Melissa Leo verirrt haben, demnächst (vorerst nur) digital. Wer an dieser Stelle den üblichen Low-Budget-Schmonz erwartet, sollte aber nicht allzu vorschnell urteilen, denn der Streifen hat durchaus seine Qualitäten.

Originaltitel: Long Gone Heroes

Drehbuch & Regie: John Schwab

Darsteller: Frank Grillo, Josh Hutcherson, George Carroll, Wendy Moritz, Beau Knapp, Eden Brolin, Andy Garcia, Melissa Leo…

Artikel von Christopher Feldmann

Handlung:

Ex-Special-Forces-Soldat Gunner (Frank Grillo) hat der Gewalt den Rücken gekehrt – bis seine Nichte Julia (Eden Brolin), eine Journalistin, in Venezuela gekidnappt wird. Widerwillig und besorgt zugleich stellt er ein Team aus alten Kameraden zusammen, um sie zu befreien. Doch die Mission entwickelt sich zu einem gnadenlosen Überlebenskampf, als die Männer eine groß angelegte Verschwörung aufdecken.

Wenn ein neuer Film mit Frank Grillo erscheint, was gefühlt mindestens einmal pro Monat der Fall ist, bin ich mittlerweile doch etwas reserviert, was meine Vorfreude angeht. Zwar sehe ich den Haudrauf-Star mit der Fünf-Wetter-Taft-Frise ziemlich gerne, jedoch haben mich seine Auftritte in Fließband-Gurken wie u.a. JIU JITSU (2020), COSMIC SIN (2021), SHATTERED (2022), A DAY TO DIE (2022) oder KING OF KILLERS (2023) zu oft enttäuscht als dass ich noch guten Gewissens zu einem Grillo-Vehikel greifen könnte. Ramsch bleibt eben Ramsch und das ist auch der Unterschied zu jemandem wie Scott Adkins, der zwar auch im Akkord dreht, dabei aber größtenteils überdurchschnittliche Qualität liefert. Im vergangenen Jahr erschienen sogar zwei Actionfilme mit Grillo in der Hauptrolle am gleichen Tag, nämlich der hier vorliegende LONG GONE HEROES (2024) und HOUNDS OF WAR (2024). Auf letzteren hatte ich ehrlich gesagt richtig Bock, immerhin führte B-Action-Koryphäe Isaac Florentine Regie. Ersteren schob ich in meinem Kopf direkt in die hintere Ecke, als Film der vermutlich sowieso wenig zu bieten hat. Leider entpuppte sich das erhoffte Actionfest von „Mr. Undisputed“ als herbe Enttäuschung, paradoxerweise liefert der nun auch in Deutschland erscheinende Men-on-a-Mission-Film von John Schwab dafür mehr als solide ab.

Natürlich ist das Ganze mitnichten in irgendeiner Art und Weise preisverdächtiges Kino, als B-Actionkost weiß LONG GONE HEROES aber durchaus zu überzeugen. Die Geschichte bedient das altbekannte Narrativ über eine Gruppe Elite-Kämpfer, die hier noch einmal zusammengetrommelt werden, um auf eine persönliche Mission zu gehen. Immerhin wurde die Nichte von Grillos Figur in Venezuela verschleppt, sowas muss natürlich angemessen geahndet werden. Die politische Komponente, die das Drehbuch versucht als Unterbau für die doch recht dünne Geschichte zu installieren, ist natürlich auch nicht mehr als ein Lippenbekenntnis, denn natürlich hat das Alles Hintergründe, die auf eine Verschwörung abzielen aber auf Grund des mit 20 Millionen US-Dollar moderaten aber im Verhältnis immer noch bescheidenen Budgets müssen da zwei bis drei Dialogzeilen reichen, um diese dem Zuschauer zu vermitteln. Zum Glück hält sich Regisseur und Autor John Schwab, der mit Grillo bereits mehrfach kollaborierte, u.a. in LITTLE DIXIE (2023) und ONE DAY AS A LION (2023), nicht lange mit Erklärungen auf und wirft die Figuren, die größtenteils absolute Badasses sind, zügig ins Geschehen und bereits nach zehn Minuten befindet wir uns schon in Venezuela.

Wo andere Filme ziemlich kleine Brötchen backen und meistens nur zwei bis drei Sets für die im Film angegebene Location zur Verfügung stehen, trumpft LONG GONE HEROES zumindest in dieser Kategorie mit einer gewissen Wertigkeit auf. Gedreht wurde nämlich vor Ort in Venezuela und das kommt dem Ganzen zu Gute, denn es werden abwechslungsreiche Locations geboten, vom Dschungel bis hin zu Favelas ist so ziemlich Alles dabei. Auch handwerklich kann man Schwab nicht viel vorwerfen. Zwar sieht das CGI-Mündungsfeuer beschissen wie eh und je aus, ansonsten besticht der Film durch größtenteils handgemachte Effekte. Auf die Action muss man zwar fast bis zur letzten halben Stunde warten, große Längen weisen die schlanken 90 Minuten Laufzeit jedoch nicht auf. Und wenn Grillo und seine Jungs dann loslegen dürfen, dann hat das Alles genug Druck und Dynamik, dass man als B-Fan auf seine Kosten kommt.

Es ist auch angenehm, dass der olle Frank hier auch mal wieder wirklich die Hauptrolle spielt und nicht nur der zugkräftige Name ist, den man trotz bemessener Screentime aufs Cover packt. Cool wie eh und je darf Grillo den hartgesottenen Soldaten raushängen lassen, der auch in jedem noch so unwichtigen Satz ein „Fuck“ unterbringt. Ich würde sogar behaupten, dass LONG GONE HEROES neben dem ebenfalls unterhaltsamen WEREWOLVES (2024) der beste Grillo-Film seit BOSS LEVEL (2021) ist. Auch die restlichen Darsteller machen eine gute Figur, allen voran George Carroll und Beau Knapp als Grillos Kumpanen. Josh Hutcherson, einer der prominenteren Namen im Cast, bleibt hingegen etwas blass, stört aber nicht. Den großen Bösewicht mimt indes Andy Garcia, der aber augenscheinlich nur für zwei Drehtage zur Verfügung stand, weshalb über weite Strecken eher dessen, von Mekhi Phifer gespielter Henchman in den Vordergrund treten darf. Das Gleiche gilt für Oscarpreisträgerin Melissa Leo, die trotz prominenter Platzierung auf dem offiziellen Artwork nur ein paar Minuten im Film zu sehen ist.

Capelight Pictures veröffentlicht den Actioner demnächst hierzulande, wenn auch nur digital. Ob auch eine physische Auswertung erfolgt wird sich zeigen. Zur Sichtung stand uns ein Screener in der Originalversion zur Verfügung.

Fazit:

LONG GONE HEROES (2024) ist ein durchaus ansprechender, wertig gefilmter Actionreißer nach klassischen Mustern, bei dem besonders Fans von Frank Grillo auf ihre Kosten kommen dürften. Für den lockeren Actionfilm-Abend sicherlich nicht die schlechteste Wahl.

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