Der Killer mit der Hakenhand ist zurück, Legacy-Style! Nachdem Ghostface in den letzten Jahren bereits zweimal im Kino ein erfolgreiches Comeback feiern konnte, war es nur eine Frage der Zeit, bis auch das zweite, einst von Drehbuchautor Kevin Williamson verfasste, Slasher-Franchise eine Frischzellenkur erleben würde. Erneut muss eine Gruppe junger Leute, die sich etwas Schreckliches zu Schulden kommen ließen, um ihr Leben fürchten. Franchise-Urgesteine Freddy Prinze Jr. und Jennifer Love Hewitt schauen selbstverständlich auch kurz vorbei, um den Gejagten wertvolle Überlebens-Tipps zu geben. SONY PICTURES im Vertrieb von PLAION PICTURES bringen den Schocker rechtzeitig zum Halloween-Fest auf den Heimkino-Markt. Das wird ein Horror-Fest… oder doch nicht?

Originaltitel: I Know What You Did Last Summer

Regie: Jennifer Kaytin Robinson

Darsteller: Madelyn Cline, Chase Sui Wonders, Jonah Hauer-King, Sarah Pidgeon, Freddie Prinze Jr., Jennifer Love Hewitt

Artikel von Christian Jürs

Die frühen Neunziger waren eine Durststrecke für Horror-Fans. Das Genre war quasi tot, bis 1996 Regisseur Wes Craven und Drehbuchautor Kevin Williamson mit dem Meta-Slasher Scream – Schrei einen Überraschungserfolg kreierten und eine neue Welle von Slasher-Filmen in Gang setzten. In den folgenden Jahren liefen qualitativ höchst unterschiedliche Werke wie Düstere Legenden, Sex oder stirb oder Schrei, wenn Du kannst in unseren Kinos. Stets mit einem (oder mehreren) maskierten Mörder(n), der (oder die) Jagd auf frisches Teenager-Blut machte(n). Zu den erfolgreichsten Epigonen von Ghostface gehört Ich weiss, was Du letzten Sommer getan hast, der im Jahr 1997 die Teenager in den Kinos zum Schreien brachte. Das nur ein Jahr später erschienene Sequel Ich weiss noch immer, was Du letzten Sommer getan hast konnte dann aber nicht mehr überzeugen und floppte an der Kinokasse, trotz gesteigertem Bodycount und deutlich grafischeren Morden. Der dritte Teil mit dem albernen Titel Ich werde immer wissen, was Du letzten Sommer getan hast, erschien dann nur noch als Direct-to-Video-Titel. Ein schrecklich vergessenswertes Machwerk. Sommer 2025 war es dann trotzdem so weit: Ich weiss, was Du letzten Sommer getan hast bekam sein Legacy Sequel, dass ich Euch nun vorstellen möchte.

Am 4. Juli, dem amerikanischen Unabhängigkeitstag, feiern Danica (Madelyn Cline) und Teddy (Tyriq Withers) gemeinsam mit Freunden und Familie ihre Verlobung. Unter den Gästen befinden sich auch ihre Freunde Ava (Chase Sui Wonders) und Milo (Jonah Hauer-King), die sich erst kürzlich getrennt haben. Die Vier beschließen nach der Party, sich nachts das Feiertags-Feuerwerk von einer Klippe aus anzuschauen. Auf dem Weg dorthin treffen sie auf ihre alte Highschool-Freundin Stevie (Sarah Pidgeon) und überreden diese, ebenfalls mitzufahren. Doch was der Abschluss eines gelungenen Tages sein sollte, entwickelt sich zur Katastrophe, als Teddy unvermittelt auf die Straße läuft und ein ausweichendes Fahrzeug daraufhin über die Klippen stürzt und der Fahrer damit in den Tod. Aus Angst vor Strafe, verlassen die Freunde fluchtartig den Tatort und schwören einander, nie wieder über das tödliche Ereignis ein Wort zu verlieren.

Ein Jahr geht ins Land, ehe die Freunde wieder aufeinandertreffen. Anlass ist die anstehende Hochzeit von Danica, die mittlerweile allerdings einen neuen Verlobten namens Wyatt (Joshua Orpin) hat, nachdem ihre Beziehung zu Teddy in die Brüche ging (die Frau verliert offenbar keine Zeit!). Erneut sollte es ein feierliches Ereignis sein, doch dann erhalten die Freunde allesamt anonyme Post, die lediglich einen Satz beinhaltet: Ich weiss, was Du letzten Sommer getan hast! – Zunächst glauben sie an einen schlechten Scherz. Doch dann taucht der Killer in der Öljacke mit der Hakenhand auf und holt sich sein erstes Opfer…

Was sich wie ein Remake liest, ist tatsächlich eine Fortsetzung. Daher tauchen im späteren Verlauf der Handlung natürlich auch die Charaktere Ray Bronson (Freddie Prinze Jr.) und Julie James (Jennifer Love Hewitt) wieder auf, ähnlich wie damals David Arquette, Neve Campbell und Coutney Cox im 2022´er Scream. In diesem Fall sind die Gastauftritte aber leider mit der heißen Nadel gestrickt, insbesondere was die Screentime von Frau Love Hewitt betrifft. Die unterschrieb ihren Vertrag nämlich erst während der laufenden Dreharbeiten und man merkt, dass ihre Szenen offenbar nachträglich in das Skript eingearbeitet wurden. Zu tun bekommt sie nämlich absolut gar nichts. Doch das ist nicht das einzige Problem des aktuellen Ich weiss, was Du letzten Sommer getan hast.

Es ist die ganze Prämisse, die von Anfang an unglaubwürdig wirkt. Zum zweiten Mal passiert ein beinahe identisches Unglück an beinahe gleicher Stelle, zum zweiten Mal verhalten sich die verantwortlichen Jugendlichen verängstigt und unverantwortlich und natürlich rächt sich jemand zum zweiten Mal, indem den Kids zunächst Drohpost geschickt wird. Das ist schon alles schwer zu schlucken, aber nun gut, wir haben hier einen Teenie-Slasher, da erwartet man nicht allzu viel Logik. Viel wichtiger sind doch sympathische Charaktere und ausgefeilte, spannende Mordszenen. Von letzterem gibt es immerhin eine. Der erste Mord, der im Erdgeschoss eines Hauses stattfindet, während eine andere Person mit Earpads in der Wanne liegt und eine Entspannungs-Session hört, ohne von der Greueltat etwas mitzubekommen, ist wirklich gut inszeniert und kommt einigermaßen hart daher. Leider geht es danach stetig bergab, zumal zunächst gar nicht die Verantwortlichen das Zeitliche segnen, sondern jeweils Unbeteiligte, die gerade zur falschen Zeit am falschen Ort sind. Warum? Das wird ein ewiges Geheimnis der drei Drehbuchautoren bleiben, zu denen auch Regisseurin Jennifer Kaytin Robinson gehört.

Die scheint leider vom Franchise nicht viel zu halten, denn auch wenn sie den Film immer wieder mit Fanservice zugepflastert hat, spätestens im Finale serviert sie den Fans von damals einen großen, dampfenden Haufen, den diese zu schlucken haben. Wer den Film gesehen hat, versteht was ich meine. Apropos Finale: Hier gibt´s keine großen Verfolgungen von Täter/Opfer oder gar Spannung, stattdessen wird geredet und erklärt, wer, was und warum, halt der typische Bösewicht Fehler, den schon Bond-Schurken wie Goldfinger vor sechzig Jahren begangen haben. Schade eigentlich, denn die Charaktere verhalten sich allesamt so unglaubwürdig und dumm, dass man ihnen das Ableben eigentlich stets wünscht, anstatt mit ihnen um ihr Leben zu bangen. Da hätte man sich einen effektiveren Killer durchaus gewünscht. Die Schluss-Szene, in der sich zwei Überlebende am Strand sitzend lustig machen über die Ausgangslage und das Publikum mit lahmen Gags in den Feierabend entlassen, ist der Gipfel des Blödsinns. Nach dem Motto: Haha, unsere Freunde sind tot, aber wir sind voll so happy und so. Die Nummer wird nur noch übertroffen von einer Mid-Credit-Sequenz, die niemand verstehen wird, der den erfolglosen zweiten Teil nicht gesehen hat und die erschreckenderweise auf ein (hoffentlich niemals kommendes) Sequel hindeutet. Bitte, bitte nicht!

Ich weiss, was Du letzten Sommer getan hast war schon 1997 ein zwar erfolgreicher, aber eher schwacher Vertreter des Genres. Der neue Film ist leider sogar noch wesentlich schlechter geraten. Fans werden natürlich trotzdem einen Blick riskieren, sollten die Erwartungen aber deutlich herunterschrauben. Wer zur physischen Veröffentlichung greift, bekommt noch Outtakes, geschnittene Szenen und zwei Featurettes obendrauf.

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