Regisseur Wes Anderson gilt in Arthouse-Kreisen als Wunderkind, seit er mit Die Royal Tenenbaums im Jahr 2001 seinen großen Durchbruch feierte. Die Mischung aus schrägem Humor, symmetrischen Bildern, wechselnden Bildformaten und großen Hollywood-Stars, bis in die kleinste Nebenrolle, ist für Fans seiner Werke schlichtweg Kult. Ein viertel Jahrhundert später beginnt sein Stern jedoch langsam zu sinken, was an den schwindenden Einspielergebnissen abzulesen ist. Zu sehr ähneln sich seine Werke und mittlerweile erschaffen KI´s in wenigen Sekunden Bilder, die sich nicht mehr von Screenshots aus seinen echten Werken unterscheiden lassen. UNIVERSAL PICTURES hat seinen neuesten Film nun im Heimkino veröffentlicht. Ob Der Phönizische Meisterstreich erneut nur Hardcore-Fans des Regisseurs erreicht oder ob es diesmal neue Innovationen an der Filmfront zu vermelden gibt, klären wir in der Filmkritik.

Originaltitel: The Phoenician Scheme
Regie: Wes Anderson
Darsteller: Benicio Del Toro, Mia Threapleton, Michael Cera, Willem Dafoe, F. Murray Abraham
Artikel von Christian Jürs
Wenn Wes Anderson seine Schauspiel-Kollegen und -Freunde ans Set ruft, dann kommen sie in Scharen herbeigestürmt. Es sind mal wieder die üblichen Verdächtigen, die sich ans Set begaben, um ihre kleinen Auftritte zu absolvieren und die Canapés vom Catering-Buffet zu vertilgen. Tom Hanks, Bill Murray, Scarlett Johansson, Jeffrey Wright, Willem Dafoe, Benedict Cumberbatch und F. Murray Abraham – es liest sich wie ein Wes Anderson-Klassentreffen. Doch reicht dies zu einem Meisterstreich?

Im Jahr 1950 lebt der Waffenhändler Anatole „Zsa-Zsa“ Korda (Benicio Del Toro) gefährlich, da ihm seit geraumer Zeit jemand nach dem Leben trachtet und einen Anschlag nach dem Nächsten auf ihn verübt. Doch Korda entkommt stets aus den absurdesten Situationen und schlägt dem Tod ein Schnippchen. Als er bei einem Anschlag auf sein Privatflugzeug allerdings eine Nahtoderfahrung erlebt, wird ihm klar, dass er sich um das Erbe seines Lebenswerkes, dem titelgebenden phönizischen Meisterstreich, an dem er seit Jahren arbeitet, kümmern muss.
Aus diesem Grund nimmt er nach langer Zeit wieder Kontakt zu seiner Tochter, der Novizin Liesl (Mia Threapleton), auf. Sie soll im Falle seines Ablebens die Familiengeschäfte übernehmen und ihre Karriere in der Kirche an den Nagel hängen. Stattdessen begleitet sie zwecks Einarbeitung ihren Vater auf einer Reise durch´s fiktive Phönizien, wo er mit seinen Geschäftspartnern um die weitere Finanzierung des Landes verhandeln muss. Auf ihrer Reise begleitet sie der Norweger Bjørn Lund (Michael Cera), ein Entomologe, der den beiden sein Wissen über Insekten beibringen soll und außerdem als Verwaltungsassistent auch geschäftliche Aufgaben zu bewältigen bekommt.

Da isser, der neue Wes Anderson, und er bietet die gewohnten Tropes aus seiner Filmographie. Symmetrische Bildkompositionen, skurrile Charaktere, Formatwechsel und ein weitestgehend kaltes, emotionsloses Schauspiel, aus dem heraus der Humor entsteht. Lediglich die Pastellfarben-Optik bleiben diesmal aus. Nachdem seine Filme zuletzt meist kleinere Geschichten und Figuren miteinander verbanden, wie etwa in Asteroid City, gibt es diesmal wieder eine durchgehende Handlung von Vater und Tochter, die auf schräge Art und Weise einander wieder näherkommen. Schauspielerisch stechen Benicio Del Toro und Michael Cera hervor, die deutlich mehr Emotionen an den Tag legen als sonst in den Werken des Meister-Regisseurs üblich. Mia Threapleton, die übrigens Kate Winslets Tochter ist, gefällt aber auch und das Duo Hanks / Cranston bereitet ebenfalls eine Menge Spaß. Ebenso das Ende, welches den Film wunderbar abrundet. Ansonsten heißt es Business as usual.
Im Grunde könnte man bei so ziemlich jeder Kritik zu einem Wes Anderson-Film (die Animations-Werke mal außen vor) einfach Copy/Paste drücken und würde es wieder auf den Punkt treffen. Fans, die ihn seit Rushmore und Die Royal Tenenbaums feiern und von der ewig gleichen Nummer nicht genug bekommen, werden auch hier bedient. Wer mit seinen Werken bislang nichts anfangen konnte, wird diesmal auch nicht glücklich werden und sich vielleicht sogar tödlichst langweilen. Schaut man auf das Einspielergebnis im Kino, scheinen die Fans langsam genug vom ewig Gleichen zu bekommen. Spielte ein Grand Budapest Hotel weltweit etwa 174 Millionen Dollar ein, so waren es bei Asteroid City nur noch knapp 54 Millionen. Der Phönizische Meisterstreich konnte lediglich 40 Millionen Dollar weltweit einnehmen und geriet somit zum Flop. Mr. Anderson, es wird Zeit, mal etwas Neues zu wagen. Just saying.

Mir lag die Blu-ray in Rohling-Form vor. Qualitativ gibt´s hier natürlich keinen Grund zur Klage. Im Bonusbereich befinden sich ein Blick hinter die Kulissen und weitere Featurettes.
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