Ein knallharter, spannender Psycho-Thriller wurde mir damals, als ich den Streifen erstmals zur Rezension vorliegen hatte, versprochen. Die Namen Robert Forster und Richard Roundtree im Cast machten Hoffnung, dass sich diese Behauptung bewahrheiten könnte. Könnte, denn in dem Thriller, in dem ein gelangweilter, gutsituierter Bankier sich aufmacht, die Prostituierten von Los Angeles durch Ritualmorde zu dezimieren, ist trotz coolem Cast leider eine alberne Schlaftablette. SHAMROCK MEDIA und CARGO MOVIES veröffentlichten diesen Titel limitiert für den Allesgucker und Retro-Freund.

Regie: William Webb
Darsteller: Robert Forster, Shanna Reed, Richard Roundtree, Duncan Regehr, Leif Garrett
Artikel von Christian Jürs
Ich bin die Generation Videothek und habe alle Stadien, von Aufstieg bis Fall, miterlebt. Kurz nach meiner Einschulung eröffnete in Lübeck die Erste ihrer Art. „Nord Video“ – Die Verleihpreise waren jenseits von Gut und Böse und man konnte die Filme immer gleich für fünf Tage leihen. Ein noch sehr unausgereiftes Konzept. Später dann wurde Kindern und Jugendlichen der Zutritt verwehrt, weswegen ich des Öfteren abends vor dem Laden einsam auf meine Eltern warten durfte. Ein eigenartiges Verständnis von Jugendschutz. Egal, worauf ich hinauswill, ist, dass ich in den Folgejahren, als ich endlich alt genug war, massig Kohle in Verleihvorgänge investiert habe und vor allem im Bereich Horror und Action so ziemlich jeden Müll mitgenommen habe. The Banker jedoch kam nie unter meinen Radar. Ich hatte wohl Glück.

Angekündigt wurde mir der Streifen damals als wirklich guter Film, der, laut Aussage meines Ansprechpartners, die Erwartungen übertroffen hat. Okay, danke – ich war angefixt. Also rein damit in den Player und los ging´s. Der Start ist bereits stimmig und aus nostalgischer Sicht wunderschön. Während die Sonne in Los Angeles blutrot untergeht, verlässt ein Sportwagen eine Tiefgarage. In ihm sitzen ein Zuhälter (Jeff Conaway) und seine Mieze, die vom Chef direkt zum Kunden chauffiert wird. Frei Haus Lieferung nennt man sowas – ich kenne das von meiner Salami-Mozzarella-Pizza. Dazu dudelt ein Soundtrack, der klingt, als hätte Jan Hammer den Auftrag erhalten, den Edeka-Markt um die Ecke an der Frischetheke musikalisch zu untermalen. Nach 90 Sekunden Vorspann ist die Fahrt auch schon vorüber und mit den Worten „Du weißt, was zu tun ist“ entlässt der Cowboy, wie er in den Credits (und im weiteren Film) genannt wird, seine in ein rosa Plastik-Knitterkleid eingepackte Hostess. Und siehe da, es handelt sich bei ihr um das spätere Pornosternchen Teri Weigel, die in Knatterstreifen wie American Bukkake 7 vollen Körpereinsatz gab. Doch bevor sie ihre Karriere ins Horizontale wechselte, konnte Frau Weigel (nicht mit Theo verwandt oder verschwägert oder gar schlimmeres) u.a. eine Kleinstrolle in Predator 2 ergattern und spielte in einem meiner All-Time-Favourite Slasher, Bloody Pom Poms, eine der Hauptrollen. Dort war übrigens auch Leif Garrett mit im Cast vertreten, der hier eine winzige Rolle als schmieriger Handlanger des Cowboys verkörpert. Interessanterweise findet man ihn bereits an fünfter Stelle in den Credits, obwohl seine Screentime kaum mehr als zwei Minuten betragen dürfte.
Doch zurück zum Film: Teri Weigel, hier schlicht als Jaynie in den Credits zu finden, betritt das Hotel, in dem der titelgebende Bankier namens Spaulding Osbourne abgestiegen ist. Der wartet im Halbdunkel mit einer roten Rose auf die Holde. Netterweise legt sie umgehend ihren Plastikfummel ab und zeigt uns, was sie zu bieten hat. Nach kurzem, leidenschaftlichem Gefummel, bedient sich die Dame heimlich am Portemonnaie ihres Kunden, was dieser gar nicht gerne sieht. Der gestählte Hardbody erwischt die Gute und bringt sie mit seiner Lieblingswaffe, einer Armbrust mit rotem Laserpointer, flugs um die Ecke. Danach murmelt er eine Beschwörungsformel und greift zu zwei Messern. Schnitt – die Szene wechselt zum nächsten Tag.

Auftritt Richard Roundtree, der als Chief der Polizei seinen besten Mann daheim aufsucht, wo dieser im Baumhaus schläft, da der Haussegen mit seiner derzeitigen Frau gewaltig schief hängt. Es handelt sich um Sergeant Daniel Jefferson (Robert Forster), der immer einen Spruch auf den Lippen hat und wirklich cool rüberkommt, dass muss man ihm lassen. Seinen neuen Partner hat Roundtree gleich im Schlepptau, den jungen, unerfahrenen Eddie (Juan Garcia), der halt in einen Film dieser Art gehört. Dirty Harry hatte auch immer Jungspunde an seiner Seite. Viel Zeit zum Kennenzulernen haben die beiden Cops aber nicht, da sie umgehend an den Tatort von letzter Nacht gerufen werden. Zeitgleich mit ihnen trifft außerdem die engagierte Reporterin Sharon (Shanna Reed) am Ort des Verbrechens ein, die selbstredend mal was mit Dan hatte (und ihm bei Ankuft – ha,ha,ha – ordentlich hinten drauffährt. Frau am Steuer – no more words). Von Tatortsicherung übrigens keine Spur, die Presse kann zunächst einfach mit den Polizisten das Hotelzimmer betreten. Das passt Dan so gar nicht und er lässt die Bande rauswerfen. Der Forensiker (Dan Leegant) vor Ort, mit der Synchronstimme von Gottfried „K.I.T.T.“ Kramer, erklärt uns, dass das Opfer nicht aufgeschlitzt, sondern seziert wurde. Zu sehen bekommen wir davon jedoch nur ein seltsames, mit Blut gemaltes Symbol auf einem Spiegel (war doch vielleicht Prince der Mörder?). Dan lässt sich nix vormachen „Das ist kein gewöhnlicher Mord, sondern eiskalt geplant.“ Doch nicht nur Dan, auch der Cowboy ist sauer… und vor allem Sharon, die in der nächsten Nachrichtensendung eigentlich über einen Sandburgenwettbewerb sprechen sollte (spannend), stattdessen jedoch den Mord anprangert. Ihr Einsatz wird vom Programmleiter mit einem sofortigen Rauswurf belohnt… jedoch nur, bis die sensationellen, neuen Quoten eintreffen. Ab diesem Moment soll Sharon die Nachrichten über den Mörder, der selbstredend nicht nur eine Frau im Laufe der Handlung töten wird, übernehmen.
Und so folgen wir dann den vier Parteien: Dem Sergeant und seinem Partner, die eine Reihe Verdächtiger jagen und nach dem Prinzip Zufall ermitteln; dem Killer, der immer wieder leicht- bis gar nicht bekleidete Prostituierte unblutig erlegt und dabei gerne oben ohne seinen gestählten Körper zur Schau trägt; dem Cowboy, der gar nicht gerne seine Knatterelsen verliert und natürlich Sharon, der Nachrichtensprecherin, die nach kurzer Zeit die Aufmerksamkeit des Killers auf sich zieht, woraufhin dieser ihr sogar Rosen schickt und lobende Anrufe für sie übrig hat. Ein Fanboy halt. Dabei beleidigt sie ihn vor laufender Kamera, wo sie nur kann. Beispiel gefällig? Na gut: „Das Gefühl, diese jungen Frauen ermordet zu haben, gaukelt dem Mörder wohl Potenz vor.„

Die Ermittlungen sind gelinde gesagt müde, der Killer bei seinen Morden gar lächerlich. So gibt der Chippendale-Killer einem seiner Opfer auf dessen Bitten (es handelt sich diesmal um einen Mann) eine zweite Chance. Wie die aussieht? Nun: „Nenne mir die Namen der sieben Zwerge.“ – What??? Der hat doch ´nen Schaden. Tatsächlich leidet er unter einem Vietnamtrauma, was uns ganz nebenbei erzählt wird, aber eigentlich keinerlei weitere Bedeutung hat. Die Handlung ist ebenso vorhersehbar, wie die Action statisch und das Finale eine enttäuschend unaufgeregte Nummer. Man muss schon über einen Fetisch für Exploitation-Krempel aus der alten Videothekenzeit verfügen, dann hat man an The Banker vermutlich seine Freude. Ein wenig Sex, etwas Gewalt und haufenweise coole-, manchmal aber auch saudumme Sprüche, dazu Duncan Regehr als Killer, der eine echte Lachnummer ist. Das war er bereits in Fred Dekkers Horrorkomödie The Monster Squad, in der er einen faschingsähnlichen Dracula mimte. Dafür reißen die netten Darstellerinnen und der wie immer souveräne Robert Forster einiges raus. Richard Roundtree hat als Vorgesetzter nur ein paar wenige Szenen, trotzdem nett, dass er mal vorbeischaute.
Die Bildqualität ist gut und wird im 1,85:1 Format präsentiert. Die Tonqualität (Deutsch und Englisch in DD 2.0) geht in Ordnung. Als Bonus gibt es Trailer, eine Bildergalerie und ein Wendecover.
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