Freunde schräger und surrealer Science-Fiction-Filme kommen hier auf ihre Kosten. Produziert von Stephen Soderbergh und mit Scott Bakula und Stephen Dorff halbwegs prominent besetzt, veröffentlichte LIGHTHOUSE HOME ENTERTAINMENT diesen wilden Genre-Mix bei uns, der sich in keine Schublade stecken lässt. Ein wenig Body-Horror und Erotik, ganz viel Dystopie und Cyberpunk – alles verpackt in einer trippigen Experimentalfilm-Optik. Divinity ist sonderbares Kino in Videoclip-Ästhetik. Ich versuche, die schräge Nummer einmal in Worte zu fassen.

Drehbuch und Regie: Eddie Alcazar

Darsteller: Stephen Dorff, Karrueche Tran, Moises Arias, Jason Genao, Scott Bakula, Emily Willis, Bella Thorne

Artikel von Christian Jürs

Der Tod ist unumgänglich. Wir werden geboren, wir leben und wir sterben. Ärgerlich, aber am unausweichlichen Ende gibt es nichts zu rütteln. Nicht so in der Welt von Divinity, denn dort wurde ein Mittel entdeckt, welches das Leben erhält. Klar, dass das nicht folgenlos bleibt. Doch das ist eigentlich gar nicht so sehr entscheidend, denn hier steht der Stil über allem. Denn Divinity ist ein Film wie ein Rausch. Fast durchgehend in Schwarzweiß gehalten, nimmt und Drehbuchautor und Regisseur Eddie Alcazar mit auf eine Odyssee, die surrealer kaum sein könnte.

Es beginnt abstrakt, mit einer ungewöhnlichen Geburtsszenerie. Es wird nicht die einzige Szene mit Symbolik bleiben. Gleich darauf lernen wir den Wissenschaftler Sterling Pierce (Scott Bakula) kennen. Der lebt in einer futuristischen Welt und arbeitet am titelgebenden Serum Divinity, welches den Alterungsprozess stark verlangsamen oder gar aufhalten soll. Sein Ziel ist es, die Menschheit von Krankheit und Leid zu befreien. Doch Sterling kann sein Lebenswerk nicht vollenden und so übernimmt sein gieriger Sohn Jaxxon Pierce (Stephen Dorff) das Lebenswerk seines Vaters. Da Jaxxon weniger human veranlagt ist, schmeißt er die Wunderdroge auf den Markt und verkauft den Stoff als Mittel für ewige Jugend.

Klar, dass die Gesellschaft sich die Chance auf ein ewiges, oder zumindest stark verlängertes, Leben nicht nehmen lässt und so entwickelt sich ein dekadenter Missbrauch innerhalb der Gesellschaft, in der sich die Menschen nur noch um Lust und Körperkult kümmern. Die unliebsame Nebenwirkung von Divinity, nämlich Unfruchtbarkeit, verstärkt den Hang zum ausufernden, exzesshaften Lebensstil der Menschen um ein Vielfaches. Doch dann geschieht etwas, dass dem charismatischen Jaxxon zum Verhängnis wird.

Denn plötzlich dringen zwei mysteriöse Brüder (Moises Arias & Jason Genao) in das Anwesen des wohlhabenden Lebemanns ein, überwältigen ihn und pumpen ihm sein Wundermittel in extrem hoher Dosis in den Körper. Jaxxon ist verständlicherweise außer sich, befürchtet er doch, dass die massive Überdosierung zu seinem Tod führen würde, doch das, was tatsächlich mit ihm passiert, ist noch wesentlich unheimlicher als ein einfaches Ableben. Doch dann ist da noch Nikita (Karrueche Tran), eine reine Frau, die mit dem Wundermittel noch nicht in Kontakt kam und daher ihre Fruchtbarkeit erhalten konnte…

In Divinity geht es um den Kampf Jugend gegen Alter, Schönheit gegen Verfall und Fortpflanzung gegen Eitelkeit. Die Geschichte von der Oberflächlichkeit des Menschen, die uns Regisseur und Drehbuchautor Eddie Alcazar hier erzählt, ist inhaltlich dabei relativ wenig überraschend. Es ist der Stil, der Divinity von anderen dystopischen Science-Fiction-Werken abhebt. Die mit Filtern übersäten Schwarz-weiß-Bilder, in Verbindung mit einem hypnotischen Score und teils Werbefilmartiger Optik versprühen eine surreale, tripartige Atmosphäre, in die man sich gut fallen lassen kann. Dankenswerterweise ist die Nummer nach 94 Minuten auserzählt, was aber immer noch als ein kleines Stückchen zu lang anfühlen kann. So ging es mir jedenfalls.

Mir lag das Mediabook zur Rezension vor. Bild- und Tonqualität sind super. Im Bonusbereich gibt es ein Musikvideo, eine Behind-the-Scenes-Featurette, Trailer, eine Bildergalerie und ein Booklet mit ausführlicher Analyse zum Werk von Wolfgang Brunner.

Divinity ist mit Sicherheit nichts für die breite Masse. Genrefans, die mal etwas Besonderes sehen wollen, sollten zugreifen.

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