Die Schröders haben uns schon manch eine Perle auf DVD beschert. In wenigen Tagen erscheint mit „Jet Set“ ein Drama, das bisher nur auf VHS erhältlich war. Mit dem legendären Alain Delon in der Hauptrolle verspricht der Film so einiges, allerdings kann man die DVD nur als katastrophal bezeichnen.

Originaltitel: La race des seigneurs

Regie: Pierre Granier-Deferre

Darsteller: Alain Delon, Sydne Rome, Jeanne Moreau, Claude Rich, Jean-Marc Bory, Jean-Pierre Castaldi

Artikel von Victor Grytzka

Alain Delon gilt seit jeher als eine sichere Bank im französischen Film. Der smarte Typ, der die Frauenherzen reihenweise dahin schmelzen ließ und lässt, hat in seiner Karriere unzählige Charaktere verkörpern dürfen. Mal witzig, mal ernst, mal sympathisch, mal Ekel. Eines muss man ihm lassen – er ist ein Charakterdarsteller mit Talent. In „Jet Set“ durfte er einen Politiker mimen. Ob ihm das gelungen ist?

Dandieu (Alain Delon) ist ein ehrgeiziger Politker. Sein großes Ziel – Sozialminister werden. Dies gestaltet sich allerdings nicht so leicht, ist Dandieu doch Mitglied der Opposition. Eine weitere ungünstige Fügung will es, dass ihm auch privat ein harter Weg bevorsteht. Seine Frau ist in der Klinik, sein Sohn hat alles andere als ein gutes Verhältnis zu ihm  und seine Geliebte – die schöne Creezy (Sydne Rome) – möchte nicht länger die „zweite Geige“ spielen. Karriere oder Liebe? Eine harte Entscheidung in einer Welt voll Missgunst, Betrug und leeren Versprechungen. Einzig sein Sekretär Dominique (Claude Rich) und seine enge Vertraute Renee (Jeanne Moreau) scheinen ihm eine Stütze zu sein.

„Jet Set“ ist ein ruhiger Film. In gemäßigtem Tempo bekommen wir eine interessante Charakter- und Milieustudie, die durch absolut wunderbare Darsteller besticht. Den Film klar einem Genre zuordnen zu wollen, tja, das möchte mir nicht so recht gelingen. Im Grunde ein Politdrama, so versteht es Regisseur Deferre dennoch deutliche Einflüsse einer Romanze und einer Charakteranalyse einfließen zu lassen. Dabei überzeugt Delon in seiner Rolle als tragische Figur auf ganzer Linie. Einerseits dem Erfolg zugetan, andererseits auf der Suche nach Zuneigung und Liebe. Wie fremdgesteuert dürfen wir ihn beobachten und bekommen dabei zugleich einen interessanten Einblick in die Machenschaften der Politik, in der Werte wie Freundschaft, Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit den Auswüchsen von Lug, Betrug und Opportunismus weichen müssen.

Tragisch stellt Sydne Rome die Figur der Creezy dar. Eine Frau, dem charmanten Charakter Dandieus verfallen. Auch sie führt ein an sich angenehmes Leben als Fotomodell, sehnt sich jedoch ebenso nach Geborgenheit und Zuneigung. Sehr konsequent versteht sie es Dandieu unter Druck zu setzen, will dabei aber niemals boshaft oder gar manipulativ sein. Ihre Geschichte, die wir in Rücklenden erzählt bekommen, entlarvt sie als einen Menschen der einen Hilfeschrei absetzt und einfach nur wahrgenommen werden möchte.

Weitere zentrale Charaktere sind der Sekretär Dominique und Madame Vibert. Sie geben unserem Ministeranwärter wertvolle Tipps, verlieren dabei jedoch niemals wirklich sein Privatleben aus dem Auge. Oftmals versuchen sie ihm dabei zu helfen, den Weg zwischen beruflichem und privatem Glück zu finden. Hervorragende Leistung von Claude Rich und der „Grande Dame“ Jeanne Moreau.

Jetzt kommt das ABER! Liebe Schröders, ihr habt da wirklich einen tollen Film aus den Archiven gekramt. Doch ich frage mich, wer denn diese Scheibe „gemastert“ hat? Okay, auf die fehlenden Extras will ich mal nicht viel geben, aber der größte Kritikpunkt ist die Qualität, wenn man das überhaupt so sagen darf.

Es ist schön, dass man das alte 4:3 Bild nun auf 16:9 aufgeblasen hat. Dass dafür an den Rändern ein paar Bildinformationen abgeschnitten wurden lasse ich ja noch durchgehen, da dieser Umstand nun wirklich nicht stört. Aber was soll das bitte für ein Master gewesen sein? Blasse Farben, dunkler Kontrast, Bewegungsunschärfe, Artefaktbildung, Streifenbildung (Interlacing) und eine viel zu geringe Datenrate, die sich in einem stetigen und unangenehmen Ruckeln bemerkbar macht. Beim Ton sieht es auch nicht besser aus. Es knistert, es rauscht, es brummt, es zischelt, es knackt. Mal sind die Bässe zu stark, im nächsten Moment dann wieder komplett verschwunden. Die französische Tonspur kommt da deutlich besser weg. Entschuldigung, da hat jede ausgenudelte VHS eine bessere Qualität. Einfach nur enttäuschend!

Ein wirklich hervorragend gespielter Film. Ein tolles Drama der 1970er Jahre, das Fans dieses Genres durchaus gefallen dürfte. Interessant erzählt und auch nicht ganz unkritisch. Die miserable DVD ist allerdings eine Frechheit. Von mir gibt es KEINE Kaufempfehlung. Lediglich Komplettisten und Leute die sehnsüchtig auf den Film gewartet haben werden zugreifen, obwohl man mit einer alten VHS Kopie wohl besser bedient wäre.

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