In den 80ern war GOLD mit Roger Moore ein verbreiteter Titel in den Videotheken. Das alte Plakatmotiv ist heute noch dem versierten Kunden von damals bekannt. Roger Moore drehte den Film 1974 zwischen zwei Bond-Filmen und landete damals damit keinen Kassenknüller. Doch wie sieht es heute aus? Gehört GOLD in die Klassikersammlung?

Regie: Peter Hunt

Darsteller: Roger Moore, Susannah York, Bradford Dillman, Ray Milland

Artikel von Kai Kinnert

Alles an GOLD erinnert an James Bond. Nicht nur das Roger Moore am Anfang seines optischen Zenits als James Bond stand und es schwer hatte, nach LEBEN UND STERBEN LASSEN (1973) etwas anderes zu sein als James Bond. Der Film beginntzudem noch wie ein James-Bond-Film. Maurice Binder, der Schöpfer der berühmten James-Bond-Titelsequenzen, baute auch hier den Vorspann und knallt gleich zu Anfang minutenlang die fetten Titellettern GOLD zu einem bondähnlichem Titelsong ins Bild. Sofort wird klar, das GOLD sich ganz kräftig an die Marke Roger Moore klemmt und seinen aufkommenden Ruhm als James Bond zu nutze machen möchte. Mit einer großangelegten Spekulationsstory um den Goldkurs an der Börse und einer großen Mine in Südafrika, die von einem amerikanischen Konzern betrieben wird. Eine absichtlich herbeigeführte Katastrophe soll den Goldpreis in die Höhe treiben und Roger Moore ist der Bohrleiter, der von miesen Spekulanten dafür als Sündenbock herhalten soll.

Der Film beginnt mit einem Sprengunfall tief unten in der Mine, was Ingenieur Slater (Roger Moore) auf den Notfallplan ruft und ihn mit einem Rettungsteam in die Tiefe fahren lässt. Dabei trägt Slater einen weißen Overall mit freiem Oberkörper und macht ein Gesicht wie der Cousin von James Bond, als der Fahrstuhl ewig lang in die Tiefe fährt. In einer langen Einstellung zeigt die Kamera mit einem Blick nach Oben das immer kleiner werdende Licht des Einstiegs und vermittelt recht gelungen die Tiefe der Mine – Spielort der künftigen Actionszenen in GOLD. Als Drehort hatte man hier eine echte, große Mine in Südafrika gewählt. Unter Tage drehte man in den Pinewood Studios, wo ja auch Bond gedreht wurde, und bediente hier den guten, alten 70er Jahre Kulissenbau wie man ihn eben von Bond oder ERDBEBEN oder FLAMMENDES INFERNO her kannte. Modellsteinbruchexplosionen und Wassereinbrüche inklusive ließ man es am Ende bei GOLD ganz gut krachen und schickte einen sich mühenden Roger Moore in die wasserdurchfluteten Minengänge. Obwohl die meiste Zeit sein weißer Overall auch weiß bleibt, macht Moore eindeutig das bessere Bild in den Szenen an der Hotelbar, dem Büro und am Strand, hier natürlich mit einer Frau. Da ist Slater ganz Roger Moore und Regisseur Peter Hunt weiß das zu inszenieren. Kein Wunder, denn Peter Hunt hatte vorher IM GEHEIMDIENST IHRER MAJESTÄT gedreht, außerdem DIE ZWEI, eine Serie mit Roger Moore und Tony Curtis. Nicht nur das, denn Peter Hunt war der Editor von DR. NO und GOLDFINGER. Bezüge zur James-Bond-Reihe wohin man auch blickt. Und bei GOLD war John Glen, Regisseur von fünf späteren James-Bond-Filmen, der Editor.

Der Film hat eine klassische, gute Kamera, findet aber leider keinen ausgewogenen Erzählrhythmus, GOLD strauchelt an merkwürdigen Längen und einer gewissen Unentschlossenheit in seiner Aussage. Die, für damalige Verhältnisse, durchaus kritische Aussage des Films wird ein wenig durch die ironischen Anflüge Slaters unterminiert. Die Opferung von Hunderten von schwarzen Arbeitern wird im Film praktisch unkommentiert stehengelassen.

Das ist das Problem des Films, denn eigentlich ist die Story von GOLD gar nicht schlecht. Kapitalismuskritik und Katastrophenfilm bilden den Hintergrund, eine schöne Frau (Susannah York) und ein mieser Arsch (Bradford Dillman) liefern mit Moore zusammen die Oberfläche. Bradford Dillman (DIRTY HARRY III und IV) passt hier optisch gut als Gegenspieler zu Roger Moore, doch irgendwie will die Nummer nicht so recht aufgehen. Slater ist zu passiv und die Story zu sehr auf die Sprengung des unterirdischen Damms und die Börsenspekulation konzentriert, als das am Ende auch was daraus gemacht wird. Zwar opfert sich der schwarze Arbeiter mit goldenem Heldenhelm am Ende für Roger Moore, der mit gebrochenen Armen im Schlauchboot durch die sprudelnden Minengänge treibt, doch es reicht nicht, um als runder Film durchzugehen. GOLD ist schon irgendwo ein Big-Budget-Film, aber irgendwie auch nicht. So verbringt der Film am Ende viel Zeit damit, den Landeanflug von Susannah York auf die Mine zu zelebrieren, als das es für die Story nötig wäre.

Trotzdem besitzt der Film einen gewissen Charme, der den Film für eine Sammlung interessant macht. GOLD ist ein echter Breitwandfilm und jetzt bei Schröder Media erstmals in Deutschland im richtigen Bildformat (2,35:1) erschienen. In dunklen Momenten körnt das durch die Pinewood Studios remasterte Bild etwas. Und der Streifen ist echtes 70er-Jahre-Mainstream-Kino mit ein paar merkwürdigen Einfällen und Darstellungen, die ihn wiederum für eine Filmsammlung interessant machen. Für Fans von Roger Moore sowieso, denn der Film ist in seiner besten Zeit entstanden. Insgesamt pendelt sich der Film aber im gut produzierten Durchschnitt ein und wurde zurecht kein Kassenknüller. Peter Hunt schafft es nicht die Spannungsmarke Roger Moore optisch sinnvoll zu inszenieren und seine Ironie zu nutzen, denn Slater ist nicht Bond und damit einfach nicht smart genug um selbst aus Katzengold einen Nugget zu machen. GOLD ist kein billiger Film, er ist solides Mainstreamkino der 70er, mit einem gut aufgelegten Roger Moore, aber es fehlt ihm ein Fünkchen Finesse in der Inszenierung. Sammler des soliden 70er Kinos werden hier trotzdem gut bedient.

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