Guillermo del Toro ist ein Regisseur, dessen Werke mal hop (Pacific Rim) und mal top (Hellboy) sind. PANS LABYRINTH gehört zweifelsohne zu letzterer Kategorie. Capelight Pictures würdigt den Klassiker mit zwei opulenten Editionen, die jetzt im Handel erhältlich sind. Wir haben ins Mediabook reingeschaut und servieren Euch hier das Ergebnis.

Originaltitel: El laberinto del fauno

Drehbuch und Regie: Guillermo del Toro

Darsteller: Ivana Baquero, Sergi López, Mirabel Verdú, Doug Jones

Artikel von Christian Jürs

Es gibt Filme, die den Zuschauer so sehr überraschen, mitreißen und beschäftigen, dass man sie nie wieder vergisst. PANS LABYRINTH von Guillermo del Toro ist für mich so ein Film. Als ich den Film damals in einer Sneak Preview sichten konnte, kannte ich nur wenige Bilder der im Film auftauchenden Fabelwesen. Über die Handlung wusste ich nichts. Die Überraschung war groß als ich feststellte, dass hier weit mehr als ein Fantasyfilm geboten wurde.

Nordspanien im Jahre 1944. Während der zweite Weltkrieg noch in vollem Gange ist, wagen die Partisanen einen Widerstand gegen die machthabenden Faschisten, die fünf Jahre zuvor siegreich aus dem spanischen Bürgerkrieg hervorgingen. In diese Gegend verschlägt es die zehnjährige Ofelia (Ivana Baquero) und ihre hochschwangere Mutter (Ariadna Gil). Ihr Ziel ist der Stützpunkt von Hauptmann Vidal (Sergi López), einem brutalen Tyrannen und zeitgleich Stiefvater von Ofelia. Bei einem Zwischenstop entdeckt das Mädchen eine Steinstatue, aus der eine übergroße Gottesanbeterin schlüpft, die fortan Ofelia auf Tritt und Schritt folgt.

In der Nacht verwandelt sich die Gottesanbeterin in eine Fee, die Ofelia in die Welt des Pan führt. Dieser eröffnet ihr, dass sie die Reinkarnation einer Prinzessin sei, die ihr altes Leben vergessen hat. Ihr Vater, der König, würde auf sie warten. Doch um in sein reich zu gelangen, muss Ofelia eine Reihe von Prüfungen bestehen. Hierbei wird sie mit allerlei gruseligen Fabelwesen konfrontiert. Doch schlimmer noch als diese ist ihr Stiefvater, der mit aller Brutalität sein Revier verteidigt und seine Stieftochter hasst…

Kurz nachdem die mexikanische Regiehoffnung Guillermo del Toro, der in seiner Heimat mit Filmen wie THE DEVIL´S BACKBONE auf sich aufmerksam machen konnte, begann Hollywood zu erobern, kehrte er der Traumfabrik kurzzeitig noch einmal den Rücken um seinen bislang wichtigsten Film zu schaffen. Zwar lockten ihn die Blockbusterproduktionen, nachdem del Toro mit BLADE 2 und vor allem HELLBOY das Massenpublikum zufrieden stellte, doch für die Geschichte der kleinen Ofelia, die die Aufgaben des Pan erfüllen muss, ging der Regisseur viele Kompromisse ein und trug auch gesundheitliche Folgen vom Dreh davon, so chaotische geriet die Produktion.

Leider konnte er in seiner Heimat auch nicht auf ein Talent wie etwa Abigail Breslin zurückgreifen, weswegen die junge Ivana Baquero ihre Mühe hat, den Film auf ihren Schultern zu stemmen. Doch del Toro erleichtert es ihr, indem seine visuell berauschenden Fantasiewelten das Publikum gefangen nehmen und ausreichend ablenken.

Ja, PANS LABYRINTH ist in der Tat ein kleines Meisterwerk mit noch kleineren Mankos. Die Geschichte ist unglaublich phantasievoll ausgestattet und in Szene gesetzt. Alles funktioniert, von der Optik bis zur grandios durchdachten Geschichte, die in einem Ende mündet, welches Interpretationsspielraum gewährt und den Zuschauer noch eine Weile beschäftigt. Dazu gesellt sich eine Mischung aus Grusel, Drama, Fantasy und Märchen. Apropos Märchen, der Film wird wie eines mit einem Erzähler eingeleitet. Hierbei handelt es sich in der deutschen Synchronfassung um den vor etwa einem halben Jahr leider verstorbenen Christian Rode, den Hörspielfans in der Rolle des Erzählers gut kennen dürften, immerhin durfte er einmal in der Neon-Gruselreihe ran und daraus resultierend im Großteil der bislang erschienenen Dreamland-Gruselhörspielen. Auch hier passt er wieder wie die Faust aufs Auge.

Als Grundlage für die Veröffentlichung Capelights diente übrigens das Criterion Master, welches natürlich erstklassig ist. Alleine dafür ist diese Veröffentlichung über jeden Zweifel erhaben. In der Mediabook Variante befindet sich der Film auf DVD und Blu-ray, wo er mit einem Audiokommentar del Toros ausgestattet wurde und den Kinotrailer oben drauf bekam. Doch es gibt auch noch eine Bonus-Blu-ray mit an Bord, die vollgepackt ist mit allerlei Featurettes und einer Episode der Charlie Rose Show (kannte ich bislang nicht), in der del Toro als Gast auftritt. Diverse Hidden Features gibt es ebenfalls zu erkunden. Das i-Tüpfelchen ist aber das wieder einmal sehr gelungene, 24 seitige Booklet, verfasst von Dr. Marcus Stiglegger.

Ein paar Tage nach dem Mediabook erscheint dann die unglaubliche 6-Disc Ultimate Edition, die noch zwei weitere Bonus-Blu-rays mit Dokumentationen enthält und eine Soundtrack CD.

Somit bleibt mir hier nur eine klare Kaufempfehlung auszusprechen, denn Film und Veröffentlichung sind hervorragend. Auch wenn PANS LABYRINTH nicht unbedingt einer der Filme ist, die ich mir alle halbe Jahr in der Player legen würde, so gehört er doch in die Sammlung. Zumal beide Covervarianten wirklich chic sind.

Trailer:

Zurück zur Startseite