Na endlich ein neuer Steven Seagal Film. Diesmal hatte Scott Atkins als Produzent seine Finger mit im Spiel, was nichts gutes verheißt, denn er war auch für Kracher wie SHARKNADO, SWAMP SHARK, GHOST SHARK und MEGA PYTHON verantwortlich. Regie durfte Tan Bing führen, der hier seinen ersten Streifen ablieferte und so unbekannt ist, das selbst IMDB nichts über ihn weiß. Die arme Sau. An die Seite von Kampfwurst Seagal gesellt sich Box-Rüpel Mike Tyson, der immerhin schon mal gegen Donnie Yen in IP MAN 3 angetreten ist. Das Bier steht bereit und ich bin ganz aufgeregt, in welcher Form sich Seagal in dieser filmischen Untiefe bewegt.

Originaltitel: Zhong guo tui xiao yuan

Regie: Tan Bing

Darsteller: Dong-xue Li, Mike Tyson, Janicke Askevold, Steven Seagal

Artikel von Kai Kinnert

Kaum ist die Bierdose geöffnet, gibt es auch gleich den ersten charmanten Fehler, den man als gutes Omen deuten könnte. Sechs chinesische Filmproduktionen werden vor dem Film mit ihrem Logo eingeblendet und schon die dritte Filmproduktion hat einen Schreibfehler im eigenen Intro. Statt „Golden God“ (wie es auch später im Abspann steht) ist es der „Gloden God“ der hier den Ton angibt. Darauf einen Schluck Bier. 15 Filmproduktionen und 65 Producer haben sich im Vorspann zusammengetan, um dieses – hoffentlich – krachende Actionspektakel zu stemmen. Das hier ist ein rein chinesischer Film, der Steaven Seagal nur als Gaststar führt. Das kann ja heiter werden.

Der Streifen geht los und wir sind irgendwo in der Wüste, mit einer Stadt und Kamelen und dem China Salesman Yan Jian (Dong-xue Li), der irgendwie mit Mobilfunklizenzen zu tun hat. Kein Steven Seagal weit und breit. Gerade will man aus Enttäuschung die Tüte Chips öffnen, als Steven eingeführt wird. Er steht sogar aufrecht und zieht in einer schlechten Innenkulisse der Wanda Studios irgendeinen Deal durch, durch den er kurz darauf in einen Kampf mit Mike Tyson verwickelt wird. Regieneuling Tan Bing ist kein Actiondirector und so mindert schlechtes Timing und günstige CGI Effekte den ausführlichen Kampf, bei dem Seagals Double als Verlierer endet. Tyson gehört also auch zu den Bösen und der Film schwenkt auf seine eigentliche Story über.

Salesman Yan Jiang scheint sich in einem Wüstenstaat aufzuhalten, der Mobilfunklizenzen zu vergeben hat und außerdem von Rebellen heimgesucht wird. Die Zeit drängt, denn man muss telefonieren, um den Frieden im Land zu retten. Der Film verbringt fortan eine Menge Zeit damit, wer nun die Mobilfunklizenz bekommt – oder auch nicht, denn irgendwie scheint die Sache korrupt abzulaufen und der Salesman gerät in eine Intrige um gesprengte Relaisstationen in der Wüste. Also macht sich Yan Jiang mit einem Trupp auf den Weg zu einem umkämpften Funkmast irgendwo im Süden des Landes.

Mike Tyson verfolgt dabei Yan Jian mit einem Panzer und einigen Rebellen in Humvees und Toyota Pick Ups mit MGs. Überhaupt wird ab hier oft mit Kaliber 50 und dem Panzer geschossen, aber von Seagal ist bis auf ein paar kleine Szenen nach dem ersten Kampf nichts weiter zu sehen. Dafür darf er bei seinen Auftritten, wie in jedem anderen Film auch, Frauen an den Arsch greifen.

In der Wüste kommt es dann zu einer minutenlangen Szene, bei der wahrscheinlich das chinesische Propagandaministerium, das den Film mitproduzierte, im Kino salutierte. Der Salesman hisst unter schwerem Beschuss und mit aller letzter Kraft die chinesische Flagge. Gut 5 Minuten lang wird ab hier tatsächlich und im wahrsten Sinne des Wortes die Fahne geschwenkt. Das ist wie zu besten Mao Tse-tung Zeiten inszeniert und glänzt durch eine derartige politische Penetranz, das mein Bier in der Hand ganz warm wird. In seiner schamlos ausgewalzten Opulenz des günstig produzierten Propagandakinos ist das gerade zu fantastisch.

Während ich noch darüber nachdenke, wie hier Filmförderauflagen erfüllt worden sind, dudelt der Streifen weiter und entwickelt sich in dem politischen Ränkespiel um die Staatsmacht und den Mobilfunklizenzen in verwirrende Dramatik und schlechten Dialogen, wobei Mike Tyson als Standuhr überraschend viel Text hat.

Der China Salesman ist natürlich stets voller Heldenmut und darf am Ende auf einem Empfang eine Rede vor den Staatschefs halten. Die Rede von Yan Jiang ist so voller tragender Weisheit, das sie sogar Mike Tyson in den Selbstmord treibt. Der Frieden im Land ist wieder hergestellt, doch Yan Jian muss dafür in den Knast. Dabei blickt er mit Tränen des Glücks in die aufgehende Sonne und unwillkürlich denkt man an Nord Korea. Was war denn das für ein seltsamer Streifen? Ein aufrechter Chinese stellt den Frieden in einem durch Rebellion gebeuteltem Land her, indem er dafür sorgt, das der Afrikaner telefonieren kann. Und am Ende spricht Mike Tyson noch ein paar ergreifende Worte zum Thema Weltfrieden und knallt sich ab. Darauf muss man erst mal kommen.

CHINA SALESMAN ist ein lupenreiner Propagandafilm des chinesischen Kinos, den man eigentlich gar nicht so recht in Worte fassen kann. Wieso bekommt Mike Tyson soviel Text und was macht Steven Seagal für 10 Minuten in dem Streifen? Was will uns der Künstler damit sagen? Wahrscheinlich nichts. Tyson und Seagal sind trotz ihrer völligen Ausdruckslosigkeit noch immer die besten Darsteller im Film. Als Politwirtschaftsthriller funktioniert die Kiste Null und als Actionfilm ist das Ding einfach zu schlecht gemacht. Das wirklich Interessante ist der Einfluss des Propagandaministeriums auf diesen Film und darin liegt wohl auch das Scheitern von CHINA SALESMAN. Ein Satz mit X: Das war wohl nix.

Trailer:

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