Auf zur nächsten Runde! Mit „Rambo III“ (1988), spendiert STUDIOCANAL auch dem dritten Aufguss der kultigen Action-Reihe eine hochwertig restaurierte HD-Neuauflage. Diesmal lässt Sylvester Stallone Feuer und Asche über Afghanistan regnen und wir erkunden, wie sich der Film mit dem blauen Licht nach 30 Jahren so schlägt. Sattelt die Pferde und bringt die Panzerfäuste in Stellung, für unsere ausführliche Kritik zum wohl unbeliebtesten Beitrag des Franchise!

Originaltitel: Rambo III

Drehbuch: Sheldon Lettich, Sylvester Stallone
Regie: Peter MacDonald

Darsteller: Sylvester Stallone, Richard Crenna, Marc de Jonge, Spiros Focas, Sasson Gabai, Kurtwood Smith…

Artikel von Christopher Feldmann

Man kann unbestritten behaupten, dass Ted Kotcheffs „Rambo: First Blood“ (1982) ein Meisterwerk des tiefschürfenden Actionfilms der 80er Jahre darstellt. Umso unwirklicher wirkt es, dass man aus der traumatisierten, vielschichtigen Figur des Veteranen John J. Rambo bereits in „Rambo II – Der Auftrag“ (1985) eine unbesiegbare Comic-Figur, ganz im Sinne der damaligen Reagan-Politik, gemacht hat. Trotz der radikalen Änderung, bezüglich der filmischen Tonalität, war der zweite Teil ein unglaublich großer kommerzieller Erfolg. Mit „Rambo III“ (1988) ging man dann schließlich noch einen Schritt weiter und schuf ein gänzlich menschenfeindliches, vor Patriotismus und Kriegspropaganda triefendes Machwerk, in dem die Frequenz der Explosionen nochmal nach oben geschraubt wurde. Kein Wunder, dass das Sequel bei den Fans immer als Schlusslicht der Reihe gesehen wird. Aber ist „Rambo III“ wirklich so schlecht? JEIN, denkt sich der Autor dieses Artikels, der beim Rewatch des Macho-Actioners, trotz gravierender Schwachpunkte, großen Spaß hatte.

Handlung:
Nachdem er US-amerikanische Kriegsgefangene aus Vietnam befreit hat, zog sich John Rambo (Sylvester Stallone) in ein thailändisches Kloster zurück, in dem er, abseits von Krieg und Grausamkeit, den Mönchen bei Bauarbeiten behilflich ist, und etwas Geld durch Stockkämpfe in Bangkok verdient. Als Rambos Freund und ehemaliger Ausbilder, Colonel Trautman (Richard Crenna), ihn für eine Mission in Afghanistan gewinnen will, lehnt er sofort ab, denn für ihn ist der Krieg endgültig vorbei. Trautman begibt sich selbst in das feindliche Gebiet, um den Mudschahedin im Kampf gegen sowjetische Truppen, unter dem Kommando des brutalen Oberst Zaysen (Marc de Jonge), beizustehen. Doch der geheime Einsatz geht schief, zahlreiche Soldaten werden getötet und Trautman gefangen genommen. Um seinen Freund zu retten, greift Rambo schließlich noch einmal zur Waffe und stellt sich gegen die übermächtige Armee, die schon bald erkennen muss, dass sie es hier nicht mit einem einfachen Soldaten zu tun haben, sondern mit einer unerbittlichen Kampfmaschine!

Ich bin ja großer Fan der „Rambo“-Saga, im Speziellen von „First Blood“ (1982), den ich für einen der besten Filme der 80er, sowie der gesamten Karriere von Sylvester Stallone halte. Aber auch die Teile 2 & 3 bereiten mir nach all den Jahren immer noch eine helle Freude und befriedigen bei erneuten Sichtungen immer wieder meine Gelüste nach testosterongeschwängerter Action. „Rambo III“ (1988) stellt innerhalb in der Reihe den wohl größten künstlerischen Rückschritt dar, legt das Vehikel doch sein Augenmerk ganz und gar auf die optischen Schauwerte, als auf eine funktionierende Story. Das Drehbuch schrieben hier Sheldon Lettich, der vor Allem für seine Kooperationen mit Kampfsport-Haudegen Jean-Claude van Damme bekannt sein dürfte, und Stallone höchstpersönlich. Der Film skizziert eine, vom Krieg gebeutelte, Hauptfigur, die zwar der Gewalt abgeschworen hat aber für ein paar Kröten dann doch gerne ein paar Thailändern auf die Mütze haut. Hier beginnen schon die dramaturgischen Probleme des Films, denn anstatt einen Charakter wie Rambo, der genug Fläche für Traumata und Dramatik bietet, würdig weiter zu erzählen, wird der Veteran hier, nach dem Vorgänger, endgültig zum stumpfen Muskelprotz degradiert, der einfach nichts Anderes kann, als Krieg zu führen. Das wird einem schon bei der optischen Erscheinung klar, denn von dem ruhigen, in sich gekehrten und von der Vergangenheit geplagten John Rambo des Erstlings, ist überhaupt Nichts mehr übrig. Stattdessen ist Sly hier noch breiter und noch aufgepumpter und sein gestählter Oberkörper glänzt umso stärker im Sonnenlicht. Aus Rambo ist eine Comic-Figur geworden, eine, von Pathos und Testosteron umnebelte, Witzfigur, die man kaum mehr ernst nehmen kann. Tatsächlich sieht Stallone hier wirklich albern aus, wie eine fleischgewordene Version einer überkandidelten Action-Figur aus einem Werbespot der 80er Jahre. Anstatt seine Persönlichkeit in bedeutsamen Dialogen zu reflektieren, wurden seine Sprechanteile auf One-Liner herunter gekürzt, die zweifellos unterhaltsam sind, aber umso mehr schmerzen, wenn man den ersten Film so liebt, wie ich es tue.

Die Story hat im Vergleich zu „Rambo II“ noch weniger zu bieten und passt mit Sicherheit auf den nächsten greifbaren Bierdeckel. Man bekommt 10-15 Minuten Exposition, damit man Rambo zügig ins Getümmel werfen kann, um seinen Kumpel Trautman zu befreien und so viele Russen wie nur möglich umzunieten. Das Skript verzichtet dabei auf große Schlenker und gestaltet sich als straight-forward Showcase für ausufernde Action-Szenen, die in ihrem Gagaismus selbst den Vorgänger alt aussehen lassen. Qualitativ ist das natürlich relativ dünn, jedoch hat „Rambo III“ durchaus einen seltsamen Reiz, denn dieses Macho-Vehikel macht einfach unglaublich Spaß. Man muss schon in der Lage sein, sein Hirn in den Power Stand By-Modus herunterzufahren und über die fragwürdige Ideologie des Ganzen hinwegzusehen. Die ist nämlich äußerst fragwürdig. Nicht nur, dass die Mudschahedin, an deren Freiheit der Film appellieren will, lediglich ein paar unzivilisierte Bauern sind, die am liebsten Schafe fangen spielen, Nein, auch die Russen, die hier mal wieder als Bösewichte herhalten müssen, sind sadistische Dreckssäcke, die nicht mal eine große Motivation haben, sondern anscheinend einfach gerne Völker ausrotten, und das mit unnachgiebiger Grausamkeit. Natürlich ein gefundenes Fressen für Lettich und Stallone, die Hauptfigur Tabula-Rasa machen zu lassen. Und genau hier liegt der Spaßfaktor, denn „Rambo III“ ist menschenfeindliches, prolliges, wie auch dümmliches Action-Kino, welches in seiner Anspruchslosigkeit und unfreiwilligen Komik einfach nur großartig ist. Sowas wäre dabei herausgekommen, wenn man Menahem Golan und Yoram Globus 50 Millionen US-Dollar Budget für einen Chuck Norris-Film gegeben hätte.

Auf dem Regiestuhl hat derweil Peter MacDonald Platz genommen, nachdem der ursprüngliche Regisseur Russel Mulcahy gefeuert wurde, der vorher lediglich als Second-Unit-Director tätig war und in seiner Karriere keine nennenswerten Filme mehr hervorgebracht hat, lediglich „Der Legionär“ (1998) mit van Damme könnte man noch kennen. Trotzdem kann man dem Herrn einen guten Job bescheinigen, denn „Rambo III“ sieht gut aus. Die Action ist pompös, die Explosionen sind zahlreich und es zischt und kracht an allen Ecken. Es kommen alle möglichen Waffen zum Einsatz, egal ob Maschinengewehr, Panzerfaust, Pfeile mit Explosivgeschossen, Messer, Kampfhubschrauber und sogar Panzer haben prominente Auftritte. MacDonald lässt Spektakel auf Spektakel folgen und sorgt für treffsichere Bilder. Ein kleines Manko ist allerdings das Setting, denn das Wüsten-Szenario bietet wenig optische Reize und ist größtenteils recht eintönig. Wo der Dschungel in „Rambo II“ noch wesentlich mehr zu entdecken hatte, ist Israel als Drehort dann doch ein Rückschritt.

Auch die Besetzung macht hier leider nicht viel her, denn neben Stallone als Leading-Man im Alpha Modus, bekommt lediglich Richard Crenna etwas zu tun. Crenna, der in den ersten beiden Filmen mehr dafür zuständig war, den Mythos um John Rambo aufrecht zu erhalten, darf in seinem dritten Auftritt endlich auch mal aktiv mitmischen, was ihm vermutlich viel Spaß bereitet haben muss. Marc de Jonge spielt als Oberst Zaysen einen eindimensionalen Bösewicht, der keine nennenswerten Eigenschaften besitzt. Auch Spiros Focas, der in den 60er Jahren in einigen Italo-Western zu sehen war, hat wenig zu melden. Einzig mit Kurtwood Smith bekommt man einen prominenten Darsteller zu Gesicht, dem aber lediglich fünf Minuten Screen-Time zu Gute kommt, in denen er meistens nur neben Richard Crenna stehen darf. Viele Schwachpunkte also, die plausibel werden lassen, warum der Film damals in mehreren Kategorien für die Goldene Himbeere nominiert war, unter anderem als schlechtester Film. „Gewonnen“ hat lediglich Sly selbst, nämlich den Preis für den schlechtesten Hauptdarsteller. Das, und die harsche Kritik, taten dem Erfolg jedoch keinen großen Abbruch, denn obwohl „Rambo III“ weit weniger erfolgreich war als der zweite Teil, spielte er mit knapp 190 Millionen US-Dollar immer noch genug ein, um als Erfolg gewertet zu werden.

Studiocanal bringt den Film, wie auch die ersten Beiden, als Neuauflagen auf Blu-Ray und DVD auf den Markt. Dabei hat man, wie bei den beiden anderen Filmen auch, ein neues 4K-Master vom Original-Negativ verwendet, so dass man „Rambo III“ ebenfalls in UHD genießen darf und sogar die Schweißperlen auf Slys Oberkörper einzeln zählen kann. Die Restauration hat sich dabei mehr als gelohnt, denn das Bild ist wunderbar scharf und detailreich und die Farbkorrektur, die den Film optisch wieder seine wärmeren Töne gibt, zahlt sich in jedem einzelnen Frame aus. Das Master wurde ebenfalls für die 2K Blu-Ray und die DVD verwendet, so dass man den Film auch in neuer Frische genießen kann, wenn man nicht über einen geeigneten Player verfügt. Dazu gesellen sich eine ganze Wagenladung an Extras, von denen Einige neu produziert wurden. Ein Rundum sorglos Paket für den actionaffinen 80er-Nostalgiker.

Fazit:
„Rambo III“ (1988) ist kein guter Film und bildet nach „Rambo: First Blood“ (1982) und „Rambo II – Der Auftrag“ (1985), das qualitative Schlusslicht der Trilogie. Das liegt vor Allem an der klischeebeladenen Story, dem etwas eintönigen Setting, den eindimensionalen Figuren und an dem menschenfeindlichen Pathos, der hier omnipräsent seine Kreise zieht. Dennoch ist der Film, für alle Fans von anspruchslosem Kulturgut der guten alten 80er Jahre, ein spaßig dreistes Action-Feuerwerk, welches genug Explosionen, Waffen, Todesopfer und dumme One-Liner bietet, um knapp 100 Minuten bestens zu unterhalten, am besten mit einem alkoholhaltigen Kaltgetränk!

4K Remastered Trailer:

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