Anne auf Green Gables, 1908 als Roman aus der Feder von Lucy Maud Montgomery erschienen, zählt zweifelsohne zu den Klassikern der Literatur. Für das kanadische Fernsehen wurde der Stoff in den Jahren 2016 und 2017 als dreiteiliger Film adaptiert. Begleiten wir das vorlaute Waisenkind Anne also auf ihrem Weg zum erwachsen werden, und prüfen, ob die Veröffentlichung aus dem Hause KSM eine Bereicherung für die eigene Filmsammlung ist…

Originaltitel: Anne of Green Gables

Regie: John Kent Harrison

Darsteller: Ella Ballentine, Martin Sheen, Sara Botsford, Kate Hennig, Linda Kash

Artikel von Victor Grytzka

Als Fan herzergreifender Geschichten – ja, ich gebe es zu – habe ich mich sehr auf diese Veröffentlichung gefreut. Anne auf Green Gables habe ich bereits in den verschiedensten Formaten konsumiert. Als Buch, als Hörspiel, als Anime, als diverse Verfilmungen. Deshalb vorab schon mal ein Dank an KSM, dass sie sich dieser kanadischen Adaption angenommen haben. Denn leider habe ich damals die Ausstrahlung im „Ersten“ verpasst, und so bot sich nun die perfekte Gelegenheit, diese Lücke zu schließen.

Matthew Cuthbert (Martin Sheen) und seine Schwester Marilla (Sara Botsford) entscheiden sich dazu, ein Waisenkind bei sich aufzunehmen. Als der angekündigte Bursche nun am Bahnhof abgeholt werden soll, staunt Cuthbert. Die gesprächige Anne (Ella Ballentine) erwartet ihn. Schon auf der Heimfahrt fällt ihm ihr Wissensdurst, ihre teils poetische Ausdrucksweise und ihr Plappermäulchen auf. Marilla ist zunächst wenig begeistert, und sendet einen Brief, dass man ihr bitte den versprochenen Sohn schicken möchte. Durch ihre Neugier und ihre forsche Art bringt Anne sich selbst, und auch die Cuthberts, das ein oder andere mal in die Bredouille. Sei es nun in der Kirche, bei den Nachbarn oder als sie ihre neue Freundin Diana (Julia Lalonde) mit Johannisbeerwein abfüllt. Zudem hat sie viel Temperament, und lässt sich nichts gefallen. Doch mit der Zeit beweist sie ihren guten Charakter und Zuverlässigkeit, so dass sie dann doch bei der Familie auf der Farm, Green Gables, bleiben darf. Doch nicht alles in ihrem neuen Zuhause ist das pure Glück. Matthew erkrankt schwer, und so muss sie ihre ganze Kraft – neben Schule und Ausbildung – auf die Aufgaben zuhause konzentrieren. Dazu gesellen sich noch die typischen Probleme eines Teenagers.

Anne auf Green Gables ist eine Geschichte, die durch sehr heitere und herzliche Momente, aber auch durch eine gewisse ernste Note besticht. Alle wichtigen Aspekte dabei in 3 Filme zu je 85 Minuten zu packen, das ist natürlich nicht ganz einfach. Also konzentrierte man sich hier auf die wichtigsten Ereignisse der Geschichte, und schuf so eine Zusammenfassung. Für Kenner des Buches mag diese Adaption also einige Dinge vermissen lassen, schafft es aber dennoch den Kern getreu der Vorlage wiederzugeben. Dazu muss man allerdings wissen, dass diese Umsetzung ursprünglich eine TV-Serie in 13 Teilen werden sollte, dies jedoch mit dem angepeilten Budget und der zur Verfügung stehenden Ressourcen nicht möglich war. Und so entschied man sich dann – statt das Projekt komplett fallen zu lassen – für diese Variante.

In Folge dessen fehlen im Vergleich zum Buch viele Nebenhandlungen, speziell bezogen auf die Nebencharaktere der Geschichte, dennoch schaffte man den Spagat, und bringt dem Zuschauer alle wichtigen Protagonisten in ausreichendem Maße näher. Auch das Gleichgewicht zwischen kindlicher Leichtigkeit und ernsteren Momenten ist hier mehr als gelungen. Die wirklich tollen Darsteller tragen einen großen Teil dazu bei. Martin Sheen und Sara Botsford, Urgesteine der Film und TV-Unterhaltung, hauchen ihren Charakteren eine unheimliche Authentizität ein und zeigen dabei eine offensichtliche Freude am Spiel. Besonders loben muss man hier allerdings Ella Ballentine. Die Jungdarstellerin, die es bis Dato schon in einige Produktionen geschafft hat, verkörpert Anne genau so, wie man sie sich beim lesen des Romanes vorstellt. Auch jeder emotionale Ausbruch, ein wichtiger Teil der Figur der Anne, gelingt ihr mit voller Überzeugungskraft. Und sie ist dabei einfach putzig.

An der Produktion an sich gibt es wenig zu bemängeln. Man bewegt sich hier auf sehr gutem TV Niveau. Die Sets und Umgebungen sind sehr stimmig gewählt. Es gibt hier und da ein paar CGI-Einstreuungen (brechendes Eis, Herbstlaub das vom Himmel fällt) – gut, die hätte man sich sparen können. Allerdings trüben sie den positiven Eindruck wenig. Auch der allgemeine Look gefällt, hier wurde mit ordentlichem Equipment gedreht, so dass man die Tücken eines digitalen Looks, häufig ein Problem bei Fernsehproduktionen, komplett umgeht.

Das Bild in Widescreen hat eine sehr natürliche Farbgebung und gute Schärfe. Beide Tonspuren (Englisch und Deutsch) liegen in ordentlich abgemischtem DD 5.1 vor. Bei den Extras hat man gespart, vermutlich gab es aber auch nicht viel zu diesen Filmen an interessantem Bonusmaterial. Ein paar Trailer und Bildergalerien haben es auf die Discs geschafft. Die 3 DVDs kommen in einer Amaray-Hülle, die in einem Pappschuber steckt.

Fans der Thematik sei dieses Release ans Herz gelegt. Diese Adaption über das Waisenkind Anne bietet eine gut produzierte Unterhaltung mit starken Darstellern, und ist für die ganze Familie geeignet. Ich fands klasse!

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