Chickabee. Ga´inja. Tirrah. – Wer sich jetzt fragt, ob ich mit dem Kopf auf die Tastatur gefallen bin, den kann ich beruhigen. Nein, das ist lediglich Nellisch. Es bedeutet „Liebling“, „Schutzengel“ und „Schönheit“. In dieser Sprache und mit ungewöhnlichen Gesten kommuniziert Jodie Foster als Waldfrau mit dem hier noch recht jungenhaften Liam Neeson, der ganz ohne Knarre seine Hauptrolle bestreitet. Ja, so waren die Neunziger. Justbridge Entertainment veröffentlichte just diesen schönen Klassiker als Einzelblu-ray.

Regie: Michael Apted

Darsteller: Jodie Foster, Liam Neeson, Natasha Richardson, Richard Libertini

Artikel von Christian Jürs

Nach dem Ableben einer alten Dame, die in den tiefsten Wäldern North Carolinas hauste, entdeckt Dr. Lovell (Liam Neeson) eine verängstigte und autistisch wirkende Frau namens Nell (Jodie Foster) in der Hütte der Verstorbenen. Doch Nell hat seit frühester Kindheit keinen Menschenkontakt mehr gehab, weswegen sie zunächst aggressiv und doch eingeschüchtert auf den Neuankömmling reagiert.

Schnell möchte der Psychiater Alexander Pawley (Richard Libertini) die sonderbare Frau in seine Psychiatrische Anstalt verlegen, doch Dr. Jerome Lovell erhebt Einspruch und hat nun drei Monate zeit, zusammen mit Pawleys Ärztin Paul Olsen (Natasha Richardson) das Verhalten von Nell in der Freiheit daraufhin zu prüfen, ob sie alleine überleben kann. Dabei kommen sich die zunächst streitenden Ärzte selbstredend näher. Doch auch der entscheidende Gerichtstermin naht…

Ursprünglich wollte Oscarpreisträgerin Jodie Foster, die sich in diesem Fach mit DAS WUNDERKIND TATE bereits erste Lorbeeren verdienen konnte, die Regie selbst übernehmen. Doch aufgrund der Komplexibilität ihrer Rolle, entschied sie sich, den Posten an jemand anderen abzutreten. Die Wahl fiel auf Michael Apted, der in GORILLAS IM NEBEL Sigourney Weaver glaubhaft unter Affen leben ließ. Keine schlechte Wahl, versteht er es doch, die Natur rund um den Fontana Lake, an dem die Crew sogar während des Drehs wohnte, zu nutzen. Das ihm mit Neeson und Foster zwei Vollblutschauspieler zur Seite standen, rettete die zudem nicht ganz klischeefreie Story davor, auch nur zu einer Sekunde lächerlich oder gar langweilig zu finden. Klar, NELL basiert auf einer wahren Geschichte, doch die Liebesgeschichte zwischen Neeson und Richardson ist schon arg vorhersehbar. Macht aber nichts, denn auch hier stimmt die Chemie, wie uns das wahre Leben lehren sollte. Denn bereits zwei Wochen nach Drehschluss heiratete das Traumpaar, welches im Jahr 2009 vom Schicksal je auseinander gerissen wurde, als Natasha Richardson an den Folgen eines Skiunfalls starb. Seitdem spiegelt Neesons Gesicht eine Traurigkeit wieder, von der hier freilich noch nichts zu spüren ist.

Auch die Geschichte mit Dr. Pawley, der hier ein wenig künstlich zum Bösewicht aufgebauscht wird, endet nicht wirklich überraschend. Doch das macht alles nichts und ist auch nicht negativ zu werten. Denn NELL ist einfach schönes Kino mit tollen Bildern und einer einmal mehr beeindruckend spielenden Jodie Foster, die mit vollem Körpereinsatz bei der Sache ist und zudem von einem großarten Co-Cast unterstützt wird.

Großartig ist auch die Qualität der Veröffentlichung von Justbridge Entertainment. Scharfes Bild und glasklarer Ton lassen keine Wünsche übrig. Die Erstauflage im limitierten Mediabook enthielt das sehr informative und toll geschriebene Booklet von Christoph N. Kellerbach, der den Text seinem Vater gewidmet hat, da dies dessen Lieblingsfilm ist. Auch ein kleines Nellisch-Wörterbuch lag dem Booklet bei. Die ganze Aufmachung ist wirklich spitze und selbst das mit der schönen Filmmusik Mark Ishams unterlegte Menü läuft gerade in Endlosschleife während ich hier schreibe. Einfach schön. Lediglich im Bonusbereich hätte ich mir hier mehr als nur den Trailer gewünscht. Jetzt, nachdem die Limited Edition quasi ausverkauft ist, hat Justbridge Entertainment eine Single Disc auf den Markt gebracht, bei der man auf das Booklet freilich verzichten muss. Egal, Jodie Fosters Lieblingsrolle sollte man sich nicht entgehen lassen.

Trailer:

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