Charles Bronson lebt? Naja, nicht wirklich, denn der Altstar ist immerhin im Jahr 2003 von uns gegangen. Aber mit dem, in Ungarn geborenen, Robert Kovacs tauchte nun ein Mime auf der Bildfläche auf, der dem Kult-Schauspieler verdammt ähnlich sieht. Da passt es wie die Faust aufs Auge, dass der Lookalike-Bronson mit dem Low-Budget Rache-Thriller DEATH KISS (2018) einen Film gedreht hat, der genau dem Rollentypus eine Hommage erweist, den der gute Charly über Jahre hinweg kultiviert hat. Ich habe mir die Heimkino-Produktion angesehen und verrate euch meine Einschätzung.
Originaltitel: Death Kiss
Drehbuch & Regie: Rene Perez
Darsteller: Robert „Bronzi“ Kovacs, Daniel Baldwin, Eve Hamilton, Richard Tyson…
Artikel von Christopher Feldmann
Es gibt vermutlich niemanden, der die Figur des einsamen Vigilanten so geprägt hat wie Charles Bronson. Unter der Regie von Michael Winner wurde der Star aus Sergio Leones SPIEL MIR DAS LIED VOM TOD (1968) mit DEATH WISH (1974) zur Genre-Ikone, und noch heute gilt das Rache-Drama als stilpregend für ein ganzes Genre und bildete die Blaupause für nachfolgende, meist eher einfach gezeichnete Actionfilme. Doch auch Charly gab sich irgendwann dem reinen Kommerz hin. So setzten vor Allem seine Filme aus der CANNON-Ära der 80er, unter anderem auch die DEATH WISH-Sequels, mehr auf stupide Gewalt und markige Sprüche, als auf eine wirklich mitreißende Charakterebene, wie sie noch im Original zu finden ist. Mit DEATH KISS (2018) lässt Regisseur und Autor Rene Perez diesen alten Vibe wieder aufleben und gestaltet seinen Film als Hommage an den großen 70er-Klassiker, auch wenn er ebenso gänzlich auf nihilistische Gewalt setzt, wie die Bronson-Filme, die von den Kritikern seit jeher verschmäht werden. Man kann schon behaupten, dass es sich hier um einen reinen Fan-Film handelt, der nostalgische Gefühle wecken soll. Immerhin das gelingt der Low Budget-Produktion ganz gut.
Handlung:
Der mysteriöse K. (Robert Kovacs) zieht täglich durch die Straßen, um sie vom Abschaum zu säubern. So fallen immer mehr Diebe, Drogendealer, Vergewaltiger und Mörder dem geheimnisvollen Vigilanten und seinem Revolver zum Opfer. Doch auch K. hat so seine privaten Verpflichtungen, immerhin versorgt er die ahnungslose Ana (Eva Hamilton) regelmäßig mit Geld, um ihr ein sorgenfreies Leben zu ermöglichen. Angetrieben von eigenen Schuldgefühlen hat es der einsame Rächer auf den gefährlichen Drogendealer Tyrell (Richard Tyson) abgesehen.
Die Handlung von DEATH KISS klingt, nun ja, ziemlich mager. Das ist sie auch, und obwohl selbst die banalsten Actionfilme, die Bronson in seiner Karriere gedreht hat, nicht unbedingt mit der ausgeklügelsten Story aufwarten, unterbietet der Low Budget-Film diese äußerst gekonnt. Es dauert erstmal eine gute Dreiviertelstunde, bis überhaupt etwas passiert, was relevant für den Hauch einer Story ist. Rene Perez, der sich auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnet, verlässt sich voll und ganz auf die Präsenz seines Hauptdarstellers und lässt diesen reihenweise Gangster umnieten. Das sorgt beim Fan für grobschlächtige Grindhouse-Streifen für ein wohliges Grinsen, nutzt sich aber ganz schnell ab, denn Perez hat einfach rein gar nichts zu erzählen. Natürlich verlange ich von so einem Film keine bahnbrechende, mit Wendungen ausgestattete, Geschichte, die mich fesselt aber etwas effizientes Storytelling darf es bei einem knapp 90-minütigen Spielfilm dann schon sein. Die Geschichte um Ana und ihre gelähmte Tochter ist erwartungsgemäß recht billig konstruiert und auch der Showdown zwischen K. und dem Gangster Tyrell bekommt nicht mehr Gewicht, als unbedingt nötig. DEATH KISS bietet die plattesten Motivationen und eines der faulsten Drehbücher, die ich seit Langem gesehen habe. Natürlich soll das, wie bereits angesprochen, ein Fan-Film sein und wenn Robert Kovacs nicht aussehen würde, wie Charles Bronson, dann würde es ihn vermutlich nicht geben.
Aber es ist gerade Kovacs, der dem Ganzen einen gewissen Grad an Würde verleiht, auch wenn sich das jetzt ziemlich blöd anhört. Der, in Ungarn geborene, Newcomer sieht aber nun mal aus wie fucking Charles Bronson und hat ebenso die Bewegungen und Manierismen drauf, die wir kennen. Wenn er in Zeitlupe durch die Straßen zieht, dann hat das einfach, für Filmfans wie mich, einen ganz anderen Impact, als wenn ich Liam Neeson zuschaue. Ebenso wie Bronson hält sich auch Kovacs nicht mit vielen Dialogen auf, sondern spricht nur, wenn es unbedingt sein muss. Er bringt so etwas wie Gravitas mit, was dem Film den nötigen Antrieb verleiht, damit der Zuschauer am Ball bleibt. Die restliche Besetzung ist derweil absolut Vergessens wert und wartet mit mäßig talentierten Darstellern auf. Lediglich mit Daniel Baldwin hat sich ein halbwegs prominenter Name in den Film verirrt, der als Radiomoderator auf die politische Pauke hauen darf und einseitige Parolen zur Verbrechensbekämpfung zum Besten gibt, welche vermutlich nur einen Drehtag in Anspruch nahmen. Großer Pluspunkt des ansonsten eher dünnen Films, ist Perez‘ handwerkliches Talent. Das schmale Budget ist jederzeit erkennbar aber der Regisseur macht das Beste daraus und lässt den Streifen zwischenzeitlich sogar ganz schick aussehen. Gelungene Kamerafahrten, wechseln sich mit gekonnten Einstellungen ab, die eine gewisse Ambition erkennen lassen. Ganz besonders erwähnenswert, ist die Tatsache, dass man hier auf hässliches CGI-Gekröse verzichtet, sondern, ganz altmodisch, Blutbeutel platzen lässt, die mit dem roten Lebenssaft nicht sonderlich sparsam umgehen. Dadurch sei auch mal verziehen, dass die Actionszenen recht hüftsteif daher kommen. Besonders eine Sequenz zwischen Autowracks ist relativ lahm in Szene gesetzt. Auch der Soundtrack ist recht dröge und bietet neben netten Gitarren-Heulern lediglich stumpfes Gedudel. Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, man hätte aus DEATH KISS einen Kurzfilm gemacht, der etwas knackiger anzusehen ist, anstatt einen Langfilm, der eigentlich Nichts außer niedergestreckten Gangstern vorzuweisen hat.
Fazit:
Rene Perez‘ DEATH KISS (2018) ist ein solide inszenierter Neo-Grindhouse Streifen und eine Hommage an alte Rache-Schinken. Mit Robert Kovacs hat man den idealen Hauptdarsteller gefunden, dessen Aussehen wahrscheinlich der einzige Grund gewesen sein wird, warum dieser Film entstanden ist und letztendlich auch gekauft wird. Denn ansonsten bietet der Film außer platzenden Blutbeuteln recht wenig. Trotzdem ist die Chose für Bronson-Fans und Genre-Jünger, trotz nicht vorhandener Story und hüftsteifer Action, einen Blick wert!
Christopher auf Letterboxd folgen