Ganze zehn Jahre musste Regisseur Sebastian Gutierrez kämpfen, um seine Schauermär, basierend auf dem französischen Märchen BLAUBART, realisieren zu können. Doch sein Durchhaltevermögen hat sich gelohnt, denn ELIZABETH HARVEST ist ein atmosphärisches Glanzstück geworden, welches zudem mit Abbey Lee (THE NEON DEMON) nicht treffender hätte besetzt werden können. Wir haben einmal in die Veröffentlichung von Capelight Pictures hineingeschaut.

Regie: Sebastian Gutierres

Darsteller: Abbey Lee, Ciarán Hinds, Carla Gugino, Matthew Beard, Dylan Baker

Artikel von Christian Jürs

Kennt Ihr das Märchen BLAUBART von Charles Perrault? Eben, ich kannte es bislang auch nicht, habe dieses Defizit jedoch nach Sichtung von ELIZABETH HARVEST umgehend nachgeholt, um die Parallelen zwischen Film und Vorlage einmal zu prüfen. Tatsächlich sind diese durchaus vorhanden, wobei der Film noch um einiges komplexer daher kommt. Ich rate jedenfalls dringend davon ab, die Geschichte vorab zu lesen, um den Filmgenuß so überraschend wie möglich zu gestalten. Am Besten, Ihr schaut nicht einmal den unten verlinkten Trailer, da dieser bereits hier und da ein paar Spoiler parat hält. Ich werde mich jedenfalls bemühen, den Inhalt so knapp und spoilerfrei wie möglich wiederzugeben.

Die schöne Elizabeth (Abbey Lee) kann ihr Glück kaum fassen. Sie ist frisch verheiratet mit dem deutlich älteren Wissenschaftler und Nobelpreisträger Henry (Ciarán Hinds), der sie in ein neues Leben „entführt“. Ihre neue Heimat ist fortan eine riesige High-Tech Villa irgendwo in den Bergen, fernab jeglicher Zivilisation. Lediglich ihr Mann, sowie die Hausangestellten Claire (Carla Gugino) und Oliver (Matthew Beard), der zudem noch blind ist, sind zugegen. Hin und wieder schaut noch der Polizist Logan (Dylan Baker) vorbei, doch den bekommt sie, zumindest vorerst, nicht zu Gesicht. Elizabeth, der das ganze Haus mit seinem Luxus zur Verfügung steht, befindet sich quasi im Paradies. Wäre da nicht dieser eine Raum, den Henry als sein Arbeitszimmer betitelt und den seine Frau unter keinen Umständen betreten darf. Natürlich dauert es nicht lange, bis Elizabeth die Neugier packt. Als sie eines Tages allein in ihrem Traumhaus verweilt, öffnet sie die Tür zu ihrem Schicksal…

Bis zu diesem Zeitpunkt sind nur wenige Filmminuten vergangen und schon befand ich mich im Bann von ELIZABETH HARVEST, die mit dem schauspielenden Model Abbey Lee nicht besser hätte besetzt werden können. Ihr Elizabeth ist die wahre Unschuld, der man nur wünscht, aus dem Hexenkessel, den sie mit dem Öffnen der Büchse der Pandora entfesselt hat, zu entkommen. Denn mit dem Betreten des „Arbeitszimmers“ wird aus dem unglaublich gut fotografierten, komplett durchkomponierten Streifen vorrübergehend ein Horrorfilm, der mit seiner Fabrkomposition an Werke wie den Original SUSPIRIA erinnert. Man möchte laut aufschreien „Schau her, Argento, es geht auch heute noch!“, doch ELIZABETH HARVEST ist noch viel mehr. Die Geschichte wird zunehmend interessanter, doch vor allem ist es die großartige Kameraarbeit Cale Finots, die den Zuschauer in seinen Bann zieht. Jedes Bild könnte man sofort als Gemälde an die Wand nageln, so schön wirken diese. Am besten kann man den Streifen als Fieber(alb)traum bezeichnen. Zuletzt möchte ich noch die grandiose Leistung der anderen Darsteller erwähnen. Insbesondere Henry Darsteller Ciarán Hinds spielt den geheimnisvollen, ja, dämonischen Ehegatten ganz ausgezeichnet.

Capelight Pictures ist es einmal mehr gelungen, einen kleinen Geheimtipp in grandioser Aufmachung zu veröffentlichen. Ich kann jedem nur raten, sich den Film im wunderschönen Mediabook in die Sammlung zu stellen, welches nicht nur toll ausschaut und den Film sowohl auf DVD, als auch auf Blu-ray enthält. Außerdem bekommt man noch ein tolles Booklet voller unglaublich schöner Bilder und einem Interview mit dem Regisseur. Auf den Scheiben, die eine hervorragende Bild- und Tonqualität liefern, gibt es außerdem noch den Kinotrailer, ein Making Of und diverse Trailer anderer Capelight Veröffentlichungen.

Ich kann also fast uneingeschränkt eine Empfehlung aussprechen. Warum nur fast? Nun, im letzten Drittel verliert der Film ein wenig an Fahrt und hätte schlussendlich auch fünf, wenn nicht zehn Minuten kürzer ausfallen können. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau.

Trailer:

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