Und diese Bienen, die ich meine, die sind tödlich. Kleine, freche, schlaue tödliche Bienen…. So in etwa hätte der Titelsong wohl geklungen, wenn der erste Bienenhorrorfilm der Welt einst aus Deutschland gekommen wäre. Doch Gott sei Dank waren es die Engländer vom Amicus Studio, die die summenden Killer im Fahrwasser von Hitchcocks DIE VÖGEL auf die Menschheit losgelassen haben. WICKED VISION griff tief in den Honigtopf und veröffentlicht den Film nun erstmals im deutschen Heimkino (und als europäische HD-Premiere obendrauf).

Originaltitel: The Deadly Bees

Regie: Freddy Francis

Darsteller: Suzanna Leigh, Frank Finlay, Guy Doleman, Catherine Finn

Artikel von Christian Jürs

Die erfolgreiche Popsängerin Vicki Robbins (Suzanna Leigh) erleidet beim Dreh ihres neuen Musikvideos einen Kreislaufkollaps. Muss an der Hitze unter ihrem Pelz gelegen haben, denn bewegen tut sich die Dame bei der lasziven Videoinszenierung wenig bis gar nicht. Der vor Ort befindliche Arzt (Frank Forsyth) verordnet dem frühen Spicegirl daraufhin ein paar Tage Ruhe auf Seagull Island, wo der Hund (tatsächlich im Laufe des Films) begraben liegt. Dort soll sie bei seinem Kollegen Ralph Hargrove (Guy Doleman) einmal so richtig ausspannen und zu Kräften kommen.

Doch mit Ruhe und Erholung ist schnell Pustekuchen. Nicht nur, dass zwischen Mr. Hargrove und seiner Frau Mary (Catherine Finn) ein eisiges Verhältnis herrscht, nein, auch ein Schwarm Killerbienen (damit hättet Ihr jetzt nicht gerechnet, oder?) wütet auf der Insel. Als erstes darf Mrs. Hargroves Fifi (wie bereits erwähnt) dran glauben. Kurz darauf dann auch das Frauchen. Steckt der forsche und wenig sympathische Ralph Hargrove, der natürlich ganz nebenbei Bienenzüchter ist, dahinter? Wollte er so seine Frau und eventuelle Zeugen, auf diese Art aus dem Weg räumen? Vicki, die sich mit Fackeln bewaffnet erfolgreich gegen einen Bienenangriff wehren kann, versucht mit Hilfe des ebenfalls auf der Insel ansässigen Farmers H.W. Manfred (Frank Finlay) hinter das Geheimnis von Mr. Hargrove und den Killerbienen zu kommen und gerät dabei in tödliche Gefahr…

In den 60ern bekamen die britischen Hammerstudios, die für ihre Gothichorrorfilme mit Peter Cushing und Christopher Lee weltberühmt wurden, plötzlich Konkurrenz durch ein von den amerikanischen Produzenten Subotsky und Rosenberg im vereinigten Königreich gegründeten AMICUS PRODUCTIONS, die, entgegen der Konkurrenz, ihre Filme meist in der damaligen Gegenwart ansiedelten. Oft griffen sie dabei auf Anthologien zurück, zu deren bekanntesten Werken wohl GESCHICHTEN AUS DER GRUFT (1972) und DIE TODESKARTEN DES DR. SCHRECK (1965) gehören.

Da Alfred Hitchcock 1963 Filmgeschichte schrieb, als er DIE VÖGEL auf Bodega Bay losließ, witterte man im Hause AMICUS, dass mit Tierhorror gutes Geld zu verdienen sei. Doch anstelle von Möwen machen hier wesentlich kleinere Biester Jagd auf die Menschheit – Killerbienen.

Damit hat AMICUS bei mir dann auch voll ins Schwarze getroffen, denn sowohl vor Wespen, als auch vor Bienen habe ich panische Angst (Apiphobie). Was läge da näher, als einen Film über Killerbienen zu resensieren? Ich habe mich also meiner Angst gestellt…

Und was soll ich sagen? So schlimm war´s dann doch gar nicht. Nein, Bienenphobie hin oder her – MÖRDERSPINNEN bleibt wohl für immer der Tierhorrorstreifen mit dem größten „irgendwie kribbelts mich“ – Faktor – zumindest für meine Wenigkeit. Auch der Spannungsbogen oder gar Kultfaktor von Hitchcocks Meisterwerr DIE VÖGEL wird hier selbstverständlich zu keiner Sekunde erreicht. Im Gegenteil, der Film kommt, wie bei britischen Gruselfilmen aus der Zeit eigentlich üblich, recht behäbig daher und gruselig ist er, entgegen der meisten HAMMER Filme auch nicht so richtig. Auch wirken die, hier und da, reinkopierten Bienen eher unfreiwillig komisch als bedrohlich. Klar, bei Hitchcock waren die Biester, als sie die Kinder attackieren, auch hereinkopiert, aber dass hier muss man gesehen haben, um es zu glauben.

Das mag jetzt gar nicht mal so positiv klingen, trotzdem kann ich hier guten Gewissens eine Kaufempfehlung aussprechen, wenn auch nicht für jedermann. Klar sind die Effekte alles andere als Zeitgemäß und, wie bereits erwähnt, waren die Gothichorrorfilme der konkurrierenden HAMMER STUDIOS auch weitaus gruseliger als dieser Film, der mit typisch trister, englischer Optik daher kommt. Diese beginnt schon beim Dreh des Schlagermusikvideos, welches so auch bei den öffentlich Rechtlichen in Dieter Thomas Hecks Sendung hätte aufgenommen werden können (fehlen eigentlich nur die Gäste mit den Blumensträußen in der Hand) und sie bleibt uns auch auf der Ferieninsel erhalten. Doch das ist gut so und gibt dem Film seine besondere Note, die mir zumindest sehr gut gefällt.

Auch macht es wirklich Laune, den Hauptdarstellern Suzanna Leigh, Frank Finlay und Guy Doleman bei der Arbeit zuzuschauen, die mit wahrer Spielfreude agieren. Ebenso die Schauspieler in Nebenrollen, wie zum Beispiel der aus zahlreichen anderen Filmen bekannte Michael Ripper (DRACULAS RÜCKKEHR), liefern ordentlich ab.

Apropos „ordentlich abliefern“: Wicked Vision hat sich einmal mehr selbst übertroffen. Nicht nur, dass uns hier ein Film präsentiert wird, der bislang nie im deutschen Heimkino veröffentlicht wurde (weder VHS, Video 2000, Betamax, Super 8, Laserdisc oder sonstirgendwie). Auch im übrigen Europa gab es bislang keine HD-Version zu ergattern. Doch diese Zeiten sind jetzt vorbei, denn Wicked legt hier eine erstaunlich scharfe HD-Version vor, die sowohl optisch, als auch akustisch (die deutsche Tonspur ist erstaunlich klar), vollends überzeugen kann.

Wie abgebildet, erscheint der Film in 3 Covervarianten (deutsches-, amerikanisches- und italienisches Kinomotiv), die mit 333 bzw. 222 Exemplaren pro Auflage schnelles Handeln erfordern, sonst geht man leer aus. Im Bonusbereich wird natürlich ebenfalls wieder geklotzt und nicht gekleckert. So gibt es ein Vorwort von Dr. Rolf Giesen auf Deutsch und Englisch, einen Audiokommentar mit Dr. Gerd Naumann und Dr. Rolf Giesen, ein brandneues Interview mit Produktionsmanager Ted Wallis und Requisiteur Peter Allchorne, das 50-minütige „Monsterama Special“ mit Suzanna Leigh, eine Bildergalerie und den Originaltrailer. Das 24-seitige Booklet wurde ebenfalls von Dr. Rolf Giesen, der ein unfassbares Hintergrundwissen besitzt, geschrieben. Mehr geht einfach nicht.

Trailer:

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