Das IP-MAN-Franchise läuft weiterhin erfolgreich. Nach dem in IP MAN 3 (2015) Cheung Ti-chi aufgrund eines einzigen Fehlers mit seinem Wing Chun gegen Ip Man scheiterte, zieht er sich nach Hong Kong zurück und will ein einfaches Leben in seinem Viertel führen – der Bar-Street, dem Kiez von Hong Kong. Keine Kämpfe mehr, nichts. Nur Kind und Kegel, selbst die Wung Chun Holzpuppe dient nur noch als Kleiderständer. Doch MASTER Z ist ein IP MAN 3-Spin-Off und Action-Veteran Yuen Woo Ping führt Regie, daher wird es nichts aus dem Ruhestand für Master Cheung, der sich bald mit den Gangstern in seiner Straße anlegen wird. New KSM serviert uns den Film ab Ende Juli in der Uncut-Version.

Originaltitel: Yip Man ngoi zyun: Cheung Tin Chi

Regie: Yuen Woo Ping

Darsteller: Jin Zhang, Michelle Yeoh, Dave Bautista, Tony Jaa, Wah Yuen

Artikel von Kai Kinnert

Die IP MAN Reihe war schon immer, mal mehr und mal weniger, politisch motiviert. Nirgendwo sonst im internationalen Kino kann man den politischen Einfluss der amtierenden Regierung so gut beobachten, wie am chinesischen Kino. Fast alle Filmproduktionen sind staatlich gefördert, sofern die Aufrichtigkeit eines chinesischen Polizisten und die Vergangenheit mit Japan (Kriegsverbrechen) und England (Opium und Hong Kong) nicht vergessen werden. Und auch MASTER Z ist stramm auf Linie des Kulturkomitees. Die Engländer sind korrupte Idioten, das Opium ist an allem Schuld und die eigenen Jungs waren rechtzeitig bei Sinnen, um als aufrechte Polizisten dann doch noch das Richtige zu tun.

Allerdings hat Yuen Woo Ping zu viele Actionfilme in Hong Kong gedreht und ist bis heute Choreograph für Stunts in Hollywood-Filmen, als das ihm sein Spin-Off zu IP MAN 3 zu sehr ins politische Gedöns abrutschen würde. Und so verbringt der Film nicht viel Zeit mit Rührseligkeiten, auch wenn Tin Chi Cheung (Jin Zhang) das gerne mit Frau und Kind noch hätte. Er lässt sich nicht mehr für Jobs anheuern, die sein Wing Chun verlangen und doch wird er schnell in die Keilerei mit Gangstern in der neondurchfluteten Bar-Street verwickelt. Dabei gerät er an einen mysteriösen Killer (Tony Jaa), an die Triaden-Chefin Ngan Kwan Tso (Michelle Yeoh) und den bösen Opium-Opi Owen Davidson (Dave Bautista), der die Straße beherrschen will. Mit allen hat Cheung seine Fights und zwischen drin genügend mit dem Fußvolk. Gekämpft wird in MASTER Z recht oft.

Doch es gibt ein paar Mankos, die im Film spürbar sind. MASTER Z ist eine komplette Studioproduktion, kunterbunt ausgeleuchtet. Ob auf der Straße, während der Fahrt oder in den Räumen – nicht einen Fuß hat das Filmteam vor die Studiotür gesetzt. Die Kulisse wirkt im bunten Licht nicht sehr realistisch und man hatte auch nur wenig Geld für Requisiten und Komparsen und viele Fights sind digital getrickst, was man leider auch sieht. Yuen Woo Ping ist ein Mann der Drahtseile und Sprünge und bedient sich reichlich daran. Der bunte Fight auf den Neonschildern der Bar-Street könnte fast als gelungen durchgehen, wären da nicht die vielen durchschnittlichen CGI Stunts und die offensichtlichen Kulissen. Das klingt in der Summe nach keinem guten Martial-Arts-Film, doch MASTER Z schafft trotz aller Widrigkeiten noch die Kurve.

Zwar bedient Yuen Woo Ping sämtliche Klischees des HK-Films, jedoch liefert er in recht dichter Frequenz kleinere oder größere Action-Sequenzen mit durchaus fähigen Leuten ab. Trotz aller Hilfe durch digitale Bearbeitung gibt es in jedem Kampf längere Momente analoger Kombos, die den Film geschmeidig halten. Viel Glas und Holz geht zu Bruch und so mancher Wing Chun Move ist gutes HK-Action-Kino. Ein weiterer Pluspunkt an MASTER Z ist, das Wah Yuen als Reminiszenz an alte Actionzeiten in einer Szene im Bild sitzt, ein Kleindarsteller mit dem weltbekannten Gesicht für asiatische Gangster, den so ziemlich jeder einmal irgendwo irgendwie im TV gesehen hat. Doch das reicht natürlich nicht aus und so holte man Michelle Yeoh an Bord, die die Gangster-Lady Ngan Kwan Tso spielt und – wie immer – verdammt gut aussieht, gut schauspielert und eine erstklassige Martial-Arts-Kämpferin ist. Der Fight mit Tony Jaa ging in Ordnung und das Finale gegen Dave Bautista ist besser als erwartet. Bautista passt ganz gut als Wing Chun Sack, der am Ende einstecken muss, was den Film am Ende kurz ins politische Geplänkel führt.

MASTER Z: THE IP MAN LEGACY ist, trotz einiger Schwächen in den Tricks, ein überraschend kurzweiliger HK-Film der alten Schule, der zahlreiche Action-Sequenzen bereit hält. Insgesamt mochte es der Regisseur gerne bunt und verpasste seinem Film ein gutes Tempo, das einen bei der Stange hält. Wer schon Freund der anderen IP MAN Filme ist, darf bei MASTER Z einen Blick wagen. Der Streifen ist solide gemachte Actionware mit ein paar guten Fight-Segmenten und Michelle Yeoh.

Als Extras gibt es ein Making Of und einen Trailer. Das Bild ist glatt und bunt, dabei satt. Der Ton ist gut.

Trailer:

Zurück zur Startseite