Nicole Kidman mal ganz runtergekommen. Als LAPD Detective außer Dienst kämpft sie seit 17 Jahren mit dem Trauma, ihren Freund und Partner während eines gemeinsamen Undercover-Einsatzes verloren zu haben. Erschossen durch den Verbrecher Silas, der mit seiner Gang eine Bank ausraubte. Aus der jungen Polizisten wurde ein seelische Wrack, eine fleckig verhärmte Trinkerin, ohne Chance auf den Polizeidienst und ohne Chance je wieder den Frieden mit ihrer pubertierenden Tochter zu finden. Doch als Silas scheinbar wieder aufgetaucht ist, wittert Erin Bell die Chance auf Rache und so Katharsis für ihren Schmerz zu finden. Das klingt nach solidem Rächer-Kino, welches just bei Concorde Video erschien. Doch ist Nicole Kidman die richtige Frau am Abzug?

Regie: Karyn Kusama

Darsteller: Nicole Kidman, Toby Kebbell, Tatiana Maslany, Sebastian Stan

Artikel von Kai Kinnert

17 Jahre ist es her, das Detective Erin Bell (Nicole Kidman) versucht hat, als verdeckte Ermittlerin den Verbrecher Silas hinter Gitter zu bringen, 17 Jahre, seit ihr Freund und Partner bei dem Undercover-Einsatz erschossen wurde. Hinweggekommen ist sie über diese Katastrophe nie, dass Ereigniss formte sie zum seelischen Wrack. Nun scheint es, dass der untergetauchte Silas wieder da ist. Erin sieht die Gelegenheit gekommen, ihre Sünden von einst wieder gut zu machen und Silas endlich zur Strecke zu bringen – koste es, was es wolle.

Mit schlechter, fleckiger Haut und einem Haarschnitt, den ein Einarmiger mit der Heckenschere geschnitzt haben muss, erwacht die noch immer etwas angesoffene Erin in ihrer Karre aus dem Koma. Unsicher wankt sie zu einem Tatort, der ganz in der Nähe ist. Ein Toter mit einem Gang-Tatoo liegt am Wegesrand, neben ihm einige Geldscheine mit der Farbe von Sicherheitspatronen, die sich bei einem Banküberfall zünden und so das geraubte Geld unbrauchbar machen sollen. Nach einem kurzen Wortwechsel mit ihren Kollegen, schlurft Erin zurück zu ihrem Auto. Schon bald wird klar, Kidman hat das gleiche Gang-Tatoo im Nacken – nur wurde es bei ihr schlecht weg gelasert. Erin wird die Spur zurück zu Silas aufnehmen und dabei die untergetauchten, ehemaligen Gang-Kollegen nach und nach aufsuchen. Parallel dazu muss sie sich um ihre minderjährige Tochter sorgen, die bei ihrem Ziehvater aufwächst und sich mit einem deutlichen älteren Freund in den Kneipen herum drückt. Nach und nach wird klar, das Erin Bell tiefer und mit eigenem Hintergedanken in den Undercover-Einsatz vor 17 Jahren verwickelt war, als angenommen.

Erschöpft und mit letzter, entschlossener Kraft, steuert Erin auf Silas zu. Die Gewalt hält sich dabei zurück, streut sich jedoch kurz in den Film ein und wird am Ende von Erin einen Tribut verlangen.

Mit fließend eingestreuten Rückblicken und einer unauffälligen Klammer, die am Ende die vermeintliche Linearität der Erzählung aufhebt, vertuscht DESTROYER gekonnt seine eigentlich schnörkellose, fast schon zu einfache Geschichte auf Filmfestival-Niveau. Der Trick an DESTROYER ist sein Erzählweise. Ohne die wäre der Streifen schlichtweg langweilig.

Gut gefilmt ist das Ganze, auch die Musik unterstreicht düster-dramatisch den inneren Abgesang von Erin Bell. Doch etwas hat in diesem Film nicht so recht funktioniert. Und das ist Nicole Kidman. Frau Kidman kann eigentlich nichts dafür, sie leistet im Rahmen ihrer Möglichkeiten gute Arbeit und hat den richtigen Gang und oft den richtigen Blick drauf. Doch leider erdrückt die Perücke von Nicole Kidman das Schauspiel in eine gewisse Synthetik, die sich auf den ganzen Film auswirkt. Vieles an DESTROYER wirkt synthetisch. Nicht echt, nicht nah, irgendwie unberührend.

Der Film gibt sich Mühe für sein Drama, jedoch wirkt es teilweise wie die Xte Filmvariante eines gescheiterten Cops mit gescheitertem Privatleben, der auf verlorenem Wege seiner Erlösung entgegen taumelt. Neu ist an DESTROYER nicht viel und die ansonsten ansehnliche Nicole Kidman findet nur als Abziehbild in ihre Rolle hinein, unterstützt durch eine kräftige Maske, die diese filmische Synthetik auch noch fördert. Nicole Kidman ist einfach kein Undercover-Cop. Das ist insgesamt so glaubwürdig, als würde man Meryl Streep als Bruce Lee inszenieren. Und so bleibt DESTROYER blass und ohne großen Funken. Das ist kein TAXI DRIVER.

Als Extras gibt es ein Mini-Making-of, Interviews und Trailer. Das Bild der BD ist sauber und satt, der Ton ist gut.

Trailer:

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