„Dolemite Is My Name and Fuckin‘ Up Motherfuckers Is My Game!“

Die letzte relevante Rolle von Eddie Murphy liegt schon einige Jahre zurück und viele dürften den BEVERLY HILLS COP-Star schon abgeschrieben haben. Mit der Netflix-Produktion DOLEMITE IS MY NAME (2019) meldet sich die Comedy-Legende nun eindrucksvoll zurück und zeigt, dass mit ihm durchaus noch zu rechnen ist. Warum die Biopic-Komödie ein echter Tipp ist, erfahrt ihr in unserer ausführlichen Kritik.

Originaltitel: Dolemite Is My Name

Drehbuch: Scott Alexander, Larry Karaszewski
Regie: Craig Brewer

Darsteller: Eddie Murphy, Keegan-Michael Key, Mike Epps, Tituss Burgess, Craig Robinson, Wesley Snipes, Da’Vine Joy Randolph, Snoop Dogg…

Artikel von Christopher Feldmann

Wer hätte damit gerechnet, dass Eddie Murphy nochmal ein Comeback hinlegt? Ich eigentlich nicht, denn Murphys letzte Filmauftritte fanden so gut wie kein Publikum und wirklich größere Kinofilme, wie die schreiend unlustige Komödie AUSHILFSGANGSTER (2011), fielen bei Publikum und Kritikern gnadenlos durch. Ob sein Comeback wirklich Früchte trägt, wissen wir erst wenn der angekündigte DER PRINZ AUS ZAMUNDA 2 (2020), eine Fortsetzung zu seinem Kassenschlager aus dem Jahr 1988, in den Kinos startet. Dass das etwas werden könnte, beweist der ehemalige Megastar nun bei dem Streaming-Anbieter Netflix, denn mit DOLEMITE IS MY NAME (2019) hat er zumindest die Weichen für einen Karriereaufwind passend gestellt. In der, von Craig Brewer inszenierten, Biopic-Komödie darf das flinke Plappermaul endlich mal wieder zeigen, was es alles kann. Zwischen liebevoller Hommage an die 1970er Jahre und der authentischen Widmung an eine wahre Comedy-Legende, spielt sich ein großartiger Eddie Murphy wieder zu altem Ruhm.

Handlung:
In den 1970er Jahren versucht, der in einem Plattenladen arbeitende, Rudy Ray Moore (Eddie Murphy) als Musiker durchzustarten und eigene Songs vergeblich im Radio zu platzieren. Zusätzlich fungiert er noch als Ansager für seinen Kumpel, den Soul-Sänger Ben Taylor (Craig Robinson), in einem Nachtclub. Auf die Bitte, seine Anmoderationen mit etwas Comedy aufzupeppen, erhält Moore jedoch ebenfalls Ablehnung, bis er eines Tages ein paar witzige Reime aufschnappt, die sein Leben verändern sollten. Als Kunstfigur „Dolemite“ landet er mit seinem derben Humor einen Volltreffer. Moore wird über Nacht zum Star und schon bald landen die ersten Comedy-Platten in den US-Charts. Doch das reicht dem ambitionierten Künstler nicht. Er will ganz hoch hinaus und zwar ins Kino. Gemeinsam mit Freunden und Bekannten, sowie dem unerfahrenen Drehbuchautor Jerry (Keegan-Michael Key) und dem Regisseur D’Urville Martin (Wesley Snipes), macht sich Moore daran den Film DOLEMITE auf die Beine zu stellen, eine trashige Produktion, die überraschend zum Kultfilm und Klassiker des Blaxploitationkinos avanciert.

DOLEMITE IS MY NAME geht zurück auf den tatsächlich existenten US-Komiker Rudy Ray Moore, der in den 1970er Jahren zur Kultfigur wurde. Anders als andere afroamerikanischen Kollegen wie Richard Pryor setzte Moore auf Humor der härteren Gangart. Als Vorzeige-Pimp „Dolemite“ schmetterte er exaltierte Reime über Frauen, Gangster und weiße Rassisten. Damit beeinflusste er nicht nur maßgeblich die Erwachsenen-Comedy, sondern wurde mit seiner extravaganten Kostümierung zum Sinnbild der Hip-Hop-Bewegung und prägte andere Künstler wie Snoop Dogg, der hier ebenfalls einen Auftritt als Radio-DJ hat. Dass Eddie Murphy nun in die Rolle des 2008 verstorbenen Comedians schlüpft, macht dabei besonders Sinn, gehörte er doch selbst zu jenen jungen Talenten in den frühen 1980er Jahren, die stark vom Stil Moores beeinflusst wurden.

Regisseur und Autor Craig Brewer erzählt die wahre Geschichte nun als zweistündigen Spielfilm und liefert dabei eine der schönsten Überraschungen des Jahres ab, die alles hält, was die Trailer zuvor versprochen haben. Brewer bricht etwas aus dem Strickmuster des klassischen Biopics aus und konzentriert sich ganz stark auf eine bestimmte Epoche in Moores Leben. Die Story beginnt fast mit seinen ersten Erfolgen im örtlichen Nachtclub und endet mit der Premiere des 1975 veröffentlichten Films „Dolemite“. Dabei geht die Komödie erstaunlich unprätentiös zu Werke und spart sich rührselige Taschentücher-Momente und emotionale Breakdowns. DOLEMITE IS MY NAME ist eine humorvolle Aufarbeitung, die den Zuschauer nicht zum Mitfühlen bringen möchte, sondern einfach nur Spaß machen will. Das zeigt sich besonders darin, dass es keine Tiefpunkte gibt, keine Momente, in denen der Protagonist in eine Sinnkrise verfällt und keine Passagen, in denen ernstes Drama veranstaltet wird. Stattdessen nimmt der Film den Zuschauer auf eine lustige Zeitreise mit und erzählt eine Geschichte über Ambitionen und Tatendrang. Es geht auch nicht um den Versuch etwas künstlerisch Wertvolles zu machen, sondern darum, das zu tun, was dir Spaß macht.

Dies bekommt besonders in der zweiten Hälfte zu tragen, die sich mit der legendären Filmproduktion beschäftigt, die damals mit bescheidensten Mitteln und einem Minimum an Talent bewerkstelligt wurde. Moore und seinen Freunden ging es nicht darum große Kunst zu machen, sondern darum, einen Film zu drehen, den sie selbst gerne sehen wollten. Dabei zeichnet Brewer auf unterhaltsamste Weise den Dreh nach, was besonders bei Filmfans für einige Lacher sorgen dürfte.

Die Gags sind dabei nie flach und man hütet sich vor plumpem Slapstick, wie man es vielleicht erwarten könnte. Stattdessen ist der Humor immer natürlich und schlägt sich vermehrt in Wortwitzen und den guten Schauspielern wieder, die mit viel Ironie zu Werke gehen. Eddie Murphy liefert die beste Performance seit vielen Jahren ab und geht in seiner Rolle vollkommen auf, ohne großes Geschrei und unnötige Verkleidungen. Des Weiteren punktet die Netflix-Produktion mit einem waschechten Star-Aufgebot. Craig Robinson, Mike Epps, T.I., Snoop Dogg, Chris Rock, Keegan-Michael Key und Wesley Snipes geben sich dabei die Ehre. Besonders die letzten Beiden sorgen für viele tolle Szenen. Sowohl Key als überambitionierter Drehbuchautor und Snipes als durchweg gelangweilter Pseudo-Regisseur haben einige der besten Szenen und fügen sich perfekt in das Gesamtbild ein. Regisseur Craig Brewer kreiert ein treffendes Zeitkolorit und lässt mit Liebe zum Detail die 1970er Jahre wieder auferstehen. Und wenn am Ende Rudys Plan aufgeht und sich die Menschen nur so um die Plätze im Kino reißen, stellt sich beim Zuschauer das sympathischste Gefühl ein, dass ich dieses Jahr bei einem Film hatte. DOLEMITE IS MY NAME ist nicht nur witzig, sondern irgendwie auch etwas fürs Herz. Bei so viel sympathischer Wärme hatte ich ein dickes Grinsen im Gesicht, als der Abspann einsetzte.

Wer der englischen Sprache mächtig ist, sollte sich vielleicht einen Ruck geben und den Film in der Originalversion zu Gemüte führen. Zwar ist die deutsche Synchronisation gewohnt hochwertig und mit Dennis Schmidt-Foß hat man eine passende Stimme für Eddie Murphy gefunden, die exaltierte Art von Moores Bühnenperformance, sowie der durchaus wichtige Sprachstil der Protagonisten geht dabei aber leider verloren.

Fazit:
Eddie Murphy meldet sich mit DOLEMITE IS MY NAME (2019) eindrucksvoll zurück und liefert in der Rolle des Kult-Comedian Rudy Ray Moore eine ziemlich gute Performance ab. Abseits dessen, ist die Biopic-Komödie Unterhaltung der feinsten Sorte und liefert einen charmanten, schön ausgestatteten und mit Stars gespickten Einblick in den Werdegang einer einflussreichen Figur. Aufgrund der Thematik besonders auch für Filmfans interessant und empfehlenswert.

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