Jetzt wird´s schlüpfrig, denn aus dem Hause STUDIOCANAL gibt es nun den zweiten Teil der Karnstein-Trilogie des legendären Studios HAMMER FILMS. Losgelöst von strengen Zensurvorgaben, durften die Vampire endlich nach herzenslust an nackten, weiblichen Oberkörpern lutschen und saugen. Doch keine Angst, auch die Romantik kommt diesmal nicht zu kurz, wenn sich Obervampirin Carmilla unsterblich verliebt. Doch vorsicht ist geboten, denn NUR VAMPIRE KÜSSEN BLUTIG.

Originaltitel: Lust for a Vampire

Regie: Jimmy Sangster

Darsteller: Michael Johnson, Yutte Stensgaard, Ralph Bates, Suzannah Leigh, Pippa Steele

Artikel von Christian Jürs

Österreich im Jahre 1830. Eine junge, fesche Bauersmagd (Kirsten Lindholm) macht sich auf den Heimweg durch den Wald…allein…in einem Vampirfilm…böser Fehler.

Dabei hätte es Frau Lindholm doch besser wissen müssen, war sie doch im Vorgängerfilm Gruft der Vampire bereits dabei. Dort, wie hier, nahm ihr Schicksal kein glückliches Ende. Selbst schuld, steigt sie doch einfach in eine plötzlich auftauchende, ominöse Kutsche ein. Ein kurzes Entsetzen in ihren Augen, dann ein Schrei und Feierabend ist es für die Gute, die kurz nach den einsetzenden, in ungewöhnlichem Lila gehaltenen, Credits per Kehlenschnitt dem Bösen geopfert wird. Netterweise bekam Kirsten Lindholm trotzdem auch einen Part im letzten Teil der Karnstein-Reihe Draculas Hexenjagd.

Doch die Opferung der Bauernmagd hat auch etwas Gutes, ihr Blut dient nämlich dazu, die bereits mumifizierte Vampirlady Carmilla Karnstein zurück ins Leben zu holen. Die wurde im ersten Teil noch von Ingrid Pitt verkörpert. Da diese aber das Drehbuch zu Lust for a Vampire schlichtweg scheiße fand, wurde sie nun von Yutte Stensgaard verkörpert, die ganz lecker ausschaut (dabei gerne und viel Haut zeigt) und eine ganz eigene Mischung aus Sexappeal und Unnahbarkeit an den Tag legt, was perfekt zu ihrer Rolle passt.

Für die Durchführung des Rituals sind Gräfin Herritzen (Barbara Jefford) und ihr holder Graf (Mike Raven), deren wirklicher Nachname Karnstein lautet. Er schaut dabei ein wenig aus wie ein Rechtsaanwalt im Graf Dracula Halloween-Umhang und murmelt so tolle Sachen wie „Ohhh…Luzifer…nimm dieses Opfer…“ – Gänsehaut pur. Er hätte auch gleich „Klaatu, Verata, Nektarine“ husten können.

Derweil erfährt der Gruselromanautor Richard Lestrange (Michael Johnson) in einem kleinen, nahegelegenen Örtchen vom Schloss der Karnsteins, dessen Angehörige vor hundert Jahren ausgestorben sei (*Hust*). Das erweckt die Neugier des Schreiberlings und er macht sich auf zum verfallenen Schloss Karnstein.

Doch anstelle von Vampiren findet er lediglich eine ganze Bande junger, attraktiver Damen. Es handelt sich um die Schülerinnen einer Mädchenschule, die zusammen mit ihrem Lehrer, einem creepy Typ mit dem Namen Giles Barton (Ralph Bates), einen fröhlichen Ausflug zum Schloss des Grauens unternommen haben. Lestrange, der scheinbar kein Kostverächter ist, bewirbt sich daraufhin sofort als Lehrer an der Schule von Miss Simpson (Helen Christie).

Er ist aber nicht der einzige Neuankömmling, denn Carmilla hat sich auch undercover, mit dem großartigen Tarnnamen Mircalla, als Schülerin im Mädchenpensionat angemeldet. Ihre Absicht: Viel Rumgelutsche und lesbisches Geplänkel…

Ursprünglich sollte Horror-Legende Terence Fisher Regie führen bei diesem Grusel-Erotikreigen, wurde jedoch kurzfristig durch Jimmy Sangster ersetzt, der sonst eher als Drehbuchautor (Horror of Dracula) tätig war. Sicherlich nicht die beste Wahl, denn nüchtern betrachtet ist dies kein guter oder gar spannender Film und Sangsters Regie wirkt hier und da etws unbeholfen. Wie eine Mischung aus Zärtliche Cousinen, klassischem Gothicgrusel und Rosamunde Pilcher Verfilmung muss man sich diesen Mittelteil der Karnstein Trilogie wohl am besten vorstellen. Aber gerade diese wilde Mischung ist es, die Lust for a Vampire heute so sehenswert macht. Cheesy-Horror, nette, zeigefreudige Damen und ein wenig Vampirhorror, sowas drehen die heute gar nicht mehr.

Ralph Bates, der kurzfristig Peter Cushing ersetzen musste, da dessen Frau zu diesem Zeitpunkt schon sehr schwer krank war, überzeugt als Widerling, der natürlich unbedingt auch die Unsterblichkeit erlangen möchte. Michael Johnson passt wunderbar als Held der Geschichte, der sich natürlich unsterblich in Carmilla/Mircalla verlieben muss. Bei Christopher Lee wäre ihm das wohl nicht passiert.

Farbenfroh, gestochen scharf und mit schönem Retro-Filmkorn bekommen wir die HD-Version dieses Klassikers präsentiert. Der Ton in deutscher und englischer Sprache ist ebenfalls glasklar. Als Bonus gibt es eine diverse Featurettes, die Doku „Strange Love: Hammer in den 70ern“, ein Interview mit Judy Matheson (spielt „Amanda McBride), eine Bildergalerie und ein Wendecover.

Und jetzt alle „Luzifer, erhöre uns. Nimm dieses schmale Geldopfer, damit auch wir Mircalla verfallen können“.

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