Zur dunklen, besinnlichen Jahreszeit sind vier Medienhuren einfach nicht genug. Denn kurz vor den Festtagen wird der Markt mit Filmen so sehr überflutet, dass wir es nicht mehr ohne Hilfe schaffen, die relevanten Neuheiten abzuarbeiten. Deshalb haben wir uns Holger Braasch, Regisseur der Horrortrashperle ZYKLUS, als Gastautoren mit ins Boot geholt. Der hat sich die Blu-ray des SchleFaz geadelten Trashers LASERKILL zur Brust genommen, die WICKED VISION jüngst veröffentlicht hat.

Originaltitel: Laserblast

Regie: Michael Rae

Darsteller: Kim Milford, Cheryl Smith, Gianni Russo, Ron Masak

Artikel von Holger Braasch

Seien wir doch ehrlich: Professionelle Ausstattung, erstklassige Effekte, große Budgets, große Stars, eine anspruchsvolle Story, hoher Produktionsstandard – alles völlig überbewertet (und das ist nicht einmal ironisch gemeint). CGI war 1977 noch Science Fiction, alles musste vor der Kamera in Szene gesetzt werden, oder nachträglich auf das Filmmaterial gezeichnet werden. Mich verblüffen solche Sachen immer noch weit mehr, als der sterile CGI-Einheitsbrei von heute, der sich in meinen Augen sehr schnell abgenutzt hat. Über Optik und Effekte bestimmen heute immer mehr Algorithmen und IT-Experten, wodurch die Optik immer glatter wird (nicht unbedingt „realistischer“) und Filme tendenziell immer mehr Computerspielen ähneln. Computerspiele fand ich schon immer langweilig. Nicht zuletzt auch deswegen, haben vor allem die Genres Horror und Action für mich an Reiz verloren. Zeitgenössischen Filmen aus diesen Bereichen kann ich daher in der Regel nichts mehr abgewinnen. Wenn ich mir heute so einen Schinken, wie „Laserkill“ ansehe, weiß ich ihn jedoch mehr zu schätzen, als damals.

„Laserkill“ ist ein charmant gescheiterter Film, der mit ungelenker Inszenierung, mäßigen schauspielerischen Leistungen und zahlreichen Löchern in der Story bestens zu unterhalten versteht. Mit wenig Mitteln, aber viel Liebe und Kreativität wurde hier richtige Kino-Magie geschaffen. Damals haben mich die Effekte sogar richtig geflasht, auch wenn die billige Machart durchaus schon für einen 10-jährigen erkennbar war. Meine erste Begegnung mit diesem Film war 1986, da war ich gerade in diesem Alter und einen Film mit dem Titel „Laserkill – Todesstrahlen aus dem All“ konnte ich mir nicht entgehen lassen. Nachts aufgezeichnet und am nächsten (Schul)Tag nachmittags geguckt (anstatt Schularbeiten zu büffeln). Soweit ich mich erinnere, zeigte RTL Plus damals die ungekürzte Videofassung.

Doch kommen wir gleich zum Inhalt dieses Streifens:

Ein Mutant mit einer sonderbaren Waffe schleppt sich mühselig durch die Wüste. Zwei (Stop-Motion-)Alien-Echsen landen mit einem (Stop-Motion-)Raumschiff in seiner Nähe und töten ihn mit Laserstrahlen (vermutlich jenen „Todesstrahlen aus dem All“, die uns der deutsche Zusatztitel verspricht). Da zur selben Zeit ein Sportflugzeug die Gegend unsicher macht, ziehen es die Aliens vor, Hals über Kopf zu verduften. Dummerweise lassen sie die todbringende Waffe in der Steppe zurück und damit ist weiterer Stress vorprogrammiert. Wie es die beiden Weltraumechsen überhaupt geschafft haben, unbemerkt auf der Erde zu landen, bleibt sowieso ein Rätsel, aber das nur nebenbei. Derweil hat Billy (Kim Milford) einen ziemlich miesen Tag: Sein alter Van gibt langsam den Geist auf, trotzdem kriegt Billy einen Strafzettel wegen zu schnellem Fahren. Seine Mutter fährt für eine Weile nach Acapulco (wieso und weshalb erfahren wir nicht, nur dass sie immer wieder eingeladen wird, von wem auch immer). Billys Freundin Kathy (Cheryl Smith) lebt bei ihrem Großvater (Keenan Wynn), der vom zweiten Weltkrieg immer noch mächtig traumatisiert ist. Als Billy bei Kathy anklopft, erzählt ihm der senil-konfuse Großvater erst mal von der „Operation Sanddüne“, mit dem Fazit: „Alles Scheiße!“ Als Billy sich wieder vom Acker macht, erscheint plötzlich Kathy und bringt ihren Großvater wieder ins Haus. Dass ihr Boyfriend gerade vor der Tür stand, hat sie anscheinend nicht mitbekommen. Als wäre das alles nicht schon genug, muss er sich auch noch von zwei Arschlöchern an der Tanke dumme Sprüche anhören. Eines davon wird gespielt von Eddie Deezen („1941 – Wo bitte geht’s nach Hollywood“, „Beverly Hills Vamp“), der hier in seiner ersten Filmrolle zu sehen ist.

Die Hitze macht allen mächtig zu schaffen, kein Wunder, dass Billy bei jeder sich bietenden Gelegenheit sein Hemd auszieht. Bei einem Trip in die Wüste entdeckt er schließlich die mysteriöse Waffe der Aliens und schafft es erstaunlich schnell sie zu aktivieren. Gesteuert wird sie mit einer mysteriösen Kette, die sich Billy auch gleich um den Hals hängt und erst einmal Schießübungen in der Steppe macht. Der Radau macht ihm sichtlich Spaß, doch mit jedem Gebrauch erlangt die Waffe mehr Macht über Billy und verwandelt ihn langsam in ein echsenhaftes Wesen – „Der Herr der Ringe“ lässt schön vom Planet Saturn grüßen. Doch bevor Billy endgültig zum wild um sich ballernden Zombie-Grinch wird, hat er noch ein Date mit Kathy, in der freien Natur. Als Kathy so am schwelgen ist: „Der Himmel ist wie eine riesige blaue Tasse.“ antwortet Billy: „Und wir sind der Satz. Der Bodensatz, sonst nichts.“ Nicht gerade ein Sonnyboy, unser Billy. Ganz witzig sind dagegen die beiden Bullen, die glatt aus einem der damaligen Burt Reynolds-Filme stammen könnten und am sandig verwehten Highway auf Raser lauern. Nachdem sie einem Jugendlichen ’nen fetten Joint abgenommen haben, ziehen sich die beiden Ordnunghüter das Teil selber durch die Kiemen. Der Job ist halt akut langweilig, da kommt so eine Tüte wie gerufen.

Und da es in dem Wüstenkaff verdammt heiß ist, bleibt einem kaum etwas anderes übrig, als am Pool abzuhängen und eine ruhige Kugel zu schieben. Kein Wunder, dass bei der Geburtstagsfeier von Kathys Freundin alle nur in den Pool wollen. Dies wird dem Zuschauer glatt als Beziehungsdrama untergejubelt, die arme Freundin, bei der alle nur in den Pool springen wollen. Doch die feucht-fröhliche Pool-Party endet mit einem heimtückischen Vergewaltigungsversuch und so muss Billy seinen Mann stehen und die bösen Buben ordentlich aufmischen. Dabei wird er selber aufgemischt und bekommt auch noch die ganze Schuld in die Schuhe geschoben. Ein richtiger Pechvogel, unser Billy. Doch damit ist bald Schluss, denn die Verwandlung schreitet schnell voran. Als Billy sich wegen seiner größer werdenden Wunde auf der Brust bei Dr. Melon (Roddy McDowall) untersuchen lässt, ist dieser ratlos und schickt die Probe einem Kollegen, der sich das mal genauer ansehen soll. Das Ergebnis soll er aber nicht mehr erfahren, denn als Dr. Melon nachts auf dem Highway zu besagtem Kollegen unterwegs ist, wartet schon Billy am Straßenrand auf ihn und brennt ihm eine gewaltige Salve in die Front. Bumm, das war es auch schon mit Roddy McDowalls Gastauftritt. Nur wenige Minuten später stellt sich dann heraus, dass der Tod von Dr. Melon völlig sinnlos war, denn sein Kollege hat die Probe schon untersucht und ein geheimnisvoller Typ von der Regierung ist dem Alien-Terror bereits auf der Spur.

Und jetzt ist Showtime – Billy hat inzwischen seine Verwandlung abgeschlossen und zahlt es seiner Umgebung mächtig heim. Zum Glück ist in dem verschlafenen Wüstenkaff gerade niemand auf den Straßen, als Billy damit beginnt Autos, Mülltonnen und böse Briefkästen zu zerschroten. Da freut sich das Kind im Manne, hui!

Trotz der kurzen Laufzeit von 80 Minuten sind doch einige Längen zu verzeichnen, was sogar Charles Band im Audiokommentar bemerkt. Im Audiokommentar erfährt man auch, dass Regisseur Michael Rae eigentlich nur wegen seiner guten Verbindungen engagiert wurde. Er stellte u. A. sein Haus für die Dreharbeiten zur Verfügung, organisierte den Helikopter und spielte die Rolle des Schützen, der aus dem Helikopter auf den mutierten Billy ballert, gleich selber. Hauptdarsteller Kim Milford spielte zunächst auf der Bühne des Broadway und war kurzzeitig auch als Sänger der Band „Beck, Bogert & Appice“ aktiv. Mit der Schauspielkarriere lief es leider eher schlecht. Seine bekannteste Rolle dürfte die des hitzköpfigen Autodesigners Wayne Lowry sein, in „Zwei tolle Typen auf dem Highway“ (aka „California Highway“). Hier macht er dem Autobastler Kenny Dantley (Mark Hamill) das Leben schwer. 1988 starb Kim Milford mit nur 37 Jahren an Herzversagen. Cheryl Smith (alias Rainbeaux Smith) blieb dem Exploitationfilm treu, war aber auch in Brian De Palmas (mMn unterschätzten) „Phantom im Paradies“, Carl Reiners „Tote tragen keine Karos“ und früheren Werken von Ted Demme zu sehen. Sie starb 2002 mit nur 47 Jahren.

Die Stop-Motion-Knetfiguren von David Allen haben es sogar zum Kult geschafft und zierten u. A. Cover von Musikern aus der Electro-Dance-Szene. Das Raumschiff könnte glatt als Vorlage für die Cover von LASERDANCE (das holländische Synthwave-Disco-Duo) gedient haben. David Allen entwarf auch Effekte für „Ghostbusters 2“, „Bride Of Re-Animator“ und „Flesh Gordon“ (nicht zu verwechseln mit „Flash Gordon“). „Laserkill“ ist einer der ersten Filme aus der Charles Band-Schmiede. Im selben Jahr gab er mit „Draculas Todesrennen“ sein Regiedebüt und produzierte noch „Das Ende der Welt“, in dem Christopher Lee die Zerstörung der Erde vorbereitet. „Das Ende der Welt“ eignet sich gut für ein Double Feature mit „Laserkill“, denn das ist auch so ein Sci-Fi-Billigfilm, in dem eigentlich nicht viel passiert, aber der trotzdem einen unwiderstehlichen Charme besitzt.

Bislang gab es den Film von cmv-Laservision auf DVD, allerdings ist dort das Bild gegenüber der VHS (Polygram) etwas abgedunkelt, was besonders bei den Szenen im Raumschiff auffällt. Das Bildformat wurde zudem auf 1,78:1 maskiert. Die BD von Wicked Vision wurde (laut Label) von der letzten auffindbaren 35mm-Kopie abgetastet. Auch hier wurde das Bild auf 1,78:1 maskiert, wobei der Bildausschnitt bei jeder Einstellung so gewählt wurde, dass dies nicht störend auffällt. Gegenüber früheren Veröffentlichungen erstrahlt der Film in neuem Glanz, was ganz besonders bei den Szenen im Raumschiff zur Geltung kommt. Hier kann man die handgemalten(!) Armaturen des Cockpits klar und deutlich erkennen. Als Bonus ist noch die SchleFaZ-Fassung mit an Bord, welche auf dem Wicked Vision-Master basiert. Einziger Wermutstropfen ist die deutsche Tonspur, die genauso dumpf klingt, wie es schon bei der DVD von cmv-Laservision der Fall war. Dass es wesentlich besser gegangen wäre, beweist meine Kaufcassette von Polygram, die sogar in Hi-Fi aufgenommen ist. Hier ist der Ton schön klar und deutlich. Außerdem hat die VHS noch ein paar „Specials“ zu bieten, denn das Bild ist dort unmaskiert (Open Matte) und zeigt (neben dem einen oder anderen Mikrofon) nach 2:51 Min. einen Teil des Krans, an dem das Raumschiff hängt.

Wie gesagt hat der Streifen einige Längen zu verzeichnen, doch irgendwie schafft es die dahinplätschernde Handlung trotzdem bei der Stange zu halten. Man weiß von Anfang an, wo die Reise hingehen wird und dass eine gewisse Portion kindliche Naivität gefragt ist, um diesen Film so richtig genießen zu können. Dann ist das Ganze sogar recht stimmig und das Ende geht durchaus zu Herzen. Und daran hat nicht zuletzt auch die schöne Synthie-Musik von Albert Band einen entscheidenden Anteil. Absoluter Low Budget-Minimalismus.

Hier noch eine Abbildung der DVD und VHS Veröffentlichungen

Trailer:

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