Willkommen beim KRIEG DER KNÖPFE für Sadisten. Als Anfang des neuen Jahrtausends Regisseur Kinji Fukasaku mit BATTLE ROYALE um die Ecke kam, sorgte er zurecht für Furore. Die extrem brutale Schlachtplatte, in der sich Schüler im Auftrag der Regierung bei einem perversen Menschenjagdspiel gegenseitig massakrieren müssen, war für japanische Verhältnisse erstaunlich systemkritisch. Für hiesige Verhältnisse hingegen war der Film viel zu brutal, was zunächst zu Zensurproblemen führte (die erste Veröffentlichung ließ stolze 8 Minuten vermissen). Der drei Jahre später erschiene Teil 2 hatte diese Probleme nicht mehr. Doch bei uns erschien nur der etwas harmlosere „Requiem Cut“. Diesen Makel löschte CAPELIGHT PICTURES nun aus und veröffentlichte das Rundum-Sorglos-Paket, welches neben der Urfassung noch den 19 Minuten längeren „Revenge Cut“ enthält. Wir haben uns beide Fassungen angeschaut und verraten Euch, was es Neues zu entdecken gibt.

Originaltitel: Batoru rowaiaru II: Chinkonka

Regie: Kenta Fukasaku, Kinji Fukasaku

Darsteller: Tatsuya Fujiwara, Aki Maeda, Riki Takeuchi, Takeshi Kitano, Ai Maeda

Artikel von Christian Jürs

Was dem Amerikaner seine Purge ist, dass zelebriert der Japaner, zumindest im fiktiven Filmuniversum, mit seinem Battle Royale. Dies bedeutet, dass alljährlich eine Schulklasse ausgelost wird, die entführt und auf eine Insel verschleppt wird, wo sie die aus Running Man und Wedlock bekannten Halsbänder umgelegt bekommen, welche einen kleinen, fiesen Sprengsatz beinhalten.

Ziel des Spiel ist es, zumindest noch im ersten Teil, dass sich die Schüler innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens gegenseitig massakrieren, bis nur noch Einer von ihnen am Leben ist. Wer sich dabei an Die Tribute von Panem erinnert fühlt, dem sei gesagt, dass sich die Heldengeschichte um Katniss Everdeen ziemlich dreist beim wesentlich früher entstandenen Battle Royale bedient hat und die Geschichte noch dazu familienfreundlich verwässerte. Gemeinsam haben beide Werke außerdem die Gesellschaftskritik, denn sowohl der royale Kampf, als auch die Hungerspiele dienen nur dazu, dass Volk mit Verängstigungen im Zaun zu halten. Doch beim letzten Wettstreit der rabiaten, asiatischen Teenager kam es zum Eklat. Statt einem, haben gleich zwei Teenager überlebt und zudem noch den Leiter des Spiels, einen Lehrer namens Kitano (Takeshi Kitano), aus dem Weg geräumt.

Der Überlebende Shuya Nanahara (Tatsuya Fujiwara) gründete danach eine Rebellentruppe, die sich dem Kampf gegen das System verschworen hat. Natürlich lässt sich die dunkle Seite der Macht, also Japan, dies nicht bieten und veranstaltet nun ein gänzlich neues und verbessertes Battle Royale, in dem die Schüler sich nicht gegenseitig töten, sondern auf Rebellenjagd gehen sollen. Schaffen sie es, innerhalb von drei Tagen den auf einer Insel verschanzten Shuya und seine Leute auszuschalten, dürfen sie weiterleben. Gelingt es nicht, macht es „Bumm“ um ihren Hals. Um die Motivation der unfreiwilligen Killerschüler zu erhöhen, so erklärt ihnen der neue Spielleiter Riki Takeuchi (Riki Takeuchi – wer hätte es gedacht?), sind jeweils zwei Halsbänder miteinander verbunden. Stirbt einer der Teilnehmer, so explodiert automatisch das Halsband des Partners. Es ist also äußerste Vorsicht für die verängstigten Schüler geboten und die Zeit ist knapp…

Während Teil eins ein atmosphärisch dichter Insel-Survival-Thriller war, der an Werke wie Insel der Verdammten (Turkey Shoot) erinnert, wirkt Teil 2, vor allem in der ersten Hälfte, wie ein Remake von Der Soldat James Ryan. Die Teenies werden mit Booten auf besagte Insel verfrachtet, wo direkt das Feuer auf sie eröffnet wird und ein Kriegsinferno entfacht wird, welches die Identifikation der Protagonisten zwar erschwert, dafür jedoch gleich ein enormes Tempo und einen beachtlichen Bodycount hinlegt. Erst in der zweiten Hälfte wird der Film etwas entschleunigt, dafür bekommen wir dann endlich die Charakterzeichnungen serviert, denen es bedarf, um nicht nur hip gestyltes Schlachtvieh krepieren zu sehen. Auch mit Kitano gibt es ein Wiedersehen, wenn auch, handlungsbedingt logisch, lediglich in neu gedrehten Flashbackszenen aus der Vergangenheit.

Ein dunkler Schatten legte sich über die Produktion von Battle Royale 2, als Regisseur Kinji Fukasaku während der Dreharbeiten seinem Krebsleiden erlag. An seiner Stelle übernahm sein Sohn Kenta die Regie, der auch als Drehbuchautor bei beiden Teilen tätig war. Das Ergebnis, welches dabei herauskam, ist zwiespältig. Zwar legt der Film gleich ein hohes Tempo vor und auch der Gewaltlevel ist ähnlich hoch wie beim Vorgänger, doch möchte das Sequel nicht so sehr zünden wie der erste Teil. Dies liegt vor allem daran, dass die, alle wie Mitglieder einer japanischen Popband aussehenden, Jugendlichen weitestgehend blasse und austauschbare Kreischkids sind, deren Schicksal dem Zuschauer getrost an der Kimme vorbei schrammt.

Im Gegenteil sogar, statt Mitleid mit den verängstigten Persönchen zu haben, ergötzt man sich eher an den blutigen Kopfschüssen und Halsexplosionen, die in Massen gleich zu Beginn über den Zuschauer hereinprasseln. Für die Gestaltung von Sympathieträgern nimmt man sich erst später Zeit, erreicht dabei aber niemals so intensive Charaktere wie das einst von Chiaki Kuriyama dargestellte abgefuckte Killermädchen, dass Tarantino samt Darstellerin nahezu unverändert in seinem Kill Bill Vol. 1 übernahm. Auch Antagonist Riki Takeuchi glänzt mehr durch chargieren im Nic Cage Modus, was wohl den comichaften Satirecharakter hervorheben soll.

Tatsächlich ist der neue, gut 19 Minuten längere Revenge Cut eine deutliche Bereicherung für den Film. Nicht nur, dass die digitalen (meist Blut-)Effekte nochmals überarbeitet und saftiger gemacht wurden, es gibt auch einen komplett neuen Musikeinsatz und einige wirklich starke Szenen, wie die Rückblicke auf Takeshi Kitano, dessen Figur hierdurch nachträglich deutlich mehr Tiefe erhält. Auch die tragische Sterbeszene eines unglücklich verliebten Mädchens, ist wirklich schön inszeniert und bereichtert nun den Film. Bei der Synchronisation hat die neue Revenge-Cut Fassung die Nase vorn (auch wenn die alte Kinowelt Synchro in Ordnung ging). Alleine die Besetzung des großartigen Detlef Bierstedt, der für mich untrennbar mit George Clooney, John C. Reilly und Bill Connolly aus der aktuellen John Sinclair Hörspielserie verbunden ist, passt herrlich auf das Overacting Riki Takeuchis.

Bild (1,78:1 / 1080p) und Ton (Deutsch und Japanisch in DTS HD 5.1) sind über jeden Zweifel erhaben. Auf einer separaten Blu-ray bekommt man dazu ein Maximum an Bonusmaterial geboten:  Eine 82-minütige, bisher unveröffentlichte Dokumentation der Dreharbeiten, eine ausführliche Behind the Scenes Featurette, eine Ansprache zu Kinji Fukasakus Geburtstag und ein Gedenkvideo, eine Featurette zur Premiere, ein Special zum Orchester („Die Gala und das Orchester“), Trailer und TV-Spots. Das komplette Bonusmaterial ist zudem deutsch untertitelt.

Wer noch keinen Film der Reihe im Regal stehen hat, kann auch zum alternativen 3-Disc Mediabook greifen, in dem anstelle der Bonusdisc der erste Teil enthalten ist. Egal, wie man sich entscheidet, das Jahr endet für Capelight Pictures mit einer weiteren, tollen Veröffentlichung. Mögen die Spiele beginnen.

Trailer:

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