Es ist schon ziemlich traurig, wenn man als Fan mitansehen muss, wie einstige Helden der Kindheit in der Bedeutungslosigkeit der Heimkino-Resterampe verschwinden. Noch schlimmer ist es, wenn man merkt, dass es ihnen offensichtlich auch scheißegal ist. Genau das trifft auf Bruce Willis zu, der sich mal wieder für ein nettes Sümmchen vor die Kamera von Regie-Nulpe Brian A. Miller gestellt hat, um einer Gurke wie 10 MINUTES GONE (2019) sein mittlerweile lustloses Antlitz zu Teil werden zu lassen. Warum ihr diesen Streifen, den Tiberius Film kürzlich in die DVD-Regale der Großmärkte geschmissen hat, gar nicht erst auf die Watchlist packen solltet, erfahrt ihr in unserer Kritik!

Originaltitel: 10 Minutes Gone

Drehbuch: Kelvin Mao
Regie: Brian A. Miller

Darsteller: Michael Chiklis, Bruce Willis, Meadow Williams, Kyle Schmid, Texas Battle, Lydia Hull…

Artikel von Christopher Feldmann

Bruce Willis war in meinen jüngeren Jahren immer ein Held für mich. Der, in Deutschland geborene, Hollywood-Star stand immer für ein gewisses Maß an Coolness und schlagkräftiger Männlichkeit, weshalb er jahrelang zu meinen absoluten Lieblingen gehörte, auch abseits von seiner Kult-Rolle John McClane aus dem Actionklassiker STIRB LANGSAM (1988). Leider tingelt der olle Bruce seit Jahren durch zahlreiche billig produzierte Videotheken-Heuler, bei denen er meist für ein bis zwei Tage am Set verweilt, lustlos seine Zeilen herunterleiert, um sich am Ende den Paycheck in die Tasche zu stecken. Die Produktionsfirma E.F.O. FILMS, die sich ebenfalls für die Trauerspiele ESCAPE PLAN 2: HADES (2018) und THE EXTRACTORS – ESCAPE PLAN 3 (2019) verantwortlich zeichnet, steht seitdem als freudiger Brötchengeber parat, der dankenswerterweise die Kohle locker macht, um letztendlich einen prominenten Namen auf dem DVD-Cover platzieren zu können. Auch die neuste Ausscheidung 10 MINUTES GONE (2019) macht in dieser Hinsicht keine Ausnahme, ist der erbärmlich schlechte Actionthriller doch genau Das, was man erwartet, wenn man als halbwegs belesener Filmfan auf das Frontcover der Kaufhaus-Scheibe schielt.

Handlung:
Der gestandene Profi-Dieb Frank (Michael Chiklis) und sein Bruder Joe (Tyler Jon Olsen) planen einen Raubüberfall auf eine Bank, in der ein Kästchen gelagert wird, welches einen Haufen teurer Edelsteine enthält. Zusammen mit einer renommierten Crew verläuft zunächst Alles nach Plan, doch plötzlich steht die Polizei vor der Tür und eine Schießerei entbrennt. Joe wird auf dem Fluchtweg niedergeschlagen, als er aufwacht, ist die Beute verschwunden und sein Bruder tot. Angetrieben von Rache und der Frage, wer die Gruppe verraten hat, macht sich Frank auf die Suche nach Antworten. Dabei muss er sich beeilen, sitzt ihm doch schon der Gangsterboss Rex (Bruce Willis) im Nacken, der die Truppe vermittelt hat und Resultate erwartet.

Eigentlich lässt sich aus der hier vorliegenden Story ein brauchbarer B-Film schustern, so viel ist mal sicher. Was aus solch einer Prämisse werden kann, hat Quentin Tarantino bereits in RESERVOIR DOGS (1992) gezeigt. Den Namen Tarantino in den Kontext dieses unsäglichen Streifens zu bringen, ist aber wahrscheinlich so etwas wie Majestätsbeleidigung, für die man mich zu Recht mit Fackeln und Heugabeln durchs Dorf jagen müsste.

Leider ist den Drehbuchautoren von 10 MINUTES GONE einfach nicht das nötige Talent gegeben, eine spannende oder gar ansatzweise unterhaltsame Geschichte zu spinnen. Gelinde gesagt ist das Endergebnis vor allem stinklangweilig. Schon früh weiß man als Zuschauer wie der Hase läuft, Spannung kommt niemals auf und die Auflösung erweist sich als banal und ausgesprochen doof. Aber ich will mit dem Skript gar nicht so hart ins Gericht gehen, es ist eben ein überraschungsarmes Drehbuch für den generischen DTV-Actioner und von denen gibt es reichlich auf dem Markt. Gut, dass die Dialoge gänzlich scheiße sind, muss man den Autoren am Ende doch zuschreiben. Ich habe schon lange nicht mehr einen so gestelzten Bullshit gehört wie in diesem Film. Wahrscheinlich würde dasselbe dabei herauskommen, wenn du Fritzien Müller von der Ecke beauftragen würdest, einen coolen Gangster-Film zu schreiben, nämlich eine peinliche Lachnummer. Also liebe Autoren, namentlich Kelvin Mao und Jeff Jingle, setzten, SECHS!

Das größte Problem dieser Gurke sind definitiv die nicht vorhandenen Regie-Künste und die schwachen, sowie hölzernen Darsteller. Auf dem Regie-Stuhl saß niemand geringeres als Brian A.Miller, der nicht nur für unterwältigenden Bodensatz wie REPRISAL (2018) und THE PRINCE (2014) verantwortlich ist, in denen sich Bruce Willis auch schon verheizen ließ, sondern auch als Regisseur für den unfassbar miesen BACKTRACE (2018), den man Sylvester Stallone aufgenötigt hat, Rede und Antwort stehen muss. Spätestens mit seinem, hier vorliegenden, neusten Output kann man Mr. Miller bescheinigen, dass er ein absolut talentfreier Filmemacher ist. Mit billiger Digi-Cam-Optik und nervigem Gewackel wurde hier ein Film hingerotzt, der aussieht, als hätte die Abschlussklasse Oer-Erkenschwick RESERVOIR DOGS nachgespielt. Das ist nicht nur langweilig und nervig gefilmt, sondern auch dilettantisch montiert, gerade in den „Actionszenen“. Mehr als halbgare Shootouts mit Schuss-Gegenschuss-Schnitt, bekommt man hier nicht geboten. Setzen, SECHS!

Kommen wir zu den Darstellern. Der Streifen wartet mit THE SHIELD-Star Michael Chiklis in der Hauptrolle auf, der wahrlich besseres verdient hat, als sich in solchen Produktionen verramschen zu lassen. Doch Chiklis ist eben noch ein gestandener Darsteller, der eben weiß was sich gehört und deshalb noch versucht, dieses Trauerspiel etwas aufzuwerten, indem er sich wirklich Mühe gibt. Doch Chiklis ist eben kein De Niro, denn auch er kann kaum gegen die schlechten Dialoge anspielen. Trotzdem ist er der fast einzig positive Aspekt an 10 MINUTES GONE. Der Rest der Besetzung pendelt von desaströs schlecht bis einfach nur vergessenswert. Besonders mies sind die Damen der Zunft, namentlich Lydia Hull und Meadow Williams. Die Beiden spielen dermaßen unterirdisch und hüftsteif, dass man einer Sheri Moon Zombie schon Chancen auf einen Oscar einräumen würde. Ach ja, Bruce Willis gibt es ja auch noch. Mr. Die Hard himself macht aber hier nur Das, was er seit Jahren zu tun pflegt. Muffig in der Ecke stehen, sein Mimenspiel auf einen Gesichtsausdruck beschränken und mit akuter Langeweile seine Zeilen aufsagen, die ihm vermutlich jemand auf großen Schildern vor die Nase halten muss, da ich mir nicht vorstellen kann, dass Willis bei seinem Arbeitseifer überhaupt einen Blick in derartige Drehbücher wirft, da kann man sich das Porto sparen. Apropos Arbeitseifer, für dieses Machwerk zeigte sich Bruce besonders motiviert, da er seine sämtlichen Szenen an nur einem Nachmittag abgedreht hat. Und weil der einstige Kassenmagnet es nicht für nötig hielt, zum Set zu kommen, musste die Produktion in sein Hotel verlegt werden, damit er überhaupt vor die Kamera trat. Das zeigt einmal mehr, was für eine Sorte Mensch Bruce Willis mittlerweile ist und es tut mir fast schon leid es zu sagen aber dagegen wirkt Steven Seagal direkt sympathisch.

Die Blu-Ray stammt von Tiberius Film, Bild- und Tonqualität sind dem Film entsprechend in Ordnung, obwohl die deutsche Synchronisation schon ziemlich grausig ist. Selbst Manfred Lehmann scheint seine Zeilen ebenso lustlos abzuspulen. Man kann es ihm nicht verübeln.

Fazit:
Ein neuer Monat, ein neuer Heuler mit Bruce Willis. 10 MINUTES GONE (2019) ist ein stinklangweiliger, miserabel inszenierter Actionthriller aus der Kategorie C, der einmal mehr vor Augen führt, dass der STIRB LANGSAM-Star am besten ganz aufhören sollte. Aber ist der Ruf erst ruiniert, dreht es sich ganz ungeniert, weswegen Bruce schon weitere Gurken in der Pipeline hat, ist 10 MINUTES GONE doch Teil eines Drei-Filme-Vertrags. Hoffentlich lässt er zumindest Michael Chiklis mit dem Scheiß in Ruhe, denn der hat weitaus besseres verdient!

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