Die Ausgangssituation klang vielversprechend. Blockbuster-König James Cameron kehrt zu dem Franchise zurück, dass ihn berühmt gemacht hat. Mit TERMINATOR: DARK FATE (2019) sollte der nicht tot zu kriegenden Sci-Fi/Action-Saga ein neuer Schwung verpasst und zudem an den meisterlichen zweiten Teil angeknüpft werden. Neben Cameron in der Produzenten-Funktion, schlüpfte neben Arnold „I’ll be back“ Schwarzenegger sogar Linda Hamilton wieder in ihre Kult-Rolle. Doch am Ende machte sich Ernüchterung breit, denn das Sequel/Soft-Reboot ging am Box Office gewaltig baden. Ob das auf die filmische Qualität zurückzuführen ist, erfahrt ihr in unserer Kritik zum Heimkino-Start!

Drehbuch: David S. Goyer, Justin Rhodes, Billy Ray
Regie: Tim Miller

Darsteller: Mackenzie Davis, Linda Hamilton, Natalia Reyes, Arnold Schwarzenegger, Gabriel Luna…

Artikel von Christopher Feldmann

Für nicht wenige Kinogänger und Filmfans waren TERMINATOR (1984) und TERMINATOR 2: TAG DER ABRECHNUNG (1991) prägend. Während der Erstling des damals noch unbekannten Regisseurs James Cameron zu einem der anerkanntesten Genre-Werke der 1980er avancierte, setzte der Visionär mit der gefeierten Fortsetzung neue Standards, vor allem im Effekt-Bereich. TAG DER ABRECHNUNG gehört heute nicht nur zu den besten Sequels aller Zeiten, sondern mischt auch ganz vorne mit, wenn über die besten Actionfilme, die jemals produziert wurden, diskutiert wird. Auch Arnold Schwarzenegger wird Cameron wahrscheinlich auf ewig dankbar sein, denn durch seine Rolle als T800 machte sich der österreichische Schauspieler unsterblich. Eigentlich war und ist die Fortsetzung in ihrer Gesamtheit nicht zu toppen, doch eifrige Produzenten versuchten dennoch, weiter Kapital aus dem Franchise zu schlagen. TERMINATOR 3 (2003), Arnies letzter Film vor seiner Amtszeit als Gouverneur, blieb allerdings hinter den Erwartungen zurück, sowohl beim Publikum als auch bei den Kritikern. Noch härter traf es TERMINATOR: SALVATION (2009), von dem heute zurecht keiner mehr etwas wissen will. Im Jahr 2015 versuchte man dann erneut, der Reihe einen neuen Impuls zu verleihen. Trotz Schwarzeneggers Rückkehr, floppte TERMINATOR: GENISYS am Box-Office und zerstörte ein weiteres Mal die Pläne für eine neue Trilogie, die Marke war im Grunde verbrannt. Doch dann betrat Cameron wieder das Spielfeld und verkündete, einen weiteren Film zu produzieren, der alles Bisherige ignorieren und direkt an die Geschehnisse von Teil 2 anknüpfen soll. Und so kam es zu TERMINATOR: DARK FATE (2019), für den neben dem obligatorischen Arnie auch Linda Hamilton wieder in ihre Rolle als Sarah Connor schlüpfen durfte. Klingt eigentlich gar nicht schlecht, doch die Realität sieht bekanntlich anders aus. Trotz aller Bemühungen, ist DARK FATE ein überaus fauler Film geworden, der nichts neues erzählt und zudem stellenweise ärgerlich geraten ist.

Handlung:
Die junge Mexikanerin Dani (Natalia Reyes) lebt ein einfaches Leben, als ein hochentwickelter Terminator, ein Rev-9 (Gabriel Luna), in der Zeit zurückgeschickt wird, um sie zu töten. In letzter Sekunde wird sie von der Soldatin Grace (Mackenzie Davis) gerettet, die ebenfalls aus der Zukunft entsendet wurde, um Dani zu beschützen. Gemeinsam fliehen sie vor der Killermaschine, die ihnen stets dicht auf den Fersen ist. In die Enge getrieben, taucht plötzlich Sarah Connor (Linda Hamilton) auf, die dem Cyborg ordentlich zusetzt. Nach anfänglichem Zögern beschließt die gealterte Kämpferin, den Beiden zu helfen.

Meine persönlichen Erwartungen an TERMINATOR: DARK FATE hielten sich in sehr messbaren Grenzen. Das lag vor allem daran, dass ich allen Filmen, die nach dem zweiten Teil (den ich sehr liebe) nicht sonderlich viel abgewinnen konnte. Während ich TERMINATOR 3 noch akzeptieren kann, will ich über SALVATION schon gar nicht mehr sprechen. Selbst GENISYS, der ja sehr arg darauf bedacht war, nostalgische Gefühle zu wecken, rief bei mir nur ein müdes Achselzucken hervor, weswegen ich DARK FATE sehr skeptisch gegenüberstand und einfach mal gar nichts erwartet hatte. War mein Urteil nach dem Gang ins Kino noch recht milde, hat der Film bei der zweiten Sichtung deutlich mehr gelitten.

Das größte Problem ist vermutlich die Tatsache, dass wir es hier mit einem erstaunlich mutlosen Film zu tun haben. Das Drehbuch setzt dem Zuschauer eine Story vor, die Eigenständigkeit vermissen lässt und lediglich bekannte Motive recycelt. Wieder gibt es zwei Zeitreiseblasen, wieder kommen zwei Personen zum Vorschein, die eine ist ein böser Cyborg, die andere eine rettende Figur, die den Menschen vor dem Tod retten muss, der irgendwann mal ganz wichtig für den menschlichen Widerstand sein wird. Die einzige Variation besteht darin, dass man aus John Connor eine mexikanische Frau gemacht hat und ihr Beschützer auch eine Frau ist, eine modifizierte, quasi ein Mash-Up aus Kyle Reese und dem T800, nur in weiblich. Ansonsten ist alles gleich geblieben, es gibt Verfolgungsjagden und Kampfszenen mit möglichst hohem Sachschaden. Während der Produktion gingen Cameron und Co. damit hausieren, eine neue, geile Idee zu haben, um den TERMINATOR-Mythos weiterzuspinnen. Diese Idee muss irgendwo in der Pre-Production stecken geblieben sein, denn im fertigen Film ist sie augenscheinlich nicht gelandet.

Das größte Ärgernis stellt jedoch das zwanghafte Wiederverwerten von Sarah Connor und dem T-800 dar, die auf so dämliche Weise in den Film gequetscht wurden, dass es als Fan der ersten beiden Teile eine wahre Schmach ist. Hat man mit Sarah und John damals noch mitgefiebert, um in ein stimmiges Ende entlassen zu werden, wischt DARK FATE ganz ungeniert einmal über den Tisch und negiert seine eigene Vorgeschichte, führt sie sogar ad absurdum. SKYNET existiert nicht mehr, das verhängnisvolle Programm heißt nun LEGION, weil die Menschen eben einfach Idioten sind und nicht dazulernen, wie es Sarah Connor so schön auf den Punkt bringt. Wenn das alles ist, was den Autoren eingefallen ist, dann gute Nacht. Wahrscheinlich war es ihnen einfach egal, sonst wären ihnen die großen Logiklöcher aufgefallen, die im Film omnipräsent sind. Auch Schwarzeneggers Part wirkt, als hätte man ihn nachträglich irgendwo ins Drehbuch gezimmert. So muss eine der ikonischsten Figuren des Actionkinos eine mehr als dämliche Erklärung seiner Existenz über sich ergehen lassen, denn ohne Arnie geht es anscheinend auch nicht. Das zeigt noch stärker die Mutlosigkeit der Macher auf, denn eigentlich will man etwas neues erzählen, traut sich aber nicht so richtig, die bewehrten Pfade zu verlassen. Man will augenscheinlich neue, starke und vor allem weibliche Figuren etablieren aber man holt dann doch die alten Recken wieder aus der Mottenkiste, die es dann irgendwie richten müssen.

Immerhin sind die beiden Alt-Stars die großen Stärken des Films. Während Schwarzenegger seine Rolle als stoischer Cyborg vermutlich im Schlaf spielen kann und einfach der fucking Terminator ist, überzeugt auch Huzzeloma Linda Hamilton im Bad-Ass-Modus. Beide Darsteller sind einfach gestandene Persönlichkeiten, die Gravitas mit in die Chose bringen. Während man die Gesichter der jüngeren Generationen schnell wieder vergessen hat, bleiben die beiden einfach haften. Und so bescheuert ihre Background-Storys auch sind, Schwarzenegger und Hamilton haben die besten Szenen und werten den neusten Beitrag zur TERMINATOR-Reihe spürbar auf, während Neuzugänge wie Natalia Reyes blass bleiben. Selbst Mackenzie Davis, die sich rein physisch durchaus behaupten kann, bleibt nicht sonderlich haften. Und Gabriel Luna spult lediglich die Performance ab, die Robert Patrick damals auch schon gebracht hat, nur eben erinnerungswürdiger. Eine Kopie bleibt eben eine Kopie.

Auf dem Regie-Stuhl nahm, wie zu erwarten, am Ende nicht James Cameron Platz, der sich weiterhin auf seine tausend AVATAR-Sequels konzentrieren muss, sondern Tim Miller, der mit DEADPOOL (2016) einen der maßlos überschätztesten Filme der letzten Jahre inszeniert hat. Ähnlich austauschbar, ist sein Handwerk im hier vorliegenden Blockbuster. Auch wenn es auf der Tonspur ordentlich rumst, die Actionszenen sind maximal okay und leiden unter zerstückeltem Schnitt, sowie fehlender Physik. Da fliegen die Protagonisten wie Flummis durch die Gegend, während ein Flugzeug mit offener Laderampe keinem irgendetwas ausmacht. Auch im Bereich Effekte, ist DARK FATE mittelmäßig. Verjüngungen sehen mal ganz gut, mal ganz furchtbar aus und die die Morphing-Momente des Rev-9 sind auch nicht das gelbe vom Ei. Die Effekte tragen auch ihren Teil dazu bei, dass der Film unfassbar digital aussieht, stellenweise wie ein Videospiel. Von vorne bis hinten glatt gebügelt, richtet da auch das R-Rating nichts, welches eigentlich nur in einer Szene so richtig genutzt wird. Ansonsten wirkt alles recht klinisch und steril, von der Dreckigkeit eines TERMINATOR (1984) ist nichts vorhanden.

Auch wenn DARK FATE bei all den negativen Kritikpunkten auch kein Totalausfall ist, wirklich begeistern kann der Film nicht. Das sahen wohl auch die meisten Kinogänger ähnlich und straften den nunmehr dritten Versuch in zehn Jahren, das Franchise neu zu erfinden, ordentlich ab. Bei knapp 200 Millionen US-Dollar Produktionskosten, spielte der Actionfilm lediglich 260 Millionen wieder ein. Angesichts der Kosten für Marketing und Co. ein wirtschaftliches Desater.

Fazit:
TERMINATOR: DARK FATE (2019) dürfte angesichts seiner Box-Office-Performance der letzte Sargnagel für ein Franchise sein, das man nach Teil 2 eigentlich hätte beenden müssen. Auch DARK FATE reiht sich in die Riege der Sequels ein, die eigentlich niemand braucht und die auch keinen Mehrwert bieten. Ein völlig mutloser, inhaltlich ärgerlicher, inszenatorisch vergessenswerter Actionfilm von der Stange, der lediglich durch die Präsenz zweier Alt-Stars etwas dazu gewinnt. Hoffentlich hat man endlich begriffen, dass die Marke TERMINATOR ruiniert ist und wirklich niemanden mehr interessiert. Aber man soll ja niemals nie sagen, denn solange Arnold Schwarzenegger noch einen Fuß vor den anderen bekommt, wird er wahrscheinlich den T-800 spielen müssen, koste es was es wolle.

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