Heute reisen wir einmal Hundert Jahre in die Vergangenheit, denn STUDIO HAMBURG ENTERPRISES hat die frühe Verfilmung des Buches von Robert Louis Stevenson mit einem beeindruckenden John Barrymore in der / den Hauptrolle(n) erstmals in kolorierter Fassung veröffentlicht (wahlweise natürlich auch im originalen schwarz/weiß). Grund genug, diesen Klassiker des Gruselfilms wieder zu entdecken. Etwas Filmgeschichte während der Krise kann schließlich nicht schaden.

Regie: John S. Robertson

Darsteller: John Barrymore, Charles Lane, Brandon Hurst, Martha Mansfield

Artikel von Christian Jürs

Dr. Henry Jekyll (John Barrymore), ein in Fachkreisen angesehener Mediziner, widmet sein Leben ganz der Forschung. Lediglich der Vater seiner Verlobten Millicent (Martha Mansfield), Sir George Carewe (Brandon Hurst), traut dem Doktor nicht über den Weg. Er vermutet, dass der gutmütige Jekyll etwas zu verbergen hat. Um ihn auf die Probe zu stellen, besucht er mit ihm abends zwielichtige Tanzlokale. Es kommt dabei zu einer hitzigen Auseinandersetzung zwischen den beiden, denn Jekyll verfolgt die Theorie, dass die Medizin in der Lage sei, dass Gute vom Bösen im Menschen zu trennen. Eine Meinung, die sein angehender Schwiegervater so gar nicht teilt.

Doch Jekyll gibt nicht auf und macht sich sofort an die Arbeit, um seine These zu beweisen. Dabei startet er einen Selbstversuch (ähnlich wie die Brundle Fliege) mit einem eigens entwickelten Elixir, welches ihn in den bösartigen Mr. Hyde verwandelt, der in dunklen Gassen seinen Geschäften nachgeht. Jekyll, dem es gelingt, ein Gegenmittel zu entwickeln, unterrichtet seine Bediensteten, dass Hyde fortan freien Zugang zu seinem Daheim und Labor gewährt werden soll. Doch die Angestellten fürchten sich, zurecht, vor dem Unhold. Und so dauert es nicht lange, bis etwas Entsetzliches geschieht, über das Jekyll mehr und mehr die Konrolle verliert…

Regisseur John S. Robertson war ein fleißiges Lieschen und drehte bis 1935 gut 60 Filme, unter anderem mit Stars wie Shirley Temple. Doch in Erinnerung bleibt er wohl für immer dank dieser, an der Bühnenvariante orientierten Version der klassischen Novelle von Robert Louis Stevenson. Eine Geschichte, die bis heute mehrere Dutzend Male auf die Leinwand gebannt wurde. Geschuldet ist der Ruhm dieser Verfilmung vor allem dem großartigen Schauspiel John Barrymores in der Hauptrolle, der in den Szenen als Mr. Hyde voll aufdrehen darf und dabei an den jungen Nicolas Cage erinnert, der ähnlich irre zuletzt bei uns in Vampire´s Kiss besprochen wurde. Stevenson gelingt dabei das Kunststück, seine Figur, zerrissen zwischen gutmütigem Genie und Bösewicht mit irrem Glitzern in den Augen, überzeugend darzustellen.

Natürlich gelingt es dem Stummfilm von vor hundert Jahren nicht, Kurzweil oder gar echten Grusel zu verbreiten und natürlich ist das Schauspiel der meisten Protagonisten wie immer in dieser Zeit höchst theatralisch, doch sollten echte Cineasten an dieser kleinen Perle nicht einfach vorübergehen. Zumal es Studio Hamburg Enterprises gelungen ist, den Film wahlweise in altem schwarz-weiß-Gewand, sowie in einer brandneuen Kolorierung zu veröffentlichen, die atmosphärisch noch einen draufsetzt. Natürlich sollte es sich von selbst verstehen, dass von einem so alten Film keine Qualitätswunder zu erwarten sind. Der Film wird im Original mit englischen Texttafeln präsentiert. Deutsche Untertitel lassen sich allerdings wahlweise dazu schalten. Als Bonus gibt es noch den Trailer.

Wer also einmal eine Reise zurück zu den Anfängen des Kinos machen möchte, der sollte hier zugreifen. Eine gelungene Veröffentlichung.

Trailer:

Zurück zur Startseite