Etwas ist unvollendet an dem Film, da fehlt was. Da fehlt eine Kante, eine Tiefe und vielleicht fehlten sogar Drehbuchseiten, Geld und Drehzeit, damit Veteran Bille August den richtigen Nuancen genügend Raum geben konnte. In einem Last-Minute Wechsel eröffnete dieser Film vor einigen Jahren das 20. Shanghai Film Festival und ersetzte damit Ann Huis Kriegsdrama Our Time Will Come. Danach verschwand der Streifen dann auch schnell wieder von der Bildfläche, obwohl es dafür keine ausschließlich zwingenden Gründe gibt. Seine Stärken bezieht der Streifen aus den Momenten, in denen Bille August ganz schlicht inszenieren durfte. KOCH FILMS brachte den Ausflug des dänischen Regisseurs ins chinesische Kino nun für den heimischen Filmabend heraus.

Originaltitel: Feng huo fang fei (In Harm´s Way)

Regie: Bille August

Darsteller: Yifei (Crystal) Liu, Emile Hirsch, Kevin Yan, Shaoqun Yu, Vincent Riotta

Artikel von Kai Kinnert

Nach den erschütternden Ereignissen von Pearl Harbor startet die US Air Force eine Reihe von Luftangriffen auf Tokio. Jack Turner ist einer der amerikanischen Piloten, doch seine Mission nimmt eine schicksalhafte Wendung, als er im chinesischen Dschungel notlanden muss. Schwerverletzt findet ihn die junge Witwe Ying und versteckt ihn in ihrem Haus vor den Japanern, die bereits auf der Suche nach dem abgestürzten Amerikaner sind. Während sie Jack gesund pflegt, entwickeln die beiden Gefühle füreinander. Doch die Lage spitzt sich weiter zu und Ying muss alles riskieren, um Jack zu schützen.

Damit das gleich abgehakt ist: Es gibt Action, aber nicht sehr viel. Das ist auch in Ordnung so, denn ein Mehr an Action hätte das Herz der Story aus dem Gleichgewicht gebracht. Und da die Action in The Hidden Soldier ausschließlich über CGI gelöst wird, kann man auch ganz froh sein, dass es hier nicht noch mehr kracht. Die Szenen auf dem amerikanischen Flugzeugträger, die Flugszenen und der Angriff auf Tokio sind … misslungen. Wer da nicht so genau hinsieht, ist klar im Vorteil. Am Schluss wird es etwas besser, allerdings wird da auch nur geschossen.

Das Drehbuch an sich ist eher flach. Die Personen sind irgendwo Schablonen, die sich in erprobten und bekannten Szenarien bewegen. Sie ist Witwe, er verletzt und das Böse ist nicht weit. Dennoch gibt es eine Idee in der Story – die Idee von Courage und dem Anflug von Liebe als ein Aufstemmen gegen die Tragik des Krieges, basierend auf einem wahrem Ereignis, das später vielen Chinesen das Leben kosten sollte. Leider kommt das Drehbuch aus rätselhaften Gründen nicht dazu, Figuren differenzierter darzustellen und so das Potential der historischen Hintergründe breiter abzuschöpfen.

Die große Stärke an diesem Film ist allerdings Yifei Liu (Mulan, 2020). Die junge chinesische Schauspielerin als Witwe Ying spielt präsent, zart und nuanciert und macht ihren Job toll. Auch ihre kleine Tochter Nunu (Fangcong Li) ist super, die beiden sind ein glaubwürdiges Team. Ein Volltreffer also, dem Emile Hirsch (Into the Wild, 2007 / Once Upon a Time in Hollywood, 2019) als abgestürzter Pilot und Love-Interest gegenüber gestellt wird. Emile Hirsch eröffnet den Film damit, dass er seinen Vorgesetzten davon erzählt, wie er abstürzte, von der Witwe aufgenommen und mit ihr flüchten konnte. Hirsch hat in dem Rückblick auf die Ereignisse seine schauspielerischen Momente, doch insgesamt wirkt er zu glatt und ohne Kante. Am Besten ist er dann, wenn Bille August sich nur auf den Moment und seine Kleinigkeiten konzentriert und Hirsch in dem Detail das Lebendige seiner Figur aufspürt. So gelingt dann auch die Verbindung zwischen der Witwe und dem Piloten und man wünscht ihnen, das sie es schaffen werden.

Gut sind außerdem die Drehorte. Das mag wie ein Witz klingen, ist aber kein Witz. Die Provinz Zhejiang ist ein malerischer Drehort, die Landschaft von traumhafter Schönheit und Bille August und seinem Kameramann Filip Zumbrunn (Die Känguru-Chroniken, 2020) muss das Herz aufgegangen sein. Kein CGI mehr, endlich draußen. Die Szenen in den Wäldern sind toll gefilmt und das kleine Dorf ist eine Wucht. Verdammt, was für ein schönes kleines Dörfchen. Ein Originaldrehort und Yifei Liu passt perfekt ins Bild.

Zum Ende hin gibt es dann auch wieder Action, die dann glücklicherweise  in den Wäldern stattfindet und sich so tricktechnisch auf den Schusswechsel mit einer japanischen Einheit beschränken muss.

THE HIDDEN SOLDIER ist ein durchwachsener und unvollkommener Film. Historisch reduziert und einseitig, will der Streifen viel und leistet dabei nur wenig. Im Kern gibt es allerdings die Sequenzen, in denen Bille August Gutes leistet und endlich die Momente für seine Inszenierung findet, von denen man sich mehr gewünscht hätte. Klein, aber hübsch. Yifei Liu ist stark und die Natur und das Dorf sind beeindruckend schön – wem das ausreicht, darf hier einen Blick wagen.

Das Bild der vorliegenden Blu-ray ist gut, der Ton ebenso. Als Extras gibt es ein Interview mit Emile Hirsch, Trailer und eine Bildergalerie.

Trailer:

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