Können Männer ganze 40 Tage und 40 Nächte enthaltsam leben? Vor allem, wenn sie so gut aussehen wie der junge Josh Hartnett? Uiuiui, ein gewagtes Experiment, welches die Hauptfigur in dieser Komödie von HEATHERS-Regisseur Michael Lehmann eingeht. Klingt zwar machbar, ist aber gar nicht so einfach, wenn selbst die eigenen Kollegen dagegen wetten und dem smarten Kerl mit Samenstau allerlei Hürden in den Weg legen. Dass er trotz Zöllibat gerade jetzt seine absolute Traumfrau kennenlernt, macht das Vorhaben nicht einfacher. Ob die Komödie, der STUDIO HAMBURG ENTERPRISES eine Blu-ray-Veröffentlichung spendierte, ein standhaftes Vergnügen oder doch nur ein vorzeitiger Schuss in die Hose ist, haben wir einmal geprüft.

Originaltitel: 40 Days and 40 Nights

Regie: Michael Lehmann

Darsteller: Josh Hartnett, Shannyn Sossamon, Paulo Costanzo, Vinessa Shaw, Griffin Dunne, Maggie Gyllenhaal

Artikel von Christian Jürs

Männer sind Schweine
Traue ihnen nicht, mein Kind
Sie wollen alle das Eine
Weil Männer nun mal so sind

Diese Zeilen aus dem populären Die Ärzte-Song hat wohl jeder von uns im Ohr. Im Grunde ist damit auch alles schon gesagt, denn 40 Tage und 40 Nächte funktioniert genau nach diesem Prinzip, auch wenn unsere Hauptfigur, gespielt von Josh Hartnett, eigentlich ein ganz lieber Kerl ist. Trotzdem, sein bestes Stück kommt ihm immer in die Quere in diesem knapp 1 1/2 Monate andauerndem Experiment (für den Zuschauer dauert es allerdings nur 96 Minuten).

Dabei beginnt alles zunächst mit einer großen Portion Herzschmerz. Hartnett gibt Matt Sullivan, einen Internetexperten, der unsterblich in seine Nicole (Vinessa Shaw) verliebt ist. Als die ihn jedoch nach Monaten der glücklichen Beziehung abserviert, fällt er in ein tiefes, schwarzes Loch. Ein ebensolches öffnet sich auch immer über ihm, wenn er mal wieder bei einem One-Night-Stand seinen Schmerz zu betäuben versucht. Er kommt einfach nicht von Nicole, die er nach wie vor für die Liebe seines Lebens hält, los. Als er dann auch noch erfährt, dass sie bereits einen neuen Lover (Dylan Neal) hat und sich mit diesem nach nur zwei Wochen verlobt hat, bricht Matts Welt endgültig in sich zusammen. Er sucht Rat bei seinem Bruder John (Adam Trese), einem angehenden Priester. Da der sich gerade in der Fastenzeit befindet, schließt auch Matt einen Entschluss. 40 Tage und 40 Nächte vollkommene Enthaltsamkeit sollen ihn ein für allemal von seiner Abhängigkeit Nicole gegenüber heilen. Eigentlich ein ehrbarer Plan, wenn ihm nicht sein Mitbewohner und Kollege Ryan (Paulo Costanzo) von vornherein den Wind aus den Segeln nehmen würde. 40 Tage ganz ohne Ejakulation seien ein Ding der Unmöglichkeit. Dass dank Ryans Indiskretheit tags darauf alle Kollegen bescheid wissen und zunächst heimlich, später ganz offen, hinter Matts Rücken Wetten abschließen, wann denn der Junggeselle sein Vorhaben aufgibt, macht die Sache nicht einfacher. Noch komplizierter wird es allerdings, als Matt bei seinem wöchentlichen Gang in den Waschsalon die schöne und äußerst sympathische Erica (Shannyn Sossamon) kennenlernt. Zwischen den beiden knistert es gewaltig, doch Matt bleibt bei seinem Vorhaben, vorerst enthaltsam zu leben, traut sich jedoch nicht, seiner Waschsalonbekanntschaft reinen Wein einzuschenken. Als dann auch noch die verlassene Nicole reumütig vor seiner Tür steht, ist das Chaos komplett…

Regisseur Michael Lehmann lieferte anno ´89 mit seinem Spielfilmdebut Heathers eine schwarze Kultkomödie ab, die auch heute noch ihren Status verdient hält. In den Folgejahren waren seine Filme von höchst unterschiedlicher Qualität. Manche gerieten besser (Airheads, Lügen haben lange Beine), andere schlechter (Hudson Hawk). 40 Tage und 40 Nächte siedelt irgendwo dazwischen an. Insbesondere die ersten beiden Drittel funktionieren recht gut. Die Prämisse um 40 enthaltsame Tage ist zwar recht platt, immerhin werden Männer hier als Opfer ihres Penisses dargestellt, doch vermag Josh Hartnett es, trotz allem Klischee eine ordentliche Portion Charme zu versprühen, um die Geschichte zusammen zu halten. Zumindest über weite Strecken. Denn leider, nach einer netten, aber nach heutigen Sehgewohnheiten etwas ausgewalzten „Sex ohne Berührung“-Szene, wird es leider platt und peinlich. Denn dann wird Nicole, die Ex-Freundin, plötzlich als Oberbitch eingeführt, die mit allen Mitteln versucht, ihren Lover zurück zu gewinnen. Dass sie dabei auch vor einer, ziemlich hanebüchenen Vergewaltigung nicht zurückschreckt, ist schon ziemlich ärgerlich. Zu keinem Zeitpunkt ihres Auftretens ist es zudem glaubhaft, dass Matt sein Herz an diese Schlange verloren hat und ihr auch noch nachweint.

Noch furchtbarer ist aber der „spannende“ Finalkampf zwischen Matt und seinen Trieben. Nachdem er 39 Tage ohne größere Probleme (von einem unpassenden Stender zum Zeitpunkt einer Internetpräsentation mal abgesehen), auf fleischliche Genüsse verzichten kann und sogar einem flotten Dreier mit zwei sehr ansprechenden Kolleginnen entsagt, dreht er am finalen Tag total durch, hat Wahnvorstellungen von nackten Frauen und muss sich auf der Zielgeraden ans Bett fesseln lassen, um nicht selbst Hand anzulegen. Hier verliert der Film leider alles, was er in der ersten Stunde so mühsam aufgebaut hat. Dass seine Kollegen im Büro eigentlich alle wegen sexueller Belästigung und Nötigung ihren Job verlieren müssten und Griffin Dunne als Vorgesetzter lediglich für einen müden Viagrawitz in den Film eingebaut wurde, ignoriere ich einmal wohlwollend.

Was bleibt, ist ein talentierter Jungdarsteller und eine nette Idee, die leider viel zu sehr auf Männerklischees und eine übertrieben böse Exfreundin im letzten Drittel setzt, statt auf die recht gut funktionierende Lovestory zwischen Matt und Erica. Schade eigentlich, denn eine gute Stunde lang ist der Film wirklich sehenswert.

In Sachen Bild- und Tonqualität (Deutsch und Englisch) geht die Scheibe in vollkommen in Ordnung, Bonusmaterial gibt es leider keines. Immerhin ist ein Wendecover ohne FSK 12-Flatschen vorhanden.

 Trailer:

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