Es hat schon etwas von dem „Pralinenschachtel-Prinzip“, wenn Cargo Records neue Veröffentlichungen auf den Markt bringt, denn auch hier weiß man nie so wirklich was man bekommt, wird bei dem einschlägigen Vertrieb doch tief in den Mottenkisten vergangener Videotheken-Tage gewühlt. Im Falle von LEGACY – TÖDLICHER EINSATZ IN MANILA (1998) haben wir es mit einem Actionthriller zu tun, in dem niemand geringeres als Charakterdarsteller und Sangesgott David Hasselhoff den Helden mimt und mit Rod Steiger gibt es sogar noch einen echten „Oscar“-Preisträger obendrauf. Ob sich der Streifen aus Tagen, in denen „The Hoff“ noch versucht hat, ein ernstzunehmender Schauspieler zu sein, überzeugen kann, erfahrt ihr in unserer Kritik!

Originaltitel: Legacy

Drehbuch: Kevin Lund, T.J. Scott
Regie: T.J. Scott

Darsteller: David Hasselhoff, Donita Rose, Rod Steiger, Corin Nemec, Douglas O’Keefe, Victoria Pratt…

Artikel von Christopher Feldmann

Es gab durchaus mal eine Zeit, in der David Hasselhoff keine Selbstparodie auf zwei Beinen, sondern so etwas wie ein echter Star war. Bei all der Häme über Cheeseburger und Kult-Schlager wie „Looking for Freedom“ und „Limbo Dance“ sollte man nicht vergessen, dass „The Hoff“ mit BAYWATCH – DIE RETTUNGSSCHWIMMER VON MALIBU (1989-2001) die erfolgreichste US-Serie des 20. Jahrhunderts auf die Bildschirme brachte, seine Vorgängerserie KNIGHT RIDER (1982-1986) echter 80er-Kult ist und er auch musikalisch einige Chart-Erfolge vorweisen kann, wenn auch größtenteils in Deutschland. Dazwischen probierte sich der fleißige Entertainer immer wieder als Filmschauspieler aus, wenn auch mit weitaus weniger Erfolg. Mit LEGACY – TÖDLICHER EINSATZ IN MANILA (1998) hat man nun einen solchen Hoff-Heuler aus der Versenkung geholt und ihn erstmals auf Scheibe veröffentlicht. Wer sich hier schon in Vorfreude auf Action-Trash die Hände reibt, dürfte allerdings enttäuscht werden, denn der kurzweilige Thriller vor der Kulisse der Philippinen ist durchaus seriöser geraten, als man es vermuten würde.

Handlung:
Der engagierte Kriegsfotograf Jack Scott (David Hasselhoff) gerät in Manila in Kontakt mit der Halbasiatin Lana (Donita Rose), die die Spuren ihres Vaters verfolgt, den sie nie kennengelernt hat. Gemeinsam mit Scott stellt sie Nachforschungen an und gerät schon bald in das Fadenkreuz eines ehemaligen Kommandeurs Sadler (Rod Steiger), den Lanas Vater einst um viel Geld erleichterte. Eine tödliche Hetzjagd beginnt!

Das Cover-Artwork und der deutsche Titel dieses Films lassen im Vorfeld auf einen saftigen B-Actioner schließen, immerhin sorgten solche einschlägigen Reißer vor philippinischer Kulisse in den 1980er und 1990er Jahren für durchaus gute Zahlen auf dem Videomarkt. Aber dem ist nicht so, denn wer denkt, „The Hoff“ wandelt auf den Spuren von Michael Dudikoff oder Chuck Norris, der hat sich etwas getäuscht.

LEGACY ist weit weniger ein klassisches Action-Vehikel, sondern mehr ein Thriller, der sich dem damaligen Zeitgeist anbiedert, der in den 1990er Jahren im Kino vorherrschte. In Zeiten von Tom-Clancy- und John-Grisham-Verfilmungen, in denen es meist um politische und juristische Verschwörungen, internationale Konflikte und heroische Gerechtigkeit ging, fügt sich die Direct-to-Video-Produktion als nette Fußnote ein, denn natürlich kann der Streifen nicht mit den damaligen Kinoproduktionen mithalten. Dabei lieferte mit James Grady ein durchaus prominenter Name die Story des Films. Grady war nämlich in erster Linie Romanautor und lieferte die literarische Vorlage zu DIE DREI TAGE DES CONDOR (1975), einen der spannendsten Politthriller der 1970er Jahre, mit Robert Redford in der Hauptrolle. Von dieser Klasse sind wir natürlich meilenweit entfernt, wird der ordentliche Plot doch recht zweckdienlich erzählt, ohne große Schlenker oder tiefergehende Szenen. Tatsächlich kann man dem Skript wahrlich nicht viel vorwerfen, außer, dass es recht beliebig umgesetzt wurde. LEGACY probiert sich zuerst an einer Anti-Kriegs-Message, die aber kurz nach Beginn im Sande verläuft. Hasselhoff als verschwitzter Journalist in Mitten von Krieg und Leid hat schon etwas, dient aber nur dazu, den Protagonisten als unerschrockenen Fotojäger zu etablieren, der sich mit Anlauf in die Gefahrenzone wirft, um das beste Bild zu erhaschen. Was darauf folgt, ist eine Mischung aus Drama, Verfolgungsjagd und politischen Ränkespielen, die, gemessen an dem Produktionsniveau, lediglich einfach gestrickt sind. So richtig mitreißen will das Ganze nicht, dafür ist die Präsentation der Geschichte zu mittelmäßig.

Das liegt zum einen an der Besetzung. Bei allem Respekt für David Hasselhoff, ein begnadeter Actionheld war das Ein-Mann-Gesangskommando des Mauerfalls nie und wird es auch nicht mehr werden. Bei aller Mühe, die der TV-Rettungsschwimmer an den Tag legt, seine Figur bleibt genauso eindimensional und flach wie die Spannungskurve des Films. Dabei gibt das Material durchaus etwas her. Es geht um Vergangenheitsaufarbeitung, Geheimnisse, Machenschaften und stets mit ihren Häschern im Nacken rennen Hasselhoff und sein weiblicher Sidekick durch Manila. Leider agieren die Darsteller auf Autopilot und während „The Hoff“ noch engagiert ist, bleibt MTV-ASIA-Moderatorin Donita Rose als Lana völlig vergessenswert. Dasselbe gilt leider auch für Oscar-Preisträger Rod Steiger. Steiger, der im Laufe seiner Karriere in Filmen wie IN DER HITZE DER NACHT (1967), Sergio Leones TODESMELODIE (1971) und THE AMITYVILLE HORROR (1979) zu sehen war, nudelt hier den Bösewicht nach Schema F runter und wirkt mit hinkendem Schritt und aufgedunsenem Gesicht ziemlich ungesund. Viel zu tun hat er nicht, außer seinen Henchmen irgendwelche Anweisungen zu geben.

Für die Regie war T.J. Scott verantwortlich, ein klassischer Auftragsarbeiter, der vor allem im Bereich der TV-Serien zu Hause ist und zuvor mit TC 2000 (1993) einen unzureichenden Videotheken-Klopper mit Billy Blanks inszenierte. Leider ist die Regie-Arbeit der große Schwachpunkt des Films. Zwar kann man sich damit rühmen vor originaler Kulisse gedreht zu haben, dem Regisseur fehlt es aber an handwerklichem Geschick, die Location passend in Szene zu setzen. So spielen sich viele Szenen in irgendwelchen faden Gassen ab und auch für die weitläufige Natur hat Scott keinen Blick. Die Actionszenen fallen ebenso negativ ins Gewicht. Alle Kampfszenen „glänzen“ durch Wackelkamera, was dafür sorgt, dass man so gut wie nichts erkennt und somit womöglich Hasselhoffs fehlende Physis kaschieren soll. Die Verfolgungen durch Manila sind ebenso unübersichtlich und lieblos gefilmt, als hätte es dem Regisseur an Motivation gefehlt.

Die DVD aus dem Hause Cargo Records ist wie gewohnt nicht die Spitz der Qualität. Das Bild wird lediglich in 4:3 präsentiert, der Ton ist in Mono. Mehr sollte man bei solchen Veröffentlichungen nicht erwarten, denn eigentlich werden nur Tapes digitalisiert und auf Scheibe gepresst. Das ist zwar nichts für HD-Fetischisten aber immerhin erfreulich für all diejenigen, die auf der Suche nach solcher Videotheken-Ware sind.

Fazit:

Cargo Records hat mit LEGACY – TÖDLICHER EINSATZ IN MANILA (1998) einen weiteren Streifen ausgegraben, den sonst vermutlich niemand je veröffentlicht hätte. Eine klassische Direct-to-Video-Produktion, in der David Hasselhoff noch Ambitionen hatte. Das ist gar nicht mal so schlecht und uninteressant, jedoch lasch und austauschbar präsentiert und mit teils schwachen Darstellern besetzt. Typischer Fall von: „Da hätte man etwas daraus machen können!“

Leider gibt es zu LEGACY keinen brauchbaren Trailer, dafür könnt hier nochmal dem Titelsong „More Than Words Can Say“ lauschen, intoniert von „The Hoff“ himself!

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