Die Brüder Paul und Chris Weitz haben mit Filmen wie American Pie und About a Boy beachtliche Publikumserfolge feiern können. Anno 2009 sollten beide dann mit zwei unterschiedlichen Vampirfilmen an der Kinokasse gegeneinander antreten. Doch während Chris mit seinem Twilight Sequel New Moon – Bis(s) zur Mittagsstunde einen beachtlichen, wenn auch qualitativ nicht unbedigt gerechtfertigten, kommerziellen Erfolg erzielen konnte, erlitt sein Bruder Paul mit der ersten Verfilmung der Mitternachtszirkus-Romanreihe, Schiffbruch. Ein ganzes Jahrzehnt später übernahm JUSTBRIDGE ENTERTAINMENT und veröffentlichte den phantasievollen Teeniehorrorstreifen nun endlich auch hierzulande in HD.

Originaltitel: Cirque Du Freak: The Vampire´s Assistant

Regie: Paul Weitz

Darsteller: Chris Massoglia, Josh Hutcherson, John C. Reilly, Jessica Carlson, Orlando Jones, Ray Stevenson, Salma Hayek, Ken Watanabe

Artikel von Christian Jürs

Darren Shan (Chris Massoglia) ist ein Musterschüler. Doch sein bester Freund Steve (Josh Hutcherson) ermutigt den Jungen zum Schulschwänzen und Zerstören öffentlichen Eigentums, was Darrens ordnungsliebende Eltern (Don McManus & Colleen Camp) dazu veranlasst, ein Kontaktverbot für die beiden Freunde auszusprechen. Natürlich halten sich die beiden Jungs nicht daran und besuchen in der Folgenacht einen dubiosen Zirkus voller Freaks, der nur für eine einzige Vorstellung in der Stadt gastiert.

Der Abend im sogenannten Cirque du Freak hält, was sein Name verspricht. Neben einer bärtigen Lady (Salma Hayek), bietet die Show einen Schlangenjungen (Patrick Fugit), einen Werwolf (Tom Woodruff Jr.) und vielerlei andere, ungewöhnliche und gruselige Gestalten. Hauptattraktion ist definitiv der Vampir Crepsley (John C. Reilly), der mit einer giftigen Spinne im Spider-Man-Design auf der Bühne hantiert. Dieser Achtbeiner hat es Darren angetan und so schleicht der sich nach der Vorstellung heimlich in die Garderobe des Vampirs, wo er sich bei dessen überraschender Rückkehr schnell im Schrank versteckt. Dort belauscht er ein Gespräch zwischen Crepsley und dessen Vampirkumpel Gavner Purl (Willem Dafoe), die über einen möglichen, bevorstehenden Krieg zwischen den friedlichen Vampiren, die ihre Opfer niemals töten und den wesentlich gefährlicheren Vampyren, die für ihre Nahrung über Leichen gehen, diskutieren. Just in diesem Moment schneit Steve in die Garderobe und bittet darum, zu einem Vampir transformiert zu werden, was Crepsley und Purl jedoch ablehnen und den erbosten Jungen zum Teufel jagen. Darren kann derweil mitsamt der Giftspinne entkommen und versteckt diese am Folgetag in seinem Schulspint. Natürlich kann das Vieh entkommen und beißt auf der Flucht Steve in die Wange, der daraufhin ins Coma fällt. Darren begibt sich zu Crepsley, um diesen um ein Gegenmittel für das Spinnengift zu bitten, doch der stellt eine Bedingung: Darren soll sich in einen Halbvampir verwandeln lassen, also einen Untoten, der auch am Tage durch die Straßen ziehen kann. Als dieser muss er zunächst seine Familie verlassen und für Crepsley fortan arbeiten. Notgedrungen willigt Darren ein, ahnt er doch nicht, dass er sich bald mitten im Kampf zwischen den Vampiren und den Vampyren befinden wird…

Als Mitternachtszirkus – Willkommen in der Welt der Vampire damals in die Lichtspielhäuser kam, ging der Film komplett an mir vorbei. Schuld daran waren meine beiden Kinder, die zu dieser Zeit auf die Welt kamen und meinen Filmhorizont dadurch eine gewisse Zeit lang blockierten. Dank Justbridge Entertainment, die dem Film jetzt einen HD-Update spendierten, konnte ich diese Wissenslücke endlich schließen. Der Film von Paul Weitz orientiert sich lose an den ersten drei Büchern der insgesamt zwölfteiligen, gleichnamigen Buchreihe von Darren Shan. Ein gutes Timing, kamen zu dieser Zeit doch diverse Jugendbuchreihen mit großem Erfolg auf die große Leinwand. Harry Potter, Die Tribute von Panem und natürlich Twilight, dessen zweiten Teil, wie eingangs erwähnt, Pauls Bruder Chris Weitz zeitgleich inszenierte, konnten sich allesamt an der Kinokasse behaupten. Mitternachtszirkus – Willkommen in der Welt der Vampire war dieses Glück allerdings nicht vergönnt, obwohl der Film deutlich unterhaltsamer geraten ist als die Glitzervampirsoße aus dem Twilight-Universum.

Doch besser bedeutet eben nicht zwingend auch gleich gut und so entpuppt sich die irre Freakshow zwar als äußerst originell in der Darstellung der verschiedenen Kreaturen und temporeich geht es auch voran, doch hapert es an diversen Ecken und Enden. So sind die Spezialeffekte für einen Film aus dem Jahre 2009 nicht wirklich überzeugend. Alles, was am Computer entstand, ist auch deutlich als ein solcher Effekt zu erkennen. Da man sich fast ausschließlich auf die Digitalkunst verlassen hat, zieht sich dieses Manko leider durch den gesamten Film. Schwerer wiegt allerdings, dass Hauptdarsteller Chris Massoglia (The Hole – Wovor hast Du Angst?) eine äußerst schwache Vorstellung abliefert und seine Figur auch nicht sonderlich gut geschrieben wurde. Es beginnt schon bei der Aktion Spinnenklau, die wenig nachvollziehbar bleibt, was seine Figur von Anfang an suspekt erscheinen lässt. Josh Hutcherson, der parallel mit der Die Tribute von Panem Reihe mehr Glück hatte, erinnert in seiner Darstellung des rebellischen Steve, der sich schließlich – vorsicht, Spoiler – auf die dunkle Seite ziehen lässt, an das ebenfalls schwache Spiel von Hayden Christensen aus der Star Wars – Prequel-Trilogie. John C. Reilly spielt dafür deutlich besser, was aber auch an der deutlich besser entworfenen Figur liegen mag. Salma Hayek, Ken Watanabe und Willem Dafoe bekommen leider nicht allzuviel zu tun und bleiben bessere Statisten. Immerhin darf Ray Stevenson einen herrlich fiesen Bösewicht geben, was den Karren aber leider auch nicht vollends aus dem Dreck zu ziehen vermag.

Dafür können Bild- (2,35:1 / 1080p) und Tonqualität (Deutsch und Englisch in 5.1) der Blu-ray überzeugen. Auch das Bonusmaterial punktet mit diversen unveröffentlichten Szenen und Making Of-Featurettes mit einer Gesamtlaufzeit von ca. 50 Minuten. Hierfür gibt es den Daumen hoch.

Paul Weitz Freakshow möchte gerne auf dem Niveau eines Tim Burton agieren, scheitert aber an seinen Ambitionen. Trotzdem, der Film ist bunt, schnell und lässt die Laufzeit geschwind vorbeirauschen. Wem das genügt, der sollte sich das FuturePak zulegen. Allerdings sollte man sich bewusst sein, dass der Film so angelegt ist, dass die Geschichte zum Abspann hin erst richtig beginnt. Ein Sequel wurde, aus verständlichen Gründen, jedoch niemals produziert.

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