Alte Horrorschinken aus dem sonnigen Spanien hab ich ganz besonders in mein Herz geschlossen. Seit ich in frühester Jugend aus dem Videoschrank meiner Eltern Gassenhauer wie die reitenden-, schwimmenden- oder sich sonstwie fortbewegenden Klappergestelle und die größten Hits vom Naschy Paule in seiner Paraderolle als Meister Petz stiebitzte, kann ich von diesen schundigen Werken nicht genug bekommen. Es war wohl der fromme Wunsch der damaligen, spanischen Filmindustrie, Gruselfilme im Stil irgendwo zwischen barockem Hammer-Horror und italienischen Gruslern im Stile Mario Bavas, zu produzieren und dabei herrlich zu scheitern, der mich so fasziniert. Es ist die Naivität dieser Werke, die sie so sympathisch macht. Dieser Film hier stammt vom Regisseur des hierzulande deutlich bekannteren Der Totenchor der Knochenmänner. Es ist ein von den Italienern co-produzierter Gothichorror mit Gialloanleihen. Welchen Bonusfilm uns SEDNA MEDIEN & DISTRIBUTION GMBH außerdem noch dieser Veröffentlichung beilegte, erfahrt Ihr im Artikel.

Originaltitel: Il Catello dalle porte di fuoco

Weitere Titel: Altar of Blood / Blood Castle / Scream of the Demon Lover / El Castillo de Frankenstein / Ivanna

Regie: José Luis Merino

Darsteller: Erna Schurer, Carlos Quiney, Agostina Belli, Cristiana Galloni, Antonio Jiménez Escribano

Artikel von Christian Jürs

Irgendwann und irgendwo im frühen 20. Jahhundert. Ivanna Rakowsky (Erna Schurer), eine renommierte Chemikerin, befindet sich auf der Anreise zum Schloß Monte Christo, wo sie ihre neue Stelle unter Baron Janos Dalmar (Carlos Quiney) anzutreten gedenkt. Doch bereits der Weg dorthin ist alles andere als problemlos, möchte ihr doch keiner der Bewohner von Abergläubischhausen den Weg zum Schloß erklären. Auf ein Taxi oder Stadtauto braucht sie erst recht nicht zu hoffen.

Endlich angekommen, wird´s nicht besser, verlangt der Baron doch die sofortige Abreise der blonden Schönheit, hatte er doch einen männlichen Chemiker erwartet. Er bietet ihr sogar drei Monatsgehälter, wenn sie mir nichts, dir nichts das Weite sucht. Doch Ivanna ist eine emanzipierte, junge Frau, die sich nicht die Butter vom Brot nehmen lässt und auf Almosen nicht angewiesen zu sein scheint. Sie erwiedert empört, dass sie sich nicht für Arbeit bezahlen lässt, die sie nicht geleistet hat und ist entschlossen zu bleiben. Der unfreundliche Baron bleibt jedoch stur. Seine Haltung könnte damit zusammenhängen, dass in der Gegend in letzter Zeit vermehrt Damen als vermisst gemeldet wurden. Damen, die zuvor mit dem Baron zarte Bande knüpften. Möglicherweise ging es auch nur um Sex. Apropos Sex, Ivanna wird des Nachts in den Kerker verschleppt und dort nakisch angekettet. Die gesamte, bislang aufgebaute Emanzipation innerhalb von Sekunden zum Teufel gejagt. Die top frisierte Blonde schreit zwar ängstlich um Hilfe, ihre Nippel sprechen aber eine andere Sprache (es könnte auch schlichtweg kalt sein, aber ich glaub´, sie hat, getreu der Ärtze einfach ein bisschen Haue gern). Jedenfalls greift ein Arm nach ihr, der darauf schließen lässt, dass der Toxic Avenger am Set vorbeigeschaut hat. Am nächsten Morgen beschließt Ivanna verständlicherweise, abzureisen, was ihr nun der Baron verwehrt. „Wenn sie jetzt abreisen, bedeutet es nur, dass sie Angst haben für mich zu arbeiten.“ Wer könnte es ihr verübeln? Nachdem ihr glaubhaft versichert wurde, die nächtliche, sexuelle Nötigung sei nur ein Albtraum gewesen, hervorgerufen durch Dämpfe, die im Labor des Barons entstünden, machen sich die beiden sofort ans Werk. Der Herr von und zu plant nämlich, tote Materie wieder zum Leben zu erwecken. Den passenden Leichnam hierfür, lagert er bereits in der Badewanne. Seinen verbrannten Bruder Igor (Enzo Fisichella). Könnte man jetzt auch irgendwie krank finden. Wenn das mal alles nix mit dem Verschwinden der Damen zu tun hat. Apropos, es dauert jedenfalls nicht lange und das Morden geht fröhlich weiter…

Das Geheimnis von Schloß Monte Christo hat alles, was ein spanischer Gruselfilm von anno Dazumal benötigt. Eine altmodische, gruselige Kulisse inklusive langer Gänge, die nur mittels getragenem Kerzenleuchter erhellt werden, einen dubiosen, männlichen Hauptcharakter, ein paar liebevoll-trashige Effekte, Gewitter mit Blitz und Donner und natürlich eine bezaubernde Damenwelt, die sich alle Nase lang nackig macht. Allen voran Erna Schurer, die bereits ein Jahr zuvor in Der Satan ohne Gesicht, einem italienischen Horrorschinken, ebenfalls nicht mit ihren Reizen geizte. Sie ist ebenso hüsch anzusehen wie Cristiana Galloni und Agostina Belli, die sich allesamt präsentieren dürfen, wie Gott sie schuf. Nett von Regisseur José Luis Merino. Was der Film jedoch nicht besitzt ist irgendein Zusammenhang mit der Geschichte von Der Graf von Monte Christo, auf den der deutsche Titel beabsichtigt schließen lässt. Dafür muss ich leider erwähnen, dass der Film sich aufgrund seines eher milden Horrorfaktors und seines gemächlichen Tempos eher im unteren, qualitativen Mittelfeld der Horrorfilme aus Sangrialand bewegt. Zu wenig Horror und ein längeres auf-der-Stelle-treten der Handlung erproben die Geduld des Publikums. Da haben andere Produktionen, wie zum Beispiel eingangs erwähnte Reitleichen, deutlich die Nase vorn. Trotzdem, Fans dieser Sparte werden auch bei Das Geheimnis von Schloß Monte Christo auf ihre Kosten kommen.

Bild- (1,66:1) und Tonqualität (Deutsch und Italienisch in DD 2.0) sind dem Alter und der Seltenheit des Streifens entsprechend gut. Das Bild ist etwas „verschneit“, aber hier dürfte schlichtweg kein besseres Master vorliegen. Deutsche Untertitel sind ebenfalls vorhanden. Im Bonusbereich gibt es zwei Bonusszenen, einen Audiokommentar von Lars Dreyer-Winkelmann, den Trailer und das abgefilmte Werbematerial. Doch damit nicht genug, findet sich, wie bereits versprochen, noch ein Bonusfilm auf der Scheibe. Orloff und der unsichtbare Tod aka In den Krallen des Unsichtbaren ist ein weiterer Euroknaller, produziert in Frankreich und Spanien und mit Howard Vernon gut besetzt. Ein Knaller ist übrigens maßlos übertrieben, aber als Bonusfilm mit ebenso üppigem Bonusmaterial wie ein Audiokommentar mit Gerd Naumann, Christopher Klaese und Matthias Künnecke, außerdem Bonusszenen, den Trailer und Werbematerialien, geht er schon voll in Ordnung. Diese Veröffentlichung scheint inhaltsgleich mit der X-Rated Hartbox zu sein, halt nur in klein und günstig.

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